Kanada Vancouver / Seattle

19.01.11 - 22.01.11

Vancouver

Wir hausten direkt hinter dem BC Place Stadion, das Zentrum der Olympischen Winterspiele 2010 war. Die Eröffnungs- und Schlussfeier sowie die Siegerehrungen fanden dort vor fast 60‘000 Zuschauern statt. Das 1983 eröffnete Stadion mit dem weissen, aufblasbaren Luftkissendach war bis nach den Spielen markanter Blickfang der Skyline Vancouvers. Doch das Stadion befindet sich zur Zeit im Umbau (für 500 Millionen kanadische Dollar) und das weisse Dach wurde entfernt. Nun ragen riesige Träger rings ums Stadion zig Meter hoch in die Luft.

Auf Grund der sich verschlechternder Wetterlage starteten wir unsere Tour im Stanley Park, einer grünen Oase mitten in der grössten Stadt der Provinz British Columbia. Die Totempfähle (Wappenpfahl) mit den Schnitzereien der Indianer faszinierten uns sehr. Jeder einzelne Pfahl erzählt eine eigene Familiengeschichte; eingeschnitzt sind hauptsächlich die Wappentiere von Familien. Von den beeindruckenden Pfählen fuhren wir weiter zur 9 O’Clock Gun, die abends um neun Uhr abgefeuert wird. Weiter zum Leuchtturm, der gerade renoviert wird und anschliessend zum Girl in a Wet Suit, einer kleinen Bronze Statue und dem Japanese Monument. Vom Prostpect Point, zum Hollow Tree, an den Second Beach und zum Inukshuk. Ein Inukshuk ist ein Figur ähnliches Steingebilde und war Logo der Olympischen Spiele.

Der folgende Tag brachte viel Wasser von oben. Doch das hielt uns nicht ab, die wirklich wunderschöne Stadt weiter zu erkunden. Wir fuhren durch die Water Street im Gastown Bezirk und stiessen auf ein interessantes technisches Bauwerk. Hätten wir es nicht im Voraus gewusst, hätten wir gemeint, dort an der Kreuzung stehe eine Zeitbombe. Eine ca. vier Meter hohe Uhr mit einer gewaltig weissen Dampfwolke. Es ist die weltweit erste Steam Clock, eine mit Dampf betriebene Uhr - wahrhafte Technik aus dem vorletzten Jahrhundert. Mal wieder auf den Spuren von Olympia entdeckten wir das Olympische Feuer am Hafen. Die am 22. Oktober 2009 entzündete Flamme wurde von ca. 12‘000 Fackelträgern nach Vancouver gebracht, ehe sie am 12. Februar 2010 das Olympische Feuer entzündete. In Atlanta hatten wir ja das Glück eine originale Fackel von Vancouver zu halten. Einfach eindrücklich. Auf dem Weg zum Harbor Tower kamen wir an einem Souvenir Shop der Royal Canadian Mounted Police vorbei. Der Inhaber ist ein leidenschaftlicher Sammler von Aufnähern der Polizei. Im ganzen Laden hingen mehrere hundert solcher Sticker und siehe da, der Kanton Aargau war ebenfalls vertreten (wie schon in Hackberry auf der Route 66). Wenn wir zurück sind aus den Ferien, werden wir uns mal bei der Kantonspolizei Aargau melden, ob es dafür einen Job gibt, solche Aufnäher in die weite Welt auszutragen. Dafür würden wir uns ganz gut eignen! Die Aussicht auf dem Harbor Tower wurde durch den Regen und Nebel etwas eingeschränkt. Es war aber immer noch sehr toll, die Stadt aus der Vogelperspektive zu sehen.

Am nächsten Morgen entledigten wir uns unserer Auto-Winterausrüstung. Die Eiskratzer waren einige Male im Einsatz gewesen, doch die Schneeschaufel konnten wir ungebraucht entsorgen. Wir waren ja auch froh, mussten wir nicht allzu oft zu diesen Werkzeugen greifen. Dann hiess es Abschied nehmen von Vancouver, Abschied nehmen von Kanada. Das Land ist riesig und wir haben nur einen ganz kleinen Teil davon gesehen. Aber das was wir gesehen haben war wunderschön.

