Kanada Québec / Montreal / Ottawa / Toronto / Niagara Falls

Québec

Zwischen Boston und Québec lagen 650 Kilometer, eine Übernachtung, Schneegestöber und strahlender Sonnenschein. Die Fahrt mussten wir aber schon in New Hampshire unterbrechen. Denn mittlerweile war es dunkel geworden, es lag Schnee auf dem Interstate 93 und zweitweise wehte der Wind den leichten Schnee so über die Strasse, dass man keine 10 Meter weit mehr sehen konnte. Jedoch am nächsten Tag präsentierte sich das Wetter wie im Bilderbuch, Winter vom feinsten. Alles schön verschneit, minus 14 Grad kalt und stahlblauer Himmel. So ging die Fahrt wesentlich besser voran als am Vortag. Wir benötigten noch eine kleine Verpflegung und fuhren bei der nächsten Ausfahrt (Franconia im White Mountain National Forest) raus. Vor dem Dorfladen machten wir Halt und sahen ein grosses Plakat mit der Aufschrift: „Good Luck Bode 2011“. Im Laden fragten wir nach, was es denn mit Bode Miller auf sich hält. Da sagte uns die Verkäuferin, dass der Skirennfahrer im Nachbardorf (Easton, eine 300 Seelen Gemeinde) aufgewachsen sei und man hier Bode Miller Fan sei! (Aber man habe Respekt vor Carlo Janka! Eben Grischuna-Power!)

Am 28. Dezember 2010, 3 Minuten nach 12 Uhr überquerten wir in Derby Line (zwischen Vermont und Québec) die Grenze nach Kanada. Wir dokumentieren dies so genau, weil der Stempel, den wir am Zoll erhalten haben, besagt, es sei der 27. Dezember 2010 (wir waren aber nicht die ersten, die am 28. die Grenze querten). Hauptsache wir haben Kanada erreicht.

Ab da wurde Französisch gesprochen. Flächenmässig ist Québec die grösste Provinz Kanadas. Mit 1‘542‘056 km2 ist die Provinz 37 Mal grösser als die Schweiz (41‘285 km2), mit etwa gleich viel Einwohnern - da könnte man sich ja glatt verfahren! Die paar hundert Kilometer in die gleichnamige Hauptstadt Québec haben sich absolut gelohnt. Die Innenstadt, auf einem Hügel und umgeben von einer Stadtmauer, ist nicht all zu gross und dadurch sehr übersichtlich, aber vor allem wunderschön. La Citadelle ist die einzige intakte Festungsanlage einer Stadt in ganz Nordamerika. Der Stadtmauer entlang stehen etliche Kanonen – so schützt man sein geliebtes Land. Hauptsehenswürdigkeit ist das Château Frontenac, ein Schlosshotel der Luxusklasse, gilt als eines der meist fotografierten Hotels der Welt und thront über dem Fluss Saint-Laurent. Nach unserer ausführlichen Stadtbesichtigung auf der Anhöhe fuhren wir in die Unterstadt an den Fluss zur Fähre. Es war ja nicht unsere erste Fährfahrt, aber die Flussüberquerung war absolut spektakulär. Der Fluss, der die grossen Seen mit dem Atlantik verbindet, war zu 90 Prozent von Eisschollen bedeckt, bzw. diese trieben den Fluss hinunter. Bestimmt hätten wir beim Angeln die Fische tiefgefroren herausgezogen. Die Fähre fuhr durch das Eismeer, wir kamen uns vor wie am Nordpol, ein eindrückliches Erlebnis. Auf der anderen Seite angekommen, erhaschten wir nochmals einen Blick auf die schöne Stadt und nahmen den Weg nach Montreal unter die Räder.

