Neuseeland Wellington / Rotorua / Ostküste

19.02.11 - 28.02.11

Wellington

Mal wieder stand Middle Earth im Zentrum unseres Interesses. Wir starteten mitten in Wellington eine Herr der Ringe Tour und fuhren auf den Mount Victoria, dem Hausberg der Stadt. Leider fand dort ein Mountainbike Rennen statt und wir konnten die Drehorte nicht besuchen. Es wurden dort die Szenen gedreht von Outer Shire, Dunharrow, Race to the Ferry und Escape from the Nazgul, dort wo sich die vier Hobbits unter der Wurzel eines riesigen Baumes vor einem schwarzen Ritter versteckten. Statt dessen machten wir einen Besuch bei Weta Digital Ltd., dem Studio, das für die Produktion der Herr der Ringe Filme die Requisiten und Masken herstellte, Spezialeffekte erstellte sowie die ganzen digitalen Animationen zauberte. Die Firma, an der auch Regisseur Peter Jackson seit 1994 beteiligt ist, war 7.5 Jahre lang mit der Produktion dieser Film Trilogie beschäftigt. Ausserdem wurden dort Filme wie The Last Samurai, die Legende des Zorro, King Kong, Avatar und viele weitere produziert. In einer kleinen Ausstellung konnten wir verschiedene Requisiten aus dem Film betrachten, wie die Schwerter und Rüstungen der Ritter sowie Miniatur Figuren aller Darsteller. Nachdem wir Gollum in echter Grösse gesehen hatten, machten wir uns auf den Weg nach Rivendell, ein Ort in Middle Earth, in dem die Elfen lebten. Das Erscheinungsbild des Rivendell Tals, nach Vorstellungen des Schriftstellers J.R.R. Tolkien, stammte von seinen Wanderungen 1911 im Lauterbrunnental (darauf sind wir besonders stolz, vor allem Jürg!), wurde aber in Upper Hutt, Neuseeland gedreht. Von November 1999 bis März 2000 wurde dort das Filmset aufgebaut und anschliessend während zwei Monaten mit einer Crew von über 300 Leuten gedreht. Eine Szene daraus war diese, als Frodo nach einer Messer-Attacke bei den Elfen in einem Schlafzimmer gepflegt wurde. Von den ganzen Kulissen war natürlich nichts mehr zu sehen. Mit Elfenohren und einem Pfeilbogen stellten wir eine typische Legolas (Orlando Bloom) Pose im Wald dar.

Dann fuhren wir zur nächsten Location, Isengard Gardens und Orc Tree. In Isengard Gardens trafen sich Saruman und Gandalf zum ersten Mal, nachdem der Ring von den Hobbits gefunden wurde. Eine weitere Szene war Orc Tree, als Saruman’s Orcs die Bäume in Isengard fällten. Am selben Ort wurde auch der Eingangspfad zum Turm Orthanc in Isengard gebaut. Es ist schon verrückt, wie solche Szenen gedreht und geschnitten werden. Den Ort, wo der Turm Orthanc in Isengard stand, sahen wir auf der Südinsel in Glenorchy. Nun sahen wir das Gelände, wo der Eingangspfad zum Turm war, aber auf der Nordinsel in Upper Hutt. Diese Szene wurde aus drei Teilen zusammengeschnitten: dem Eingangspfad aus Upper Hutt, die Berge aus Glenorchy und ein digitales Model des Eingangs mit der Treppe zum Turm. So einfach geht das in der digitalen Filmwelt, grandios. An diesem Tag fand auf dem Gelände noch eine Ritterveranstaltung statt, mit Pferden und Kostümen aus alter Zeit. Nach der Herr der Ringe Tour verweilten wir in der Innenstadt von Wellington (shopping!).

