Neuseeland Norden / Auckland

01.03.11 - 06.03.11

Norden

Also, wir lassen uns unsere Reise durch solche Sachen nicht verderben und so unternahmen wir eine Tour zum Cape Reinga, dem nordwestlichsten Punkt der Neuseeländischen Nordinsel. Nach einem Besuch im Gum Diggers Forest (ehemalige Harzgewinnung aus Kauribäumen) erreichten wir gegen Mittag das Cape. Eine Woche nach dem Erdbeben in Christchurch fand im ganzen Land um 12:51 Uhr eine Gedenkminute statt. So nahmen wir auf der letzten Bank vor dem Leuchtturm am Cape Reinga Platz und gedachten den Opfern des Erdbebens. Für die Maori hat das Kap eine besondere Bedeutung: von hier aus starten die Seelen der Verstorbenen den langen Pilgerweg zurück nach Hawaiki, dem mythischen Land, in welchem polynesische Kulturen ihren Ursprung und ihre Herkunft sehen. Hoffen wir doch, dass sie ihren Frieden finden werden.

Am Kap treffen die beiden Meere Pazifik Ozean und Tasmanisches Meer aufeinander. Dabei sieht man im Meer eine deutliche, farbige Trennlinie der beiden Meere: hell von tasmanischen und dunkel vom pazifischen. Vom Cape Reinga fuhren wir nach Te Paki zur grössten Sanddüne des Landes. Mit einem Bodyboard konnte man den 50 Meter hohen Sandhaufen hinunter „surfen“. Von dort aus war es nur noch einen Katzensprung zum Ninety Mile Beach. Der Strand ist jedoch nicht 90 Meilen lang, sondern nur 64. Er gehört aber zum offiziellen Fernstrassennetz und kann daher mit 100 km/h befahren werden. Was bestimmt nicht empfehlenswert ist. Ebenfalls ist die Benutzung dieser „Strasse“ auf eigene Gefahr hin explizit beschildert. Es kommt immer wieder vor, dass Autofahrer im lockeren Sand oder im Wasser stecken bleiben. Oft endet dies mit einem Verlust des Autos, wenn die Flut kommt. Nach einem kurzen Waschhalt für das Fahrzeug fuhren wir weiter zum World famous Mangonui Fish Shop, wo es Fish n‘ Chips gab, aber nur für die Hungrigen. In Kerikeri endete unsere schöne Dune Rider Tour.

Etwas später als geplant, aber denn noch, unternahmen wir die Bootsfahrt zum Hole in the Rock an der Nordküste in der Bay of Islands. Bereits zu Beginn der Tour machte sich der Kapitän auf die Suche nach Delfinen. Und wir waren erfolgreich und sahen eine Gruppe von gut zehn bis fünfzehn Tieren, die vor dem Boot her schwammen. Immer wieder tauchten sie auf um Luft zu holen. Wir konnten deutlich hören wie sie ausatmeten. Paarspringen bei Delfinen muss wohl eine beliebte Freizeitbeschäftigung sein. So sahen wir zwei Mal, wie zwei Delfine miteinander durch die Luft wirbelten. Das sind schon ganz edle Tiere, diese Delfine. Leider mussten wir weiter fahren und liessen die ca. 3.5 Meter langen, bis 350 Kilogramm schweren Tiere weiter ziehen. Nach einer rasanten Fahrt durch die schöne Inselwelt erreichten wir Piercy Island mit dem Loch im Felsen. Das Loch entstand durch Wind und Wellen. Leider konnten wir nicht hindurch fahren, der Pazifik war zu unruhig. Aber der Kapitän manövrierte das Boot von der Südseite her retour in das grosse Loch. Auf dem Rückweg machten wir noch einen Halt auf einer schönen kleinen Insel mit Sandstrand.

Zurück am Festland angekommen, machten wir uns auf den Weg Richtung Auckland. Denn zwei Tage später mussten wir den Camper schon wieder abgeben.

