Neuseeland Ostküste / Christchurch / Kaikoura

13.02.11 - 18.02.11

Ostküste

Von Te Anau aus fuhren wir Richtung Invercargill im Süden von Neuseeland. Mit einem Abstecher an die Curio Bay erreichten wir den südlichsten Punkt unserer Reise, was auch heisst, dass wir am weitesten entfernt von zu Hause waren. In dieser Bucht sollten wir eigentlich Pinguine treffen, doch diese herzigen Vögel liessen uns hängen! Kein Schnabel war anzutreffen und so setzten wir die Fahrt nach Dunedin fort. Wie viele Schafherden wir bisher gesehen haben wissen wir nicht. Aber eines ist sicher, dass wir bestimmt schon mehr Schafe gesehen haben als Neuseeländer. Auf den beiden Inseln leben ca. 4.4 Millionen Neuseeländer und mit ihnen ca. 33 Millionen Schafe und etwa 5 Millionen Rinder. So ist es normal, dass man tagtäglich an tausenden von Schafen und Rindern vorbei fährt. Apropos fahren, auch Isabella wagte den Schritt und übernahm das Steuer des 7.1 Meter langen Campers mit dem zusätzlichen Handicap des Linksverkehrs. Doch schon nach den ersten paar Metern hatte sie das so im Griff, als würde sie schon lange so fahren. Anders ist es manchmal auf den Strassen Neuseelands, wenn z.B. Fujijama Zicki Zackis (asiatische Urlauber) mit dem Miet-Toyota auf den Strassen rumgurken. Bestimmt können sie in Tokio U-Bahn fahren. Aber Auto fahren können sie nur vom hören sagen. Also gar nicht, deshalb immer genügend Abstand halten.

Die Stadtrundfahrt (mit unserem Camper) durch Dunedin war absolut lohnenswert. Wunderschöne Gebäude, die vor hundert und mehr Jahren erbaut wurden, wie z.B. der Bahnhof (Railway Station) aus 1906, die St. Paul‘s Cathedral aus 1919, das Ratshaus (Municipal Chambers) aus 1880 oder die First Church aus 1873. All diese Gebäude stehen nahe dem Zentrum und sind nur ein paar hundert Meter auseinander entfernt. Die Strassen im Zentrum sind ebenfalls speziell angelegt mit einem inneren und einem äusseren Ring (ein Octagon, Achteck) sowie von jeder Himmelsrichtung eine Gerade, die in den inneren Ring führen. In nördlicher Richtung verliessen wir die „schottische“ Stadt, um ein paar Steinkugeln am Strand von Moeraki zu sichten. Bekannt als Moeraki Boulders liegen an diesem Strand auf einer Länge von nur 50 Metern Steinkugeln mit einer fast perfekten runden Form und einem Umfang von bis zu vier Metern. Diese phänomenalen Steine erhielten ihre Form vor über 60 Millionen Jahren! Eindrücklich, was die Natur da geschaffen hat. Im Souvenirshop kauften wir Tierfutter für die Hirschkühe, die im nahe gelegenen Gehege weideten. Isabella brauchte nur mit der Tüte zu rascheln und die zwei Hirschdamen waren sofort zur Stelle. Liebe Neuseeländer, gebt den Tieren doch endlich mehr Nahrung. Sie hätten Isabella fast aufgefressen, so einen Hunger hatten die beiden und sie konnten es fast nicht glauben, als die Tüte schon bald leer war. Sehr wahrscheinlich hätten sie noch zwei, drei Tüten verschlungen.

Auf der Durchfahrt von Twizel waren wir wieder auf den Spuren von „Herr der Ringe“. Die grösste Schlacht in der Trilogie war „the Battle of the Pelennor Fields“, mit über 200 Pferden in Twizel gedreht. Auf Grund unseren Unterlagen fanden wir den ehemaligen Drehort auf Anhieb und erkannten die Gegend sofort anhand der Bilder wieder. Leider war die dahinter liegende Bergkette Ered Nimrais von Wolken dicht behangen. Ziel des Tages war die Besichtigung des Aoraki (kein griechischer Schnaps) oder besser bekannt als Mount Cook. Mit 3‘754 Meter ist es der höchste Berg Neuseelands. Fast 50 Kilometer fuhren wir dem Lake Pukaki entlang, bis wir das Mount Cook Village erreichten. Schon am Anfang dieses Sees sahen wir die schneebedeckte Kuppel des Gipfels. Aber wir sahen auch die Wolkendecke, die sich verdächtig um den Berg herum schlich. So befürchteten wir, dass wir letztendlich ausser grauen Wolken nichts sehen werden. Doch Petrus war uns gut gesinnt und so erreichten wir das Mount Cook Village mit einem wunderbarem Blick auf den grossen weissen Riesen.