Über Hügel, durch Wiesengebiete, vorbei an Schaf- und Rinderherden erreichten wir unser nächstes Ziel, Miami Beach. Nein, natürlich nicht, wir waren in Napier. Aber durch die unzähligen Art Déco Häuser erinnerten wir uns an den Rodeo Drive in Miami Beach. Am 3. Februar 1931 wurde Napier von einem Erdbeben der Stärke 7.9 erschüttert und komplett zerstört. Daraufhin wurde die Stadt im Amerikanischen Art Déco und Spanish Mission Style neu aufgebaut und ist architektonisch einmalig. Auf der Hinfahrt wunderten wir uns über die vielen Oldtimer, die unterwegs waren. Doch jeweils am dritten Wochenende im Februar findet das Art Déco Weekend statt und lässt das Leben und die Kultur der 30er Jahren wieder auferstehen. Nach dem Besuch des charmanten Städtchens Napier machten wir uns auf ins Landesinnere, nach Taupo am gleichnamigen See Lake Taupo, dem grössten Binnensee Neuseelands mit einer Grösse von 600 km2. Dem See entspringt der längste Fluss Neuseelands, der Waikato River. Unweit dessen Ursprungs gelegen sind die Huka-Fälle und diese schauten wir uns genauer an. Es ist eine Kaskade von Wasserfällen, wo der anfangs 100 Meter breite Fluss sich in einen nur 15 Meter breiten Canyon zwängt und durchschnittlich 140‘000 Liter Wasser pro Sekunde über die einzelnen Stufen spült. Die Farben des Wassers in diesem Canyon waren sehr eindrücklich. Blau grünes Wasser kombiniert mit der weissen Gischt, ein sich wechselndes Farbenspiel.

Rotorua

Mittlerweile hatten wir das vulkanische Zentrum Neuseelands erreicht und waren auf dem Weg zu den Vulkanen, als wir im Radio vom Erdbeben in Christchurch erfuhren. Das Beben mit der Stärke 6.3 erschütterte die zweit grösste Stadt Neuseelands am Mittag des 22. Februars 2011. Noch vor 6 Tagen verweilten wir bei Sonnenschein in der schönen Stadt. Bestaunten die prächtigen Gebäude, vor allem die Christ Church Cathedral. Nun stehen einige dieser Gebäude nicht mehr, leider sind auch Todesopfer zu verzeichnen. Kaum zu glauben. Noch vor ein paar Tagen waren wir dort, sahen die Schäden des letzten Bebens und nun das. Am Abend vorher sprach Jürg auf dem Campingplatz noch mit einem Ehepaar aus Auckland über Neuseeland und die Erdbeben. Die Einheimischen meinten, sie würden deswegen nie in Wellington leben wollen, dies sei zu gefährlich. Ihre Tochter wohne in Christchurch, wo es erst letzten September bebte. Aber das war ja gewesen, sagten wir zueinander. Ja, jetzt war es aber noch einmal gewesen, das Beben. Wir dachten sofort an die netten Leute vom Swiss Cafe in Christchurch, wo wir dinierten und hoffen natürlich, ihnen sei nichts passiert. Das Restaurant befindet sich keine 300 Meter hinter der Kathedrale, wo der Kirchturm einstürzte. Wir wissen zum Glück auch niemand, den wir auf unserer Reise getroffen haben, der sich zu dieser Zeit in Christchurch befinden sollte. Wir gedenken all den Opfern sowie den Hinterbliebenen und allen denen, die zu Schaden kamen und ihr Hab und Gut verloren hatten.