Auckland

Wir korrespondierten noch mit dem Reisebüro in der Schweiz bezüglich dem Schadenfall mit dem Ergebnis, das sei halt leider Tatsache, dass wir die zweite Kaution bezahlen mussten. Aber man hoffe doch, dass wir das alles bei der Wagenrückgabe klären könnten. Ebenfalls hatten wir mit der Schadenabteilung des Vermieters betreffend diversen Fragen Kontakt. Die Antworten darauf waren sehr mager und man nahm keinen Bezug auf unsere Forderung, dass wir am Freitag, 12:00 Uhr mit einer verantwortlichen Person das Ganze besprechen wollen. So waren wir auch nicht erstaunt, als wir, pünktlich wie eine Schweizer Uhr, um 12:00 Uhr in Auckland beim Vermieter eintrafen, nicht erwartet wurden. Das Personal des Vermieters war sehr beschäftigt mit der Ausgabe von neuen Fahrzeugen und auch deren Rücknahme und so weiter. Nach genau einer Stunde (!) Wartezeit waren dann auch Frau Schär und Herr Christoffel an der Reihe.

Unsere Strategie war, zuerst einmal zuhören, was man uns mitteilen und vor allem zurückzahlen will und dann unsere Anliegen kund tun. Also grundsätzlich wusste man in Auckland nicht Bescheid über den Vorfall und die Umstände. Erst aus unserem Vertragsdossier heraus fand man die Mailkorrespondenz mit der Schadenabteilung, welche in Brisbane, Australien ihren Sitz hat. Kurz und bündig teilte man uns mit, dass man uns die zweite Kaution zurück erstatten werde. Jedoch nicht mehr heute, sondern vielleicht erst am Mittwoch (klar, eine Banktransaktion dauert ja so seine Zeit). Da mussten wir erst mal intervenieren, denn die Belastung der ersten Kaution fand exakt am ersten Miettag statt und die zweite Kaution wurde am Sonntag, am Tag des Schades belastet. So ist natürlich schon klar, dass die Rückerstattung ein paar Tage in Anspruch nehmen wird. Mit einer Rückerstattung konnten wir uns jedoch nicht abfinden, wir wollten eine Stornierung der Buchung. Eine Rückerstattung hat zur Folge, dass alle Spesen und Taxen doppelt belastet werden, durch die Belastung sowie die Rückerstattung. Der Wechselkursverlust kommt dann noch hinzu. Bei der Schadensmeldung fragten wir den Mitarbeiter ausdrücklich, wie es mit den Gebühren sein wird und er sagte uns, dass wir diese zurück erhalten werden. Pustekuchen, von dem wollte man nichts wissen. Wir beharrten auf eine Stornierung! Doch auch ein Telefongespräch mit dem Finanzchef brachte keine Änderung, der Betrag wird rückerstattet und nicht storniert. Mit der ausdrücklichen Bitte, dass sofort der zuständige Manager vor Ort erscheinen soll, um mit ihm die Sache zu klären, sagte man uns, der hätte heute frei.