Christchurch

Auf dem Weg nach Christchurch machten wir bei einer Alpaka Farm einen Zwischenstopp. Als wir mit unserem Camper zufuhren, waren alle Augen auf uns gerichtet. Etwa 20 Vierbeiner schauten uns zu, wie wir parkierten. Die Herde, ein bunt gemischter Haufen von grauen, braunen und weissen Tieren, war tüchtig beschäftigt mit Fressen. Die zur Gattung Lama gehörenden Viecher waren unlängst beim Coiffeur. Alle waren sauber geschoren. Bis auf den Kopf, dort hatten sie alle noch einen schönen Wuschel zwischen den Ohren. Einfach süss diese Tierchen.

Canterburys Hauptstadt Christchurch ist die grösste Stadt der Südinsel und war nächster Halt auf unserer Reise. Die Schäden des Erdbebens vom 4. September 2010 mit einer Stärke von 7.0 sind noch deutlich zu sehen. An Gebäuden stehen Gerüste und Teile der Strassen sind gesperrt. Mit einer Fahrt im legendären Tram durch das Stadtzentrum sahen wir einige Highlights dieser so britischen Stadt. Das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt liegt im Zentrum am Cathedral Square, die Christ Church Cathedral. Ein wunderschönes Gotteshaus der Anglikaner aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Rechts daneben steht das 18 Meter hohe Chalice, the Millennium Cone, aus dem Jahre 2000 zum Zeichen des 150-jährigen Bestehen Christchurchs. Ähnlich wie in Venedig waren auf dem Avon River Gondolieri mit Touristen unterwegs. Vorbei am Victoria Square ging es durch die schöne New Regent Street mit den farbigen Fassaden und weiter zur Tramstation. Dort entdeckten wir das Swiss Cafe. Ein kleines Restaurant, geführt von einem vor über 20 Jahren ausgewanderten Schweizer. Wir wollten dort etwas gegen den Durst unternehmen. Doch als wir die Speisekarte entdeckten, war für uns klar, da wird gegessen! Zur Vorspeise gönnten wir uns einen Wurst-Käse-Salat mit hausgemachter Salatsauce (mit Maggi und richtigen Cervelats!), danach Bratwurst bzw. Geschnetzeltes mit Rösti. Ach, war das lecker! Fast wie zu Hause. Da bekommt man doch gleich Heimweh!

Von der Küstenstadt Christchurch zog es uns noch einmal in die schöne Bergwelt nach Hanmer Springs zu den Thermal Pools. Die Gegend in den Neuseeländischen Alpen erinnerte uns stark an die Heimat. Die Berge wie im Bündnerland oder im Berner Oberland, einfach nur schön. Bei bestem Sonnenschein relaxten wir draussen in den verschiedenen Pools mit Thermalwasser bis 42 Grad. Eine schön angelegte Poolanlage inmitten von hohen Nadelbäumen, in der Ferne die Gipfel der Alpen und das auf einer Höhe von nur 372 Meter über Meer.