Wir setzten unsere Reise zu den Vulkanen trotzdem fort, aber mit einem unguten Gefühl. Denn Erdbeben und Vulkane gehören irgendwie in die selbe Familie und hinterlassen meistens einen grossen Schaden. Die drei Vulkane Mount Ruapehu, Mount Ngauruhoe und Mount Tongariro stehen im Tongariro Nationalpark. Der Mount Ruapehu, mit einer Höhe von 2‘797 Meter, ist der höchste Vulkan Neuseelands, ebenfalls höchster Punkt der Nordinsel und hatte die letzte Eruption am 25. September 2007. Von den sieben kleinen Gletschern die den Krater umgeben war natürlich keiner zu sehen. Die Wolkendecke verhüllte den Gipfel zu stark. Auch der Mount Tongariro war von grauen und weissen Wolken umhüllt. Nur der Mount Ngauruhoe war zu 2/3 sichtbar. Der Mount Ngauruhoe wurde in Herr der Ringe als Double für den Schicksalsberg genutzt, was ihn weltberühmt machte. Der Schicksalsberg im Nordwesten von Mordor war das Ziel der Reise von Frodo und Sam, um den Ring dort in die Schicksalsklüfte zu werfen und ihn damit zu zerstören. Unsere Reise war nicht ganz vergebens. Aber es wär doch schön gewesen die drei Vulkane komplett zu sehen. So begnügten wir uns mit Bestaunen eines Modells und den wunderschönen Ansichtskarten. Zurück entlang dem Lake Taupo fuhren wir ins Gebiet von Craters of the Moon, eine Landschaft mit dampfender Erde und schwefligem Geruch (so kann man sich vielleicht die Hölle vorstellen). Unweit davon steht das Geothermale Kraftwerk von Wairakei, wo der heisse Dampf aus der Erde in elektrische Energie umgewandelt wird. Das Kraftwerk produziert 181 MW Leistung und deckt ca. 3% des Energiebedarfs von Neuseeland. In Richtung Rotorua unterwegs fuhren wir an einem heissen Bach mit angrenzendem Campingplatz vorbei. Doch wir bevorzugten eine andere Bleibe. Denn der Bach ist nicht nur heiss, er riecht auch nicht gerade speziell gut (wo sind denn da die faulen Eier?).

Wai-O-Tapu Thermal Wonderland war unser nächstes Ausflugsziel, eine Ansammlung von geothermischen Aktivitäten. Hauptattraktion ist Lady Knox, ein Geysir, der täglich um 10.15 Uhr mit Seife zum Ausbruch gebracht wird. Wir hatten gerade unsere Tickets für dieses Ereignis ergattert und liefen an der noch wartenden Menschenschlange vorbei, als Isabella sagte: den kenne ich doch! Und Jürg meinte, dann musst du ihn fragen. Isabella sprach das Pärchen in der Schlange an und fragte: Are you from Switzerland? Ja, war die Antwort. Und Isabella meinte: wir kennen uns doch. Es dauerte nicht lange und die Situation war geklärt. Lorenz und Isabella hatten eine gemeinsame Zeit in der Schule Schöftland in Parallelklassen. Unglaublich, wie klein doch die Welt sein kann. Er und seine Freundin Fränzi sind ebenfalls unterwegs, um einmal um den Globus zu reisen. Wir besuchten dann gemeinsam Lady Knox. Mit ein bisschen Starthilfe (Seife) wurde der Geysir zum Ausbruch gebracht. Zuerst kam etwas Schaum und Rauch aus dem Schlund. Mit der Zeit wurde es immer mehr und mehr, dann plötzlich schoss eine heisse Wasserfontäne aus dem Geysir. Bis 20 Meter hoch sprühte das Wasser in die Höhe. Nach fast ¾ Stunden sprühte Lady Knox immer noch eine kleine Fontäne in die Höhe. Doch wir brachen auf, um die weiteren Attraktionen zu bewundern. So beschlossen wir gemeinsam mit Fränzi und Lorenz im Wonderland weiter zu ziehen. Vorbei an Devil’s Home, Rainbow Crater, Artist’s Palette, Opal Pool zum Champagne Pool, der zweiten Hauptattraktion. Ein See mit 65 Meter Durchmesser, einer Tiefe von 62 Metern und 74 Grad Celsius heissem Wasser, entstanden vor ca. 700 Jahren. Am Rande des Champagne Pools befindet sich knapp unter der Wasseroberfläche eine ca. 40 Zentimeter breite orange-rote Sedimentablagerung. Auf Grund der permanent aufsteigenden Kohlendioxid Blasen erhielt der Pool seinen Namen. Ein besonderer Blickfang war auch das Devil’s Bath, ein See mit einer Wasserfarbe zwischen grün und gelb. Die extreme Farbe des Wassers kommt vom darin enthaltenen Arsensulfid. Weiter ging unsere Tour zum Mud Pool, einem Haufen blubbernder Schlammlöcher. Dann verabredeten wir uns mit Fränzi und Lorenz auf dem Campingplatz. Wir fuhren zurück nach Rotorua und machten einen Spaziergang durch das Städtchen und den Botanischen Garten. Ausgiebiges Shopping war leider nicht mehr möglich, da die Läden um 17.00 Uhr (das ist am Nachmittag um 5 Uhr!) ihre Türen schliessen (da haben wir mal wieder viel Geld gespart!). Wie verabredet standen wir dann am Grill, brutzelten Fleisch und Würste und genossen zusammen ein herrliches Nachtessen. Bis um Mitternacht sassen wir draussen und plauderten übers Reisen, Erlebnisse und offene Reisepläne. Eine herrliche Bekanntschaft, die wir in Neuseeland machen durften. Da wir zur selben Zeit in Auckland sein werden, werden wir uns nochmals treffen.

