Australien Mount Isa

04.04.11 - 06.04.11

Mount Isa

Wenn am Morgen früh das Navi anzeigt, dass man in 639 Kilometer links abbiegen muss, dann weiss man: das wird eine lange und vielleicht nicht so abwechslungsweise Fahrt! Genau das stand uns bevor. Quer durchs Outback brettern, alles Richtung Osten. Und wenn man dann meint, man wäre bald an der Küste, dann liegt man total falsch. Denn bis dorthin sind es noch weitere 900 Kilometer. Freude herrscht! Der Weg ist das Ziel! Und mit diesem Motto fuhren wir los. Im Threeways Roadhouse nahmen wir noch einen 1 dl Kaffee für $ 4.50 mit auf den Weg und verliessen den Stuart Highway ostwärts. Und dann fuhren wir halt gerade aus, wie es uns das Navi anzeigte. Manchmal endete die Strasse nach vorne, wie auch nach hinten einfach nur am Horizont. Weiten wie wir sie gar nicht kennen. Die Schäden durch die Überschwemmungen waren teilweise gute Abwechslungen auf den schnurgeraden Strassen. Riesige Löcher im Asphalt (einen Meter tiefer und wir hätten am anderen Ende der Erde Europa gesehen), die wir möglichst gut umfuhren. Ebenfalls hatte es immer wieder Seen neben der Strasse und Wasser, das über die Fahrbahn floss. Die enormen Niederschläge hatten zur Folge, dass jeder Keim im Outback einen grünen Trieb hervorbrachte. Und so sahen wir eigentlich wenig vom roten Sand, dafür eine grün blühende Wüste. Wunderbar. Nach dem ersten Tankstopp ($ 1.97/Liter Diesel; Verbrauch mittlerweile 20 Liter/100 km bei knapp 120 km/h) folgte ein Hinweisschild, dass die nächste Tankstelle 260 Kilometer entfernt ist. Da kann man nur hoffen, dass alles rund läuft. Irgendwo zwischen der einen graden Strecke und der anderen graden Strecke verliessen wir das Northern Territory und kamen nach Queensland, unserem 6. Bundesstaat in Australien. An der Strecke änderte sich nicht viel, denn es ging immer noch gerade aus. Mühe hatten wir mit den Kamikaze Vögeln, die auf der Strasse standen und sehr wahrscheinlich Mikado spielten - wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Hupen half meistens die Meute rechtzeitig aufzuscheuchen, Bremsen war dann die zweite Option. Doch diese Viecher fliegen nicht immer quer zu Strasse weg und so kam es leider, dass der eine oder andere Vogel mit unserem Camper kollidierte.

Etwa 90 Kilometer vor unserem Ziel fuhren wir noch an einer speziellen Situation vorbei. Links am Strassenrand stand ein Auto halb neben und halb auf der Fahrbahn. Wir verlangsamten die Fahrt etwas und fuhren aber dennoch zügig mit genügend Abstand am parkierten Auto vorbei. Ein Mann lag rücklings auf den Autodach. Wir waren zu schnell, um auf der Höhe des Fahrzeuges zu halten und wir waren uns auch nicht ganz sicher, was das genau sollte. Letztendlich entschieden wir uns zum weiter fahren. Wir wussten nicht, was dies zu bedeuten hatte. Nahm der Mann ein Sonnenbad, war im etwas zugestossen oder war da sonst etwas faul. Wir wussten aber, dass etwas hinter uns ein anders Fahrzeug folgte, das wir vor ein paar Minuten überholt hatten und es kamen uns ein paar weitere Fahrzeuge entgegen.

Als dann die Stimme vom Navi uns mitteilte: biegen sie links ab, wussten wir, wir haben unser Ziel erreicht. Die drittgrösste Stadt der Welt! Und wohl nur die wenigsten kennen diese Stadt. Mount Isa. Mit einer Fläche von 42‘904 km2 ist diese Stadt noch um 1‘619 km2 grösser als die ganze Schweiz. Wahnsinn! Eine Stadt mit knapp 20‘000 Einwohnern und einer so riesig grossen Mine, dass die Stadt fast völlig untergeht. Die Mount Isa Mines gehört Xstrata und wer sich ein bisschen auskennt weiss, dass dies ein Schweizer Bergbauunternehmen mit Sitz in Zug ist. So klein die Welt doch ist. Als wir am Morgen starteten und im Threeways Roadhouse auf den Kaffee warteten, war ebenfalls ein Mann am warten. Wir sahen ihn mit einem Firmenjeep wegfahren. Im Laufe des Tages überholte er uns etwa zwei oder drei Mal und als wir in Mount Isa auf dem Campingplatz standen, fuhr er auf den Platz neben uns und dies nach über 600 Kilometer. Die Welt ist wirklich klein.

Nachdem Isabella im Yellowstone Nationalpark den Lake Isa hat, in Kalifornien den Lake Isabella, hat sie nun auch noch in Australien eine ganze Stadt mit Mine. Es war ja nicht gerade Zufall, dass wir am 04.04. in Mount Isa landeten. Nebst dem, dass dies unser 200. Reisetag war, war es zugleich auch unser 10-jähriges Jubiläum. Nicht dass der Ort wirklich schön wäre, aber die Namensbindung war Anlass genug, um an diesem Tag da zu sein. Bescheiden im Camper, aber gemütlich und zufrieden feierten wir diesen Tag bei einem leckeren Teller Pasta, einem Bacardi Breezer und einem Gläschen Wein aus Australien.