Kaikoura

Wenn am Morgen, kurz nach 6.00 Uhr der Wecker abgeht und dies in den Ferien, dann muss etwas Gutes auf dem Programm stehen. Der erste Blick aus dem Camper hinaus und es war klar, das gibt ein schöner Tag. So fuhren wir um den Campingplatz herum an den nahe gelegenen Strand, zum sehr wahrscheinlich ehemaligen Bahnhof. Dort schauten wir uns ein Sicherheitsvideo an und schon ging es los mit dem Bus. Doch nach ein paar Minuten war die Fahrt wieder zu Ende, wir erreichten den Hafen. Ein kurzer Fahrzeugwechsel vom Bus aufs Schiff und die Tour ging weiter. Der Kapitän liess sich nicht von den Wellen beeindrucken und donnerte ab wie eine Rakete. Nach ca. 15 Minuten Fahrt wurden wir langsamer und langsamer, bis wir zum Stillstand gekommen waren. Das Boot schaukelte in den ca. 2 - 3 Meter hohen Wellen hin und her. Mit einem langen Stab und einem Trichter am Ende war ein Crew Mitglied beschäftigt ins Meer zu horchen. Dann rief er dem Kapitän etwas in der Sprache der Maori zu und weiter ging die Fahrt in rasantem Tempo. Dies wiederholte sich zwei bis drei Mal. Dann beim nächsten Halt rief uns der Kapitän: Also los, an Deck! Wir trauten unseren Augen kaum! Zwei Pottwale! Wie Moby Dick! Das grösste bezahnte Tier der Erde, 18 Meter lang und bis 50 Tonnen schwer. Klar, sehr wahrscheinlich sieht man nur etwa 5% vom Tier über der Wasseroberfläche. Aber trotzdem, ein Wahnsinns Anblick. Immer wieder pusteten sie Luft und Wasser durch das Nasenloch aus. Der Tourguide rief uns zu, Kamera bereit halten, jetzt tauchen sie ab. Und genau so war es. Ein paar Sekunden später senkten sie den Oberkörper ab, hoben den Schwanz aus dem Wasser, stellten die Schwanzflosse gerade und tauchten ab. Ein phänomenales Bild! Bestimmt ist der Pottwal nicht gerade die Schönheit der Natur, aber die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung so zu sehen, das ist sehr, sehr eindrücklich. So, das war‘s. Dachten wir. Doch die Crew ortete einen weiteren Wal. So ging die rasante Fahrt weiter zum nächsten Schauplatz. Und wieder genau dasselbe Bild. Ein Pottwal schwamm an der Oberfläche. Wir näherten uns auf eine Distanz von ca. 40 Metern und beobachteten das Tier. Dann hob er den Schwanz und tauchte ab. Zum Abschluss der Walbeobachtung sahen wir noch einen vierten Wal, aus einer Distanz von vielleicht 20 Metern und er tauchte ab, wie im Bilderbuch beschrieben, sensationell. Die Tiere, mit einer Lebenserwartung von ca. 75 Jahren, sind vom Aussterben bedroht. In Kaikoura kommen sie bis auf ca. 5 Kilometer nah an die Küste. Der Meeresgrund ist dort wie ein Canyon, sehr steil abfallend bis auf eine Tiefe von 1‘600 Metern und sehr viel Nahrung für die Tiere bietet, die pro Tag ca. 1 Tonne Futter verschlingen. Pottwale können bis zu 2‘500 Meter tief tauchen, dabei fast 2 Stunden lang ohne Luft zu holen. Das Gehirn wiegt 9.5 Kilogramm und ist somit das schwerste aller Säugetiere. Der Schlund ist so gross, dass ein Mensch als Ganzes verschluckt werden könnte. Diese Tiere sind einfach RIESIG! Mittlerweile waren fast alle Geschenktütchen gefüllt; die Asiaten vertrugen die Bootsfahrt ganz und gar nicht. Doch wir hatten unseren Spass. Wir verliessen das Walrevier und fuhren näher an die Küste ran. Unterwegs sahen wir Albatrosse, die mit einer Spannweite von 2 Metern über die Wellen des Meeres gleiteten. Nahe der Küste sahen wir einen Schwarm von ca. 100 Dusky Delfinen, die nur auf der südlichen Hemisphäre vorkommen. Die ca. 1.7 Meter langen und 70 Kilogramm schweren, grau-weissen Delfine schwammen in einem irren Tempo um das Boot herum. Ein Wahnsinn diesen Tieren zu zuschauen. Der eine oder andere Delfin zeigte uns seine Luftakrobatik Künste. Das sind ganz tolle Tiere. Ja, die paar Dollars für diesen Ausflug hatten sich wirklich gelohnt, ein unvergessliches Erlebnis.

Auf der Halbinsel von Kaikoura machten wir uns auf die Suche nach Neuseeländischen Seebären, eine Robbenart. Lange mussten wir zum Glück nicht suchen, vier bis fünf Faulpelze lagen auf dem Felsplateau herum und liessen sich von der Sonne wärmen.

Nach den ganzen Tierbeobachtungen machten wir uns auf den Weg nach Picton, ganz im Norden der Südinsel. Wir fuhren durch die Weinregion der Marlborough Gegend an tausenden von Rebstöcken vorbei, bis wir am nördlichen Ende Picton erreichten. Dort hiess es Abschied nehmen von der Neuseeländischen Südinsel, die uns oft an die Heimat erinnerte. Mit der Fähre ging es wieder zurück durch die Cook Street nach Wellington. Bei Vollmond erreichten wir die Hauptstadt auf der Nordinsel. Wir werden diese Insel in ganz guter Erinnerung behalten.