Mittlerweile hatten wir aus Christchurch die Gewissheit, dass es dem Ehepaar vom Swiss Cafe gut geht, dem Restaurant aber leider nicht. Die Bilder aus der zerstörten Stadt stimmen uns sehr nachdenklich.

Und schon wieder war es der Wecker, der uns aus den tollsten Träumen riss. Ein Blick aus dem Fenster liess nicht gerade Gutes verheissen. Doch was soll‘s, die Wolken kommen und gehen hier in Neuseeland sehr schnell. So fuhren wir los mit dem Ziel The Shires Rest Cafe. Dort angekommen wurde uns eine A4 Seite mit einer Geheimhaltungsunterzeichnung vorgelegt. So, ab jetzt dürfen wir uns eigentlich nicht mehr weiter über die folgenden zwei Stunden äussern, die wir erlebt haben… 2 Stunden später: es war super!!! Wir waren nicht in Fort Knox und wir hatten auch kein Treffen mit dem Generalgouverneur von Kiwi-Island. Wir begeben uns nun an den Rand des Legalen und berichten ein bisschen über unser streng geheimes Erlebnis. The Shires Rest Cafe in der Nähe von Matamata ist Ausgangspunkt nach Hobbiton. In Hobbiton im Auenland gelegen, begann die Geschichte vom Film Herr der Ringe, in der Heimat der Hobbite Frodo, Sam, Merry, Pippin und Bilbo.