Der Wecker war mal wieder früh dran, eigentlich viel zu früh, um aufzustehen. Doch wir wollten die nächsten 770 Kilometer unter die Räder nehmen. Wir waren aber so müde, dass wir kurzentschlossen die Fahrt um einen Tag verschoben. So drehten wir uns noch einmal im Bett um und schliefen noch zwei, drei Stunden. Den so gewonnenen Tag in Mount Isa nutzten wir für eine Minen Tour. Wir wollten mal sehen und erleben woher das Metall kommt, das aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken wäre. Einmal in den Untergrund hinabsteigen und sich ein Bild davon machen, wo und wie, aber vor allem unter welchen Bedingungen in einer Mine unter Tag gearbeitet wird. Wir zogen die orangen Overalls an, Gummistiefel bis knapp unter die Knie, einen Helm sowie eine starke Lampe mit einer sehr wahrscheinlich 5 Kilogramm schweren Batterie. Dann ging es zum grossen Liftschacht. Einen letzten Blick vom Tageslicht und einen letzten Zug frische Luft, dann donnerte der Lift hinab in den Untergrund. Zwanzig Meter unter der Erde kam der Lift zum stehen. Dort bestiegen wir den Minenzug und fuhren durch einen stockdunkeln Tunnel zum Minenportal. Von da an ging es zu Fuss weiter. In der ersten grossen Wasserlache musste Isabella feststellen, dass einer ihrer Stiefel nicht dicht war. So hatte sie nebst der Besichtigung noch ein Fussbad. In der ausgebeuteten und ausrangierten Mine der Alimak Cage zeigte uns unser Kumpel Mark, wie früher und heute in der Mount Isa Mine gearbeitet wurde resp. wird. Druckluft getriebene Bohrapparate (20 Kilogramm schwer) die von Hand gestemmt wurden, um zwei bis drei Meter tiefe Löcher in den Felsen zu bohren. Er zeigte uns, wie man für den Ausbruch Sprengladungen anbringt und wie man das Ausbruchmaterial mit dem Bagger weg transportiert. Wir liefen in dem Höhlenlabyrinth von einer Ausbruchstelle zur anderen, wobei die Maschinen immer grösser und etwas moderner wurden. Jedoch eines blieb gleich: es ist laut, warm, nass und kein gemütlicher Ort zum arbeiten. Wir hielten eine Hand 5 Zentimeter vor das Gesicht, mit der anderen Hand schalteten wir unsere Stirnlampen aus. Wir sahen die Hand vor unseren Augen nicht mehr, so stockdunkel war es in der Mine. Nach gut zwei Stunden fuhren wir mit den Zug retour zum Lift, der uns wieder zurück ans Tageslicht brachte. Es war uns auch gleich wieder ein bisschen wohler.

Chapeau, vor all den über 1‘000 Minenarbeitern in Mount Isa, die täglich über acht Stunden unter Tage arbeiten. Mittlerweile wird auf einer Tiefe von 1‘900 Meter unter der Erde gearbeitet - nein, wir würden sterben vor Angst. In der Mine werden Kupfer, Zink und Blei sowie Silber und Gold als Nebenprodukte gewonnen. Total werden jährlich 6.5 Millionen Tonnen Erz abgebaut, zerkleinert und geschmolzen. Die gewonnenen Bergbauprodukte werden anschliessend zur Verschiffung in die ca. 900 Kilometer entfernte Hafenstadt Townsville transportiert. Als Jürg unserem Kumpel Mark erzählte, dass er in einem Elektromotorenwerk arbeitete und dort zig Tonnen Kupfer jährlich verarbeitet werden, schenkte er ihm einen Brocken Kupfererz als Andenken. So konnten wir uns über die Metallgewinnung in einer Mine einen einmaligen Eindruck verschaffen.

Nach der wirklich eindrücklichen Minen Tour machten wir einen Besuch an der Minen Expo. An der dreitägigen Ausstellung wird allerlei im Zusammenhang mit Bergbau angepriesen und ausgestellt. Von Bohrhämmer über Druckluftaggregate bis zu Monsterbagger und Jumbomuldenkipper. Nach dem Nachtessen fuhren wir zum City Lookout, um die Stadt, bzw. die Mine, bei Nacht zu sehen. Eine Stadt, eine Mine: das ist Mount Isa. Eindrücklich und unvergesslich.

Wie wird man auf einen Schlag so richtig wach am Morgen früh? Man geht auf die Toilette, klappt den Deckel hoch und schaut einem grossen grünen Frosch in die Augen! Plötzlich war der so dringende Gang zur Toilette zur Nebensache geworden. Jürg klopfte an der Toilettentüre nebenan, wo Isabella sich gerade frisch machte. Jürg sagte, er könne nicht auf die Toilette gehen. Isabella fragte, ob es schmutzig wäre? – nein – Hat es Ungeziefer? – ja – Sind sie gross? – ja, ziemlich – Ist es ein grosser Käfer? – nein, ein Frosch! Fast schon todesmutig wollte Isabella mit der Klobürste dem armen Frosch aus der Schüssel helfen. Doch dieser wollte von einer Rettungsaktion nichts wissen, rutschte langsam zurück ins Wasser und verschwand letztendlich im Syphon, wo auch sehr wahrscheinlich sein Zuhause ist. Ooops! Jetzt heisste es Backen zusammen kneifen und erst wieder zu Hause aufs Töpfchen gehen. Scheisse, das wird ja noch lange dauern!

Nachdem wir (vor allem Jürg) wach waren, nahmen wir die nächste Etappe unter die Räder. 770 Kilometer immer ostwärts nach Chapters Towers. Nach ca. neun Stunden Fahrt, dreimal tanken (Sicherheitsfüllung!) und einer grösseren Pause erreichten wir das nächste Ziel. Wir hatten aber die Ostküste noch immer nicht erreicht.