Montreal

Für Isabella war es nach vierzehn Jahren ein Welcome back to Montreal. Damals war sie für zwei Monate in der zweisprachigen Stadt, um ihr Englisch zu vertiefen. So konnte Jürg von einer „professionellen“ Stadtführerin profitieren und wir verschafften uns mal einen Überblick von oben über die Stadt. Der Mount Royal oder französisch der Mont Royal ist der 233 Meter hohe Berg und Namensgeber der Stadt. Zum greifen nah stehen die Hochhäuser und hinter der Skyline fliesst der Saint-Laurent Fluss. Und genau dort hin führte uns die Metro zum nächsten Ziel, der Île Notre-Dame, die Insel mitten im Saint-Laurent Fluss gelegen. Auf der Insel befindet sich ein Casino, das war aber nicht der Grund für den Insel Besuch. Vielmehr wollten wir die 4.361 Kilometer lange Rennstrecke „Circuit Gilles Villeneuve“ besichtigen, wo sich jährlich die Formel 1 Piloten messen. Durchschnittsgeschwindigkeiten von knapp 200 km/h wären für Schumi und Co. nicht realistisch gewesen. Die Strecke war schneebedeckt. Vom Casino her konnten wir auf die lange Gerade vor dem olympischen Becken laufen. Am Ende dieses Streckenabschnittes folgt die Boxeneinfahrt, bzw. die Schikane vor der Zielgeraden. In der Schikane, eine rechts / links Kombination, gibt es während dem Rennen eine spezielle Kameraeinstellung, wo man sieht, wie nahe die Fahrer an die Mauer hinaus getragen werden (da passt manchmal nicht mal mehr eine Jasskarte dazwischen). Diese Stelle wird auch „Wall of Champions“ (Wand der Weltmeister) genannt, weil 1999 während dem Rennen die drei Weltmeister Damon Hill, Michael Schuhmacher und Jacques Villeneuve durch eine Kollision das Rennen vorzeitig beenden mussten. Aus Schweizer Sicht kann man stolz auf einen historischen Renntag in Kanada zurückblicken. Am 8. Juni 2008 gelang Robert Kubica der erste und einzige Sieg in der Geschichte des BMW Sauber F1 Team! Nick Heidfeld, als zweiter Sauber Fahrer, belegte den zweiten Platz. So feierte man gleich einen Doppelsieg!

Nach der Aussenbesichtigung der Biosphère auf der Île Sainte-Hélène, einer Stahl-Gitter-Kugel mit einem Durchmesser von 76 Meter, die anlässlich der Weltausstellung Expo 67 erbaut wurde, verliessen wir die Inseln wieder.

1976 fanden in Montreal die olympischen Sommerspiele statt. Das Olympiastadion, mit dem 175 Meter hohen Turm, der 45 Grad schräg steht und das Dach des Stadions an Stahlseilen trägt, ist in der 1.6 Millionen Einwohner Stadt nicht zu übersehen. Auf der Aussichtsplattform im Turm hatten wir einen herrlichen Ausblick über die ganze Stadt und genossen dabei einen wunderschönen Sonnenuntergang, den zweit letzten in diesem Jahr.

Wenn die Sonne unter geht, heisst das noch lange nicht, dass der Tag zu Ende ist. So machten wir uns auf den Weg in den Untergrund. Montreal wäre nicht Montreal wenn man da nicht im Untergrund Shopping machen könnte. Ein Labyrinth aus Gängen, die die einzelnen Malls miteinander verbinden, erstreckt sich über ein riesiges Gebiet unter der Innenstadt. Mehr als 600 Läden und 200 Restaurants befinden sich unter dem Boden. Das musste natürlich ausgiebig ausgekostet werden.

Auf der Suche nach der Vergangenheit machten wir uns auf den Weg das Haus zu suchen, wo Isabella vor über 14 Jahren während ihres Sprachaufenthaltes wohnte. Wir fuhren die Rue Saint-Urbain rauf und runter, aber die Häuser gleichen einander so sehr, dass wir die Suche erfolglos aufgeben mussten. Die mutmassliche neue Adresse, an der die Gastmutter nun wohnt, haben wir gefunden, jedoch war niemand zu Hause, leider. So mussten wir die Vergangenheit ruhen lassen. Notre-Dame steht in Paris, das haben wir vor ein paar Jahren gesehen. Ebenfalls haben wir dort die Sacré-Coeur gesehen. Doch Notre-Dame steht zusammen mit der Kapelle Sacré-Coeur auch in Montreal! Wir sind ja eigentlich nicht die Kirchengänger, aber beim betreten der Notre-Dame blieben uns die Mäuler offen stehen. Ein überwältigender Anblick der sich uns zeigte. Der Altarraum mit der hohen Kuppel besticht mit goldenen Elementen und blauen Fenstern, welche indirekt beleuchtet werden. Die Kanzel auf der linken Seite im Kirchen Mittelteil ist ein Kunstwerk für sich und die Orgel thront hoch oben über dem Eingang und ist mit rund 7‘000 Pfeifen bestückt. Wir bedankten uns beim Herrn für das schöne und glückliche zu Ende gehende Jahr und zündeten zwei Kerzen an. Eine, für alle die krank sind und eine, für alle die von uns gegangen sind.