Das Thema der ersten Kaution, was unserem Selbstbehalt entspricht, war schnell vom Tisch. Wir werden dann (irgend einmal) eine Abrechnung über die entstandenen Kosten erhalten. Eine neue Türe, sowie Mietausfall des Fahrzeuges während der Reparatur und so weiter. Man sagte uns auch sofort, dass dies eine Weile dauern könnte. Ist ja auch nachvollziehbar, denn auf dem Platz des Vermieters stehen ca. 40 - 50 Mietfahrzeuge. Weshalb sollte man denn die Reparatur dieses Fahrzeuges forcieren, wenn diese eh nicht alle ausgebucht sind und die Versicherung den „mutmasslich“ entstandenen Mietausfall übernimmt! Clevere Geschäftsidee! Auch so kann man Geld „verdienen“! Übrigens hätten wir vom selben Anbieter auch die Fahrzeuge für Australien gebucht. Doch als man uns im Oktober mitteilte, dass die Mietpreise ca. 25% höher sein werden, entschieden wir uns für einen anderen Anbieter. Doch leider ist der andere Anbieter in der selben Organisation untergebracht. Das kann ja noch heiter werden. Also die Reparatur des Fahrzeuges sowie die Abrechnung des Schadens wird noch lange auf sich warten müssen. Was sind das für A…löcher!!! Unser finanzieller Verlust wird sich auf ca. CHF 600.-- belaufen, sofern wir die NZ$ 7‘500.-- von unserer Versicherung (Ausschluss des Selbstbehaltes) zurück erhalten werden, bei einem Schaden, den wir nicht selber verschuldet haben. Und wann wir unser Geld zurück erhalten werden, steht noch in den Sternen. Für den Fall, dass wir bis in sieben Wochen keine Abrechnung erhalten haben, haben wir noch den Trumpf, selber bei der Schadenabteilung in Brisbane vorbei zu gehen.

Leider ist das teures Lehrgeld, verbunden mit viel Ärger, das wir da bezahlen müssen. Doch aus Schaden wird man klug und nur die Erfahrung bringt einem weiter.

Wir waren zurück in Auckland. Im selben Hotel wie vor fünf Wochen, als wir Neuseeland erreichten. Und siehe da, diesmal hatten sie unsere Buchung erhalten. So konnten wir dann unverzüglich ein Zimmer beziehen und darüber waren wir froh. Einmal wieder mehr als zwei Quadratmeter Platz haben, um all unsere Sachen auszubreiten, umzupacken und Ordnung zu machen. Für jedes von uns ein Bett, eine eigene Decke und ganz viel Platz, um sich darin zu strecken. Einfach herrlich.

Wie verabredet, trafen wir uns mit Fränzi und Lorenz. Sie hatten die super Idee, dass wir auf dem Sky Tower essen könnten. Ein Dinner Buffet. Mit dem Lift fuhren wir die 182 Meter bis zur Aussichtsplattform hinauf und hatten eine wunderbare Sicht über die grösste Stadt Neuseelands. Der Ballungsraum Auckland alleine mit 1.3 Millionen Einwohnern stellt eine deutlich grössere Bevölkerung dar, als die komplette Südinsel. Es dämmerte allmählich und die Lichter der Stadt fingen an zu leuchten. Dann machten wir uns hinter das Buffet. Die Auswahl war nicht nur reichhaltig, sondern auch vorzüglich. Wir kosteten all die Leckereien von Vorspeise, über Hauptgang und dem abschliessenden Dessertbuffet. Zufrieden und satt verliessen wir das mit 328 Meter höchste Gebäude der südlichen Hemisphäre. Einen Schlummertrunk genossen wir am Art Festival in einem kleinen Zirkuszelt. Das Festival fiel fast Wort wörtlich ins Wasser. Seit Stunden regnete es, doch wir sassen im Trockenen und hatten so einiges zu erzählen. Wir tauschten unsere Erfahrungen aus den letzten paar Wochen aus und gingen virtuell nochmals die schönsten Stationen durch. Eigentlich hätten wir noch stundenlang weiter diskutieren können, doch langsam wurden wir müde. So verabschiedeten wir uns voneinander mit den besten Wünschen für die weitere Reise. Für Fränzi und Lorenz Richtung Südsee und für uns Richtung Australien. Erst als wir aufs Zimmer kamen stellten wir fest, dass es ja schon fast vier Uhr morgens war. Es war ein perfekter Abend in Auckland mit bester Gesellschaft.

So ging unsere Expedition Neuseeland langsam aber sicher dem Ende entgegen. Und wir erinnern uns an ganz viele schöne Erlebnisse, Bekanntschaften, Sehenswürdigkeiten, aber auch an die Tragödie von Christchurch. Wir hoffen, dass all diese Leute bald möglichst wieder zurück in den Alltag finden.