USA Daytona / Savannah / Atlanta / Ostküste / Washington DC

13.12.10 - 19.12.10

Daytona

Es war nicht gerade das Wetter, das man sich wünscht, wenn man nach Daytona Beach fährt. Aber an uns soll es ja nicht gelegen haben (wir haben immer ausgegessen!). Als wir in die Stadt hinein fuhren, gelangten wir direkt zum bekannten Daytona International Speedway. Auf der ovalen 2.5 Meilen langen Auto- und Motorradrennstrecke werden Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 300 km/h gefahren. Leider waren wir nicht mit einem konkurrenzfähigen Fahrzeug unterwegs, sonst hätten wir noch eine Runde drehen können. Wie gesagt, es war ja nicht Strandwetter, aber trotzdem fuhren wir an den Sandstrand. Typisch amerikanisch nach dem Motto „Nichts geht ohne Auto“ kann man in Daytona Beach mit dem Auto über den Sandstrand fahren. Das mussten wir doch einmal austesten. Fazit: Zu vergleichen wie zu Hause im Schnee, mit dem kleinen Unterschied, dass 10 Meter nebenan der Atlantik im Sand ausläuft. Bestimmt wäre es bei 30 Grad Celsius, einem Six-Pack Bier und dem BBQ-Grill auf dem Pickup noch ein bisschen besser gewesen, aber wir hatten trotzdem Fun.

Von Silvana und Nik hatten wir einen interessanten Tipp erhalten (sie waren ca. 3 Wochen vor uns ebenfalls in Florida). Die Wegbeschreibung war sec aber wasserdicht: Am Ende des Sandstrands fährt ihr links, erste Strasse rechts, erstes Geschäft rechts, da könnt ihr kleine Schildkröten bestaunen. So einfach die Beschreibung auch war, so einfach fanden wir den Laden ohne nur einmal daran zu zweifeln, ob wir nun richtig sind oder nicht. In einem kleinen Wasserbecken am „Turtle Beach“ waren ca. 20 kleine Schildkröten, nicht viel grösser als einen Fünfliber. Besten Dank nach Hause für den Tipp!

Savannah

Die ehemalige Baumwolle Metropole und Südstaatenstadt im Bundesstaat Georgia besticht mit einer wunderschönen Altstadt. Man fühlt sich sofort um paar Jahrzehnte zurück versetzt. Vor allem die roten Backsteinfassaden von den über hundert Jahre alten Gebäuden prägen das Bild in der Innenstadt bis zum Savannah River hinunter. Dank dem Stadtplan eines Sightseeing-Anbieters konnten wir in kürzester Zeit die interessantesten Sehenswürdigkeiten selber mit unserem Dodge anfahren. Die River Street, die Savannah River Queen, The Pirates House, das Davenport House, die City Hall mit der goldenen Kuppel sowie das Old Savannah Cotton Exchange Gebäude. Mit all den vielen schönen Eindrücken machten wir uns auf den Weg nach Atlanta. Von den rund 400 km fuhren wir bestimmt über 300 km durch eine einzige riesige Waldlandschaft.

Mittlerweile ist es A…kalt. In der Nacht bereits unter null Grad. Jetzt hat auch für uns der Winter begonnen.

Atlanta

John Stith Pemberton kennen nur die wenigsten. Die braune Limonade in der Flasche mit den weiblichen Rundungen kennt fast jedes Kind auf dieser Welt - Coca Cola! Mr. Pemberton aus Atlanta war der Erfinder dieser ursprünglichen Medizin, welche gegen Müdigkeit, Kopfschmerzen, Depressionen und sogar Impotenz helfen sollte und 1887 patentiert wurde. Ein Besuch im Coca Cola Museum war natürlich Pflicht, denn Jürg hat eine ca. 30 Jahre alte Coca Cola-Dosen Sammlung. Im Museum waren nebst der Geschichte des Erfrischungsgetränks diverse Exponate zu bestaunen. Die Evolution der Flasche, ein Chevrolet Auslieferfahrzeug aus 1929, Kühlschänke, Werbeträger in jeglicher erdenkbaren Variante, Pins und vieles mehr. Coca Cola sponsert seit den 90er Jahren den Fackellauf bei den olympischen Spielen. Die Fackeln der letzten neun olympischen Spiele sind ausgestellt. Als wir diese Juwelen bestaunten, kam ein Mitarbeiter auf uns zu, mit der Fackel von Vancouver 2010 in der Hand. So konnten diese Fackel selber in den Händen halten! Unser Rundgang führte an einer voll automatischen Abfüllanlage vorbei, wo für die Ausstellungsbesucher Flaschen abgefüllt werden. Stolz waren wir über die starke Präsenz von Schweizer Vertretern im Museum. So zum Beispiel die Valser Flaschen grün und weiss (aus Vals im Kanton Graubünden!) und Nestea von Nestlé (Vevey). Beides wird durch die Coca Cola Company vertrieben. Ein Zirkuszeltmalerei Bild von Rolf Knie, von Burton Morris ein Gemälde für das Olympische Museum Lausanne und weitere Kunstobjekte aus privater Sammlung vom Lausanner Jean-Louis Foucqueteau. Im Degustations-Foyer konnten wir aus 60 verschiedenen Coca Cola Brands aus der ganzen Welt probieren. Nach ca. 20 unterschiedlichen Getränken waren wir dann fast überzuckert und der Durst gelöscht. Im anschliessenden Coca Cola Laden musste die Kreditkarte mal wieder hinhalten.