So machten wir uns auf den Weg in Richtung Seattle. Einzige Knacknuss war noch einmal die Grenze. Doch zu unserem Erstaunen passierten wir die amerikanische Grenze ohne grosses Aufsehen, perfekt. Zur Einstimmung auf die bevorstehende Campingzeit legten wir noch einen Halt bei einem Camping Shop ein. Auf unserer Reise begegneten wir immer wieder Campingmobilen in der Grösse von Bussen. Neugierig auf die Ausstattung einer solchen fahrenden Wohnung, zeigte uns ein Verkäufer zwei Fahrzeuge von innen. Da wird ein fester Wohnsitz überflüssig. Es fehlt an gar nichts: Von der Küche mit amerikanischem Kühlschrank, über 1,2 Meter Flachbildschirm, zur Dusche mit separater Toilette sowie Schlafzimmer mit Doppelbett. Auto und Boot werden in der Regel im separaten Anhänger mitgezogen, echter Wahnsinn.

Wir näherten uns langsam aber sicher unserem letzten Ziel auf der USA/Kanada Reise. Seattle kam immer näher. Leider fuhren wir noch so kurz vor dem Ziel an einem schlimmen Unfall vorbei. Das sind dann die Momente, wo man denkt, zu Hause auf dem Sofa wäre es am Sichersten. Doch dort entdeckt man die Welt nicht. Es ist nicht selbstverständlich, dass man ohne Panne oder sonstige Zwischenfälle so eine Reise machen kann. Dafür sind wir sehr dankbar.

Seattle

Im Hotel fuhren wir mit zwei grossen Kofferwagen auf, um unseren Dodge vom Gepäck zu entleeren. Der Mann an der Rezeption staunte nicht schlecht, als wir die beiden Wagen üppig gefüllt zum Zimmer brachten. Dort hiess es, Winterkleider entsorgen oder in eine der zwei Schachteln legen, um sie nach Hause zu senden. Sommerkleider neu in den Koffern einräumen und alle (wir betonen ALLE) Souvenirs bereit stellen für den Transport nach Hause. Die Schachteln waren nicht Randvoll gefüllt, sie waren zum Bersten voll! Man hätte keine Erbse mehr reinpacken können, als wir feststellten, dass sich da vier Kandidaten vor dem Heimflug drückten. Vier unserer sechs Kameraden und Wegbegleiter waren bestimmt, die Heimreise ab Seattle anzutreten. Doch die hatten sich verdrückt. Nach langem hin und her beschlossen wir, die ganze Mannschaft weiter auf unserer Reise mit zu nehmen (man hatten die Freude!).

Nach genau 29‘627 Kilometern stellten wir unseren nun blauen Dodge Journey (Florida 482 YSE) im Hilton Hotel Seattle Downtown wieder dort ab, wo wir vor 125 Tagen mit dem schwarzen Dodge Journey (North Carolina ZTB-2353) gestartet waren.

Was für eine Reise!!! EINFACH SENSATIONELL!!!

Am Alamo Schalter begrüsste uns Maribel mit einem Lächeln im Gesicht. Sie hatte uns vor vier Monaten das Mietauto übergeben. Gleich drückte sie uns den Telefonhörer in die Hand und verband uns mit Isolde, die sich von uns verabschieden wollte. Dank ihr konnten wir die beiden letzten 30 Tage dauernden Mietverträge telefonisch abschliessen und neu eröffnen. Einfach und unkompliziert, ohne dass wir eine Mietstation aufsuchen mussten. Super Service.

Nun waren wir wieder zu Fuss unterwegs und chillten ein bisschen in der Stadt herum. Vieles hatte sich hier nicht verändert, doch wir sind um ein riesiges Erlebnis reicher geworden. In The Old Spaghetti Factory genossen wir noch einmal ein leckeres Nachtessen. Genau gleich wie im September, als wir hier starteten. Auch der Kellner war wieder der Gleiche. Zufälle gibt es. Nach dem Nachtessen wollten wir mit den Taxi zurück ins Hotel fahren. Wir standen am Strassenrand, als uns eine Frau aus dem Auto zurief. Sie sagte uns, es sei hier schwierig ein Taxi zu kriegen. Sie fragte uns, wohin wir denn wollen. Zum Airport ins Hotel, lautete unsere Antwort. Sie sei Kay, arbeite als Stewardess und würde uns schnell raus fahren. Ein Taxi koste 40 Dollar für die ca. 30 Kilometer und sie hätte gerade Zeit und Lust uns zu fahren. Wir nahmen das Angebot dankend an und stiegen ein. Wir haben uns prächtig übers Reisen und die schönen Plätze dieser Welt unterhalten. Vor dem Hotel quatschten wir noch eine Viertelstunde, ehe wir uns verabschiedeten. Es ist schon schön, wie selbstlos gewisse Leute sind und einem einen Dienst erweisen.