Im September 1998 entdeckte Regisseur Peter Jackson zusammen mit New Line Cinema dieses Gelände für das Filmset. Ab März 1999 wurden während 9 Monaten die Hobbit Häuschen und das Gelände gebaut und präpariert. Von Dezember 1999 her wurde während drei Monaten mit bis zu 400 Leuten am Set auf der Schaffarm gedreht. So, das ist ja alles Schnee von gestern und dazu braucht man bestimmt nicht nach über 10 Jahren noch eine Geheimhaltungserklärung zu unterzeichnen, dachten wir zumindest. Was war in den letzten 10 Jahren auf Hobbiton passiert? Über 200‘000 Interessierte besuchten das ehemalige Filmgelände, was aber teilweise rückgebaut wurde. So hatten die Hobbit Häuser keine farbigen Fassanden mehr, sondern alle Fronten waren weiss gestrichen und das Gelände wurde wieder als Schafweide genutzt. Und jetzt kommt das Gute! 1937, also 17 Jahre bevor J.R.R. Tolkien den Roman „The Lord of the Rings“ schrieb, brachte er ein Werk heraus mit dem Titel „The Hobbit or There and Back Again“. Nun wird dieses Buch verfilmt und wieder von Regisseur Sir Peter Jackson und dies auf Hobbiton. Die Dreharbeiten hätten eigentlich vor ein paar Tagen beginnen sollen. Damit wäre ein Besuch des Filmsets nicht mehr möglich gewesen. Da Peter Jackson an einem Magengeschwür erkrankte und dieses heraus operiert werden musste, wurde der Start für die Dreharbeiten auf 21. März verschoben. Wir wünschen dem Erfolgsregisseur gute Besserung und danken, dass wir die Location besuchen konnten. Der Film „The Hobbit“ wird im Dezember 2012 und Dezember 2013 in den Kinos zu sehen sein. In diesem Zweiteiler werden auch Stars aus Herr der Ringe, wie Orlando Bloom und Ian McKellen, mit von der Partie sein. Trotz der Geheimhaltungserklärung konnten wir so viele Fotos machen, wie wir wollten. Diese jedoch nur für den eigenen Gebrauch. Also wir können keine Bilder vom Hobbiton in irgend einer Form veröffentlichen. Was wir aber am Set sehen konnten war sensationell. All die Hobbit Häuschen wurden wieder aufgebaut, mit farbigen Türen und kleinen Briefkästen. Die Gärten wurden wieder hergerichtet und angepflanzt, Obstbäume mit reifen Äpfeln und Birnen (alles echtes Obst) stehen in der Hügellandschaft. Wir hatten die Gelegenheit, durch das ganze Gelände zu laufen und uns über dessen Schönheit zu freuen. Zum Abschluss unserer Erkundungstour im Zusammenhang mit Herr der Ringe war dies wie das Sahnehäubchen auf der Torte, einfach sensationell! Wenn man uns im Dezember 2012 und 2013 sucht, sind wir bestimmt im Kino und schauen uns The Hobbit an und werden uns mit viel Freude an das gesehene Filmgelände in Hobbiton erinnern.

Zurück im The Shires Rest Cafe wurden wir in die Kunst des Schafe scheren eingeführt. Der Rekord liegt bei 866 Schafen in 9 Stunden. Was heisst, in 38 Sekunden ist der Pelz weg. Danach gab es Milch für die kleinen Schäfchen. Isabella konnte ein ca. 3.5 Monate altes Schaf mit dem Schoppen füttern. Natürlich war die Flasche viel zu schnell leer und das Kleine hätte noch 2-3 Flaschen vertilgt.

Ostküste

Von Hobbiton aus fuhren wir an die Bay of Plenty und übernachteten in Strandnähe auf einem Campingplatz. In Waihi konnten wir in die Tagebau Grube der Martha Mine Gold- und Silbermine schauen. Die grösste Mine Neuseelands hat eine Länge von 850 Meter, 600 Meter Breite und eine Tiefe von 250 Meter. Das ist eine riesig grosse Grube. Von dort aus fuhren wir rund um die Coromandel Halbinsel. Es war nicht gerade der Hit mit unserem langen Fahrzeug über die kurvenreichen Strassen zu fahren. Doch der Ausblick über die subtropischen Regenwälder in die verschiedenen Meeresbuchten kompensierte die mühsame Fahrt. In Whitianga wollten wir das James Cook Denkmal besichtigen. Das war aber auf der anderen Seite des Bucht und so hätten wir einen grossen Umweg machen müssen. Das Denkmal erinnert an die Ankunft in Neuseeland 1769 durch den Entdecker James Cook mit der HMS Endeavour.

Am 24. Februar 2011, 16:53 Uhr Ortszeit in Cape Canaveral startete das Space Shuttle Discovery für die Mission STS-133 mit fast 3 Monaten Verspätung. Mitte Dezember konnten wir die Discovery aus nächster Nähe in der Startrampe LC-39A besichtigen. Es ist der letzte Flug der Discovery zur Raumstation ISS. Es folgen noch die Missionen STS-134 der Endeavour am 19. April 2011 und STS-135 der Atlantis am 28. Juni 2011, danach werden keine Space Shuttle Flüge mehr durchgeführt. Somit geht eine wichtige Ära in der Raumfahrt zu Ende.