Im ehemaligen Eisenbahndepot in Downtown befindet sich Underground Atlanta. Eine charmante Shopping-, Gastronomie- und Unterhaltungsgasse im Untergrund Atlantas. Nicht schlecht staunten wir über das Werbeplakat vom Montreux Jazzfestival – und wieder einmal mehr ein Schweizer „Produkt“. Gestaunt hatten wir auch nicht schlecht, als uns ein Cop ansprach und meinte wir sollten vorher fragen, wenn wir einen Polizisten fotografieren wollen. Jürg war überrascht und dachte an einen Witz und fragte spasseshalber mal, was wir ihm zahlen müssen, wenn wir ihn fotografieren möchten. Diese Frage war nicht gerade gut angekommen. Allen Ernstes meinte er, es sei eine Frage des Respektes und ging weiter. Die Situation klärte sich dann wie folgt. Beim Fotografieren im Underground lief uns der Cop mit einem Kollegen quasi vor der Linse durch (was man bei einem Weitwinkelobjektiv auf dem Display im Dunkeln bestimmt nicht erkennen kann) und fühlte sich dabei „fotografiert“. Deshalb hatte er uns angesprochen. Wir hoffen, dass wir ihm nicht auch noch die Seele geklaut haben…

Atlanta war 1996 Austragungsort der 26. olympischen Sommerspiele wo 197 Nationen teilnahmen. Auf der Suche nach Erinnerungen an dieses sportliche Grossereignis fanden wir ein paar schöne Bau- und Kunstwerke. Nach all diesen schönen Eindrücken verliessen wir in Richtung Norden die Stadt von Coca Cola, olympischen Spielen und Martin Luther King.

Ostküste

In Commerce, Georgia, entdeckten wir mal wieder ein kulinarisches Highlight. Die Restaurantkette Outback ist spezialisiert auf australische Küche. Als Einstimmung auf den roten Kontinent, der auf unserer Reise noch folgen wird, liessen wir uns mit Leckereien vom Grill verwöhnen. Wenn das in Australien nur halbwegs so gut sein wird, dann werden wir extrem aufpassen müssen, dass wir nicht paar Pfunde zulegen werden!

Beim Überqueren des Savannah Rivers wechselten wir von Georgia in den Staat South Carolina. Doch schon nach gut einer Stunde Fahrt standen wir schon vor dem nächsten Wechsel in einen neuen Staat, North Carolina. In Creedmoor verbrachten wir die Nacht und staunten nicht schlecht, als am nächsten Morgen eine weisse Schicht die Landschaft bedeckte. Der Winter ist da! Noch vor ein paar Tagen fuhren wir am Sandstrand entlang bei angenehmen Temperaturen. So nahmen wir die Fahrt nach Norfolk im Bundesstaat Virginia ganz gemütlich unter die Räder.

Norfolk ist die grösste US-Marine Basis der USA und beheimatet die US-Atlantikflotte. So war auch Norfolk der Heimathafen des Flugzeugträgers USS Midway, den wir in San Diego besichtigt hatten. Im Hafen von Norfolk fest vertäut liegt die USS Wisconsin BB-64. Das 270 Meter lange und 33 Meter breite Schlachtschiff mit zwei Drillingstürmen war von 1944 bis 1991 aktiv im Dienst. Ihr letzter Einsatz war 1991 im Golfkrieg unter anderem zusammen mit der USS Midway. Unsere Fahrt durch Norfolk führte nicht nur an grauen Kriegsschiffen vorbei sondern an vielen Gewässern, die zum grössten Teil zugefroren waren. Haben wir das schon erwähnt? Es ist s...kalt!!!

Wir verliessen die Hafenstadt und fuhren auf einer Brücke über die Chesapeake Bay. Die Bucht ist ca. 30 km breit. So staunten wir nicht schlecht, als die Fahrt auf der 37 km langen Brücke nach ca. 5 km in einen Tunnel überging. Ein Tunnel über dem Meer macht ja keinen Sinn, doch der Tunnel versank im Meer. Für 1.7 km führte der Tunnel tief unter dem Meer hindurch und trat dann auf der nächsten Brücke wieder ans Tageslicht. Nach weiteren 14 km wiederholte sich das Ganze nochmals. Diese Konstruktion nennt sich Brücken-Tunnel und wurde 1965 zum „Architektonischen Weltwunder der Moderne“ ernannt. So ist es durch den Chesapeake Bay Bridge-Tunnel möglich, dass an zwei Stellen der Bucht grosse Frachtschiffe ungehindert ein- und auslaufen können.