Am Abend liessen wir uns im Restaurant Alpenhaus (mit Schweizer Fahne über dem Eingang) das Silvestermenü servieren. Achtung fest halten: Käse Fondue zur Vorspeise und Fondue Chinoise als Hauptgang. So edel liessen wir das Jahr 2010 ausklingen. Ein Pianist und eine Sängerin sorgten für das musikalische Rahmenprogramm, unter anderem mit Liedern aus den 80igern. Die Stimmung war ausgelassen, das halbe Restaurant machte ein Tänzchen dazu. Gerade noch rechtzeitig verliessen wir das Lokal und fuhren zum alten Hafen. Kaum dort angekommen ertönte es aus den Lautsprechern auf Französisch: 15,14,13,12,11 … 1, dann ging das Feuerwerk los! 2011 wir sind da! Mit 6 Stunden Verspätung auf unsere Heimat konnten auch wir auf das neue Jahr anstossen. Bei Nieselregen und ein paar Grad über dem Gefrierpunkt genossen wir das Spektakel am Himmel zu Musik von Country über Klassik bis Céline Dion.

Ottawa

Die Fahrt am Neujahrstag von Montreal nach Ottawa war ein Blindflug. Nebel beeinträchtigte die Fahrt. Doch dank unserem Navi fanden wir direkt und sicher Kanada’s Hauptstadt in der Provinz Ontario. Zum Nebel gesellte sich noch das Feuchte von oben hinzu, so dass wir leider nicht viel von der Hauptstadt sehen konnten. Auf Grund der Witterungslage verzichteten wir auf eine Stadtbesichtigung und fuhren weiter nach Toronto.

Toronto

Am nordwestlichen Ufer des Ontariosees, der östlichste und kleinste der fünf grossen Seen, liegt Toronto, die grösste Stadt Kanada’s, mit 2.5 Millionen Einwohnern. Der Canadian National Tower, oder besser bekannt als CN-Tower, ist das Wahrzeichen der Hauptstadt der Provinz Ontario. An diesem Turm kommt man nicht vorbei, wenn man nach Toronto fährt. Er überragt die Skyline um Weiten. Die 2‘579 Stufen den Turm hinauf liessen wir aus Zeitmangel (und nur aus diesem Grund!) aus. Der Lift setzte uns auf einer Höhe von 346 Metern ab. Doch mit unserem Ticket konnten wir den zweiten Lift zum Sky Pod nehmen und erreichten eine Höhe von sagenhaften 447 Metern über Boden. Die Aussicht war atemberaubend. Nach Süden hin blickt man über die Toronto Islands und den Ontariosee, in entgegengesetzter Richtung stehen Wolkenkratzer und Häuser. Bei wirklich guter Sicht sieht man 160 Kilometer weit und kann dann die Niagara Fälle sehen. Autos, Menschen und Häuser sehen aus wie Figürchen aus dem Setzkasten. Bis 2007 war der CN-Tower mit einer Höhe von 553,33 Metern das höchste freistehende Bauwerk der Welt und bis 2008 war die Aussichtsplattform Sky Pod das höchste Aussichtsdeck der Welt. Auf einer Höhe von 342 Metern befindet sich ein Glasboden, der erinnerte uns an den Skywalk beim Grand Canyon. Nach dem Höhenerlebnis auf dem Fernsehturm ging es zurück auf festen Boden und weiter nach Niagara Falls.

Niagara Falls

Donnerndes Wasser ist die Übersetzung des indianischen Wortes Niagara. Und es donnert wirklich das Wasser, das da die Niagara Fälle hinunter stürzt, bis zu 5‘720 m3/Sekunde. Am Abend genossen wir die farbig beleuchteten Wasserfälle bei eisiger Kälte und Schneegestöber. Doch beim Anblick dieses Naturschauspiels rückte die Kälte in den Hintergrund. Der nächste Morgen präsentierte sich dann von seiner schönsten Seite. So konnten wir die Fälle bei strahlendem Sonnenschein betrachten. Durch ein Stollensystem gelangten wir seitlich sowie hinter die Fälle. Das Wasser prasselte ohrenbetäubend die 52 Meter in die Tiefe. Unvorstellbar, die Wassermasse die da hinunter fliesst. Rund um das Hufeisen des Kanadischen Falles war alles vereist, tausende von Eiskristallen glitzerten um die Wette. Zwischen den Kanadischen und Amerikanischen Fälle war ein ganz intensiver Regenbogen zu sehen. Zeitweise war auch ein zweiter, überlagernder Bogen zu sehen, einfach spektakulär. Leider war der Schiffsverkehr eingestellt, sonst hätten wir uns das Naturereignis aus dem Wasser angesehen. Wir konnten uns fast nicht mehr losreisen von diesem Magneten, das zwischen dem Erie- und Ontariosee zu bewundern war. Nördlich des Eriesees fuhren wir der Amerikanischen Stadt Detroit entgegen.