Mit grossen Schritten bewegten wir uns Richtung Norden, denn die verbleibenden fünf Tage werden wir im warmen Norden Neuseelands verbringen. Von Whangarei aus fuhren wir nach Opua und nahmen die Fähre nach Russell. Die knapp 10 minütige Fahrt mit der Fähre ersparte uns die Fahrt auf dem Landweg von gut einer Stunde. So waren wir recht früh am Campingplatz angekommen. Die Zeit wollten wir nutzen, um News auf die Homepage zu laden, etwas zu lesen oder einfach mal nichts tun. Wir parkten unseren VW Camper auf dem Parkplatz vor der Büro des Campingplatzes. Wir hatten praktisch alle Formalitäten für die Buchung der nächsten Übernachtung erledigt, da gab es draussen einen lauten Knall. Wir drehten uns im Büro um, schauten nach draussen und sahen nicht gerade das, was wir gerne sehen wollten. Ein anderer Camper fuhr retour in unseren geparkten Camper hinein. Wir rannten hinaus und sahen den Schaden an unserem Fahrzeug an. Die linke Türe hinten war eingedrückt und das Fenster war zerlegt in zig tausend Scherben - super, so ein Arschl…. Horacio aus Argentinien fuhr mit seinem Camper rückwärts aus seinem Parkplatz und übersah unseren Camper (der ist ja nicht gerade klein) und schon krachte es. Herrlich!!! Gerade heute Morgen noch dachten wir darüber nach, dass bisher alles gut und ohne Schaden verlief und jetzt das. Die Leute vom Top 10 Campingplatz waren uns sehr behilflich und informierten unseren und Horacio’s Vermieter über den Schaden. Sie räumten die Scherben weg und halfen uns, einen Plastik in das defekte Fenster zu kleben. Wir sprachen auch noch mit unserem Vermieter und er sagte, dass er sich melden würde, was mit dem Fahrzeug geschehen soll: austauschen oder reparieren. Und man werde uns weitere NZ$ 7‘500.- für einen allfälligen weiteren Schaden belasten. Leider hörten wir nichts mehr von ihm und als wir uns meldeten, sagte man uns, dass es an einem Sonntag schwierig sei etwas zu machen, sie werden uns dann am Montag weiter informieren. Den Nachmittag verbrachten wir mit Unfallprotokoll erstellen und ausfüllen, denn ein Protokoll war keines im Fahrzeug, und den Innenraum von den Scherben befreien. Ebenfalls machten wir ein Telefonat in die Schweiz, um uns zu informieren, was zu tun ist mit dem Ausschluss des Selbstbehaltes. Nach drei vergeblichen Versuchen erreichten wir doch endlich jemanden von der Versicherung (gemäss Broschüre rund um die Uhr weltweit erreichbar), der uns dann mitteilte, wir sollen uns am Montag wieder melden, wenn die Mitarbeiter dieser Abteilung wieder am arbeiten sind. Genau so hatten wir uns diesen Nachmittag vorgestellt. Glück im Unglück, es waren keine Personen zu Schaden gekommen und wir gehen davon aus, dass wir finanziell keine Einbussen haben werden (abgesehen vom Wechselkurs und der ist im Moment grottenschlecht für eine Rückvergütung, denn der Kurs war wegen dem Erdbeben massiv gefallen). Ansonsten wird es mit unserem Fahrzeugvermieter noch ein riesen Donnerwetter geben.