Washington D.C.

Von Annapolis im Bundesstaat Maryland war es nur ein kurzes Stück bis ins Zentrum der Macht. Macht heisst, der Kongress als Legislative, der oberste Gerichtshof als Judikative und der Präsident als Executive. Alles auf einem kleinen Flecken Erde vereint, das ist Washington D.C., Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika. Zwischen Anacostia River und Potomac River liegt die Stadt Washington D.C., welche zu keinem Bundesstaat gehört und als District of Columbia direkt dem Kongress der Vereinigten Staaten unterstellt ist.

Wir besuchten als erstes das Kapitol, ein grosses, ebenfalls weisses Haus mit riesiger Kuppel. Dort befindet sich der Kongress, bestehend aus Senat (bei uns Ständerat) und Repräsentantenhaus (bei uns Nationalrat). Die Grundsteinlegung des 540 Raum starken Gebäudes fand am 18. September 1793 durch den ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten (George Washington) statt. Dann ging es zum nächsten weissen Haus, nun aber das richtige Weisse Haus, dem Amts- und Wohnsitz des 44. Präsidenten Barack Obama. Bis auf George Washington, der das Gebäude erbauen liess, wohnte jeder amerikanische Präsident im Weissen Haus. Das Anwesen verfügt über 132 Räume und 35 Badezimmer (viel Spass beim Putzen!), wobei Swimmingpool, Tennisplatz, Kinosaal, Bowlingbahn und Basketballfeld natürlich nicht fehlen. Leider hatte Mr. President, der mächtigste Mann der Welt, keine Zeit für ein Basketballspiel mit uns. Wir wären so was von parat gewesen. Wer nicht will, soll’s lassen! Das nächste Bauwerk, das es zu bestaunen galt, war der weisse Marmor Obelisk, das Washington Monument. Zu Ehren des ersten Präsidenten wurde das 169.3 Meter hohe Bauwerk erstellt. Weiter liefen wir am Second World War Memorial vorbei, eine Gedenkstätte an die gefallenen US-Solden aus dem zweiten Weltkrieg. Entlang der National Mall liefen wir weiter am Reflecting Pool vorbei bis zum Lincoln Memorial. Das Denkmal mit 36 Säulen wurde zu Ehren des 16. Präsidenten Abraham Lincoln erbaut. Er regierte das Land zwischen 1860 und dem 15. April 1865, wo er einem Attentat zum Opfer fiel. Blickt man vom Denkmal Richtung Osten, sieht man das 3 km entfernte Kapitol und dazwischen das Washington Monument. Das Spiegelbild des weissen Marmor Obelisk kann man im Reflecting Pool, einem langgezogenen Wasserbecken, betrachten. Funktioniert aber nicht, wenn das Wasser gefroren ist. Schade. Gefroren war auch der Potomac River, den wir über die Memorial Bridge querten. Der Potomac River hat eine jährliche mittlere Abflussmenge von 316 m3/s, der Rheinfall unterhalb Schaffhausen 373 m3/s. Das braucht dann doch ein paar Grad Celsius die unter null liegen, damit so ein Fluss gefriert! Auf der anderen Seite angekommen, waren wir nicht mehr in Washington D.C. sondern in Arlington im Bundesstaat Virginia, direkt vor dem Nationalfriedhof Arlington, der zweitgrössten Ruhestätte der USA. Angehörige des US-Militärs, Veteranen sowie deren Ehegatten werden hier beigesetzt. Ebenfalls befindet sich hier das Grab von John F. Kennedy, dem 35. Präsidenten, der am 22. November 1963 in Dallas ermordet wurde. Unmittelbar neben dem Friedhof befindet sich die amerikanische Schaltzentrale des Militärs, das Pentagon. Das fünfeckige Gebäude, mit seinen 280 Meter langen Aussenwänden und 2 Millionen Kubikmetern, gilt als das fünft grösste Gebäude der Welt. Es arbeiten ca. 23‘000 Mitarbeiter im Verwaltungsgebäude des US-amerikanischen Verteidigungsministerium. Bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001, 09:37 Uhr starben hier sinnlos 184 Menschen. Zum Gedenken an die Opfer wurde am 11. September 2008 ein Denkmal errichtet. Für jedes der Opfer steht eine beleuchtete Bank mit eingraviertem Namen. Die Bänke stehen genau im dem Winkel zum Pentagon, wie das Flugzeug in das Gebäude einschlug. Die Bänke sind einseitig abgestützt. Alle mit der Öffnung in Richtung Pentagon stehen für die Opfer im Flugzeug und alle mit der Öffnung in Richtung Westen stehen für die Opfer aus dem Pentagon. Die Reihen sind nach Jahrgängen und Geburtsmonat gegliedert, beginnend mit Dana Falkenberg. Sie war 3 Jahre alt. Ein wirklich eindrückliches Denkmal zu einem traurigen und noch immer unverständlichen Ereignis.