Den Montag verbrachten wir mit der Schadensbehebung. Eigentlich wollten wir das Hole in the Rock besichtigen, doch nun hatten wir ein Hole in the Window. Entgegen unserer Abmachung mit dem Vermieter, er werde uns morgens vor 10.00 Uhr kontaktieren, hörten wir gar nichts. So waren mal wieder wir an der Reihe anzurufen. Die Antwort war, man konnte noch nichts machen. Als wir ihm präzise sagten, dass er jetzt dringend etwas unternehmen muss, rief er uns dann doch ein paar Minuten später zurück und gab uns eine Adresse an. Eine Stunde später erreichten wir die Spezialisten für Glasschäden und sie wurden bereits über unser Eintreffen informiert (da staunten wir aber). Das Fräulein vom Empfang teilte uns auch sofort mit, dass sie das defekte Fenster mit einem Plastik behelfsmässig reparieren werde. O.K., das war ja das, was wir am Vortag selber gemacht hatten, sonst hätten wir den Kopf in der Nacht an der frischen Luft gehabt. Die junge Frau sah auch sofort, dass das nichts bringen würde, denn unser Provisorium war den Umständen entsprechend fast perfekt. Und es war klar, dass da eine Scheibe rein muss, sonst kann man ja das Fahrzeug nirgends abstellen ohne Angst zu haben, dass jemand den Wagen öffnet. So rief sie den Vermieter an und teilte ihm mit, dass sie nicht weiter helfen können. Doch es sei eine Firma eine Strasse weiter hinten, die das reparieren könnten. Wie sich herausstelle, war es eine Vertragswerkstatt von unserem Vermieter (deshalb schickt er uns ja zu einer anderen Firma!?). Als wir eine Strasse weiter hinten eintrafen, wussten diese natürlich noch nichts von ihrem Glück (hätte uns auch überrascht, wenn es möglich gewesen wäre, innerhalb von fünf Minuten die Vertragswerkstatt zu informieren…). Die Fachleute sahen sich den Schaden an und wussten sogleich, was zu tun war. Da muss provisorisch eine neue Scheibe rein. Als sie das o.k. vom Vermieter hatten, machten sie sich ans Werk, Dauer ca. 2 Stunden. Damit wir uns nicht in der Werkstatt langweilen mussten, fuhren sie uns ins Dorfzentrum. Da gerade Mittagszeit war, gönnten wir uns ein Mittagessen beim Japaner. Gut zwei Stunden später riefen sie uns an, sie werden uns im Zentrum wieder abholen. Die Jungs von Wilkinson Glass hatten eine perfekte Arbeit geleistet. Wir bedankten uns bestens und fuhren auf den nächsten Campingplatz, der Tag war so gut wie gelaufen. Am Abend kontaktierten wir nochmals die Versicherung betreffs Selbstbehalt. Mit dem Reisebüro hatten wir ebenfalls ein längeres Gespräch über die mutmassliche Zahlung einer zweiten Kaution von NZ$ 7‘500.--. Danach riefen wir die Kreditkartengesellschaft an, um eine mögliche Transaktion des Vermieters zu blockieren. Dann staunten wir einmal ziemlich grosse Bauklötze! Die Transaktion habe bereits am Vortag stattgefunden und wir könnten diese nicht verhindern! Das heisst konkret, der Vollidiot der Schadensabteilung hatte sich nicht um den Schaden gekümmert, sondern hatte eine zweite Kaution in Rechnung gestellt. Und das Beste ist, wir können keinen auf eine aus unserer Sicht ungerechtfertigte Rechnungsstellung Einfluss nehmen und diese blockieren. Dies kann nur der Rechnungssteller. Ist es unser Geld und können wir darüber verfügen oder sind wir nur zum melken gut genug???!!! So langsam aber sicher können uns alle am A… lecken! Steht denn da irgendwo auf der Stirn: Idiot? So haben wir mittlerweile NZ$ 15‘000.-- Kaution bezahlt, für eine defekte Hecktüre im Wert von evtl. NZ$ 2‘500.--, bei einem Fahrzeugwert von vielleicht NZ$ 60‘000.--, das ist doch in keinem Verhältnis. Am Freitag, wenn wir das Fahrzeug abgeben, werden wir sehen wie das Ganze weiter geht.