USA Philadelphia / New York / Boston

20.12.10 - 27.12.10

Philadelphia

Philadelphia ist kein Brotaufstrich sondern eine der geschichtsträchtigsten Städte Amerikas und wird als Wiege der Nation bezeichnet. Am 4. Juli 1776 wurde in Philadelphia die Unabhängigkeitserklärung beschlossen und verkündet. Das heisst, dass sich ab fortan die dreizehn britischen Kolonien in Nordamerika von Grossbritannien loslösen und einen eigenen souveränen Staatenbund bilden. Die Unterzeichnung durch die dreizehn Gründungsstaaten geht als Independence Day in die Geschichte ein und somit wird der 4. Juli der Nationalfeiertag in den USA gefeiert. Die Unabhängigkeitserklärung wurde zum grössten Teil von Thomas Jefferson, dem späteren 3. Präsidenten der vereinigten Staaten, verfasst.

So machten wir uns auf den Weg zur Independence Hall, dem Gebäude, wo vor 234 Jahren der Grundstein der vereinigten Staaten von Amerika gelegt wurde. Der Kontinentalkongress bestand aus dreizehn Delegierten der dreizehn Kolonien Nordamerikas, die in diesen Räumlichkeiten der Unabhängigkeit zustimmten. Der Präsident dieses Kongresses war John Hancock, welcher das wichtige Dokument als erster unterschrieb. Aus diesem Grund sagen einige Amerikaner: „Ich brauche deinen John Hancock“ und meinen damit, sie wollen eine Unterschrift von dir.

Eines der wichtigsten amerikanischen Symbole für Freiheit und Demokratie ist die Liberty Bell. Als die Unabhängigkeitserklärung der Öffentlichkeit verlesen wurde, läutete diese Glocke von der Independence Hall. Wir besichtigten diese Glocke in einem Gebäude gegenüber der Independence Hall. Die Glocke, die zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt, trägt die Inschrift: Proclaim Liberty throughout all the land unto all the inhabitants thereof (Verkünde Freiheit im ganzen Land für alle seine Bewohner). Das Besonderes an der Glocke ist ein Riss im Klangkörper, der sie funktionsunfähig macht. Wann dieser Riss entstanden ist, ist bis heute unklar. So erlebten wir ein bisschen Nationalgeschichte in „Philly“.

Zum Abschluss des Philadelphia Besuches fuhren wir zum Kunstmuseum. Nicht, weil wir was von Kunst verstehen. Aber die Treppe zum Museum, die faszinierte uns. Jürg überlegte sich, ob er ein paar Mal die Treppe hoch und runter rennen und dann eine Karriere als Boxer beginnen sollte. Denn dann müsste sich Rocky Balboa ganz warm anziehen. Die Treppe wurde kommerziell bekannt durch die Rocky Filme von Silvester Stallone, wo er beim Training jeden Morgen die Stufen hinauf rennt, die Arme hochreisst und sich als Sieger im Ring stehen sieht.

New York

WOW, ist diese Stadt riesig! Mit über 8 Millionen Einwohnern übertrifft die Stadt New York alleine die Schweizer Bevölkerung. Via Lincoln Tunnel gelangten wir von New Jersey her nach Manhattan. Im Schritttempo bewegten wir uns durch die Hochhäuser zu unserem Hotel, direkt neben Macy’s (the largest store of the world - das grösste Geschäft der Welt). Unser Zimmer befand sich im 17. Stock mit Sicht auf das Empire State Building und somit sehr zentral gelegen. Das Flatiron Building an der Kreuzung 5th Avenue und Broadway ist nicht vom Namen her bekannt, aber von der Form her. Das markante, in den Spitz laufende Gebäude ist vorne nur 2 Meter breit. Mit der U-Bahn (die ist nicht schön) fuhren wir nach Norden zum Central Park. Eine 800 Meter breite Grünfläche erstreckt sich über 4 Kilometer Länge zwischen den Hochhäusern. Man fühlt sich fast wie in einer anderen Welt: keine Hektik, keine Autos, kein Lärm. Bäume, Rasenflächen, Fusswege und Seen mitten in der Weltstadt. Am Rande des Central Parks kamen wir am Appartementsgebäude „The Dakota“ vorbei. Hier lebte John Lennon bis am 8. Dezember 1980, wo er vor dem Eingangstor ermordet wurde. Im Central Park selber, im Strawberry Fields, erinnert eine Gedenktafel sowie ein Bodenmosaik mit der Innschrift „Imagine“ an den verstorbenen Sänger und Gitarristen von „The Beatles“. Unsere Erkundungstour setzte sich fort zum Rockefeller Center, bekannt durch seinen riesen grossen Weihnachtsbaum. Ebenfalls bekannt ist Top of the Rock, eine Aussichtsplattform im 70. Stock des Rockefeller Centers. Die Fahrt im Lift dauerte 43 Sekunden. Die Decke der Liftkabine ist durchsichtig und im ca. 250 Meter hohen Liftschacht sind alle paar Meter blaue Lampen in den Ecken angebracht. Der Schacht scheint im Himmel zu enden, eine richtige Erlebnisfahrt. Auf dem Dach oben angekommen, staunten wir dann über das nicht endende Lichtermeer in einer New Yorker Nacht. Im Gift-Shop im 70igsten Stock lernten wir Ariana und Kevin kennen, beide arbeiten auf dieser Etage. Wir sprachen über das Reisen, über Gott und die Welt, so dass wir die Zeit völlig vergassen. Aus Nacht macht Tag und das am Times Square. Das Zentrum am Broadway, benannt nach der Zeitung New York Times, leuchtet 24 Stunden Tag hell. Hunderte von Leuchtreklamen hängen an den Hauswänden, eine grösser als die andere.

Ein neuer Tag, eine neue Entdeckung, so das Motto in New York. Mit der U-Bahn (sie ist immer noch nicht schöner) fuhren wir zum südlichsten Punkt Manhattans und bestiegen (nach mindestens einer Stunde Wartezeit bei null Grad) ein Schiff und fuhren zu Lady Liberty. Die 46 Meter hohe Lady thront seit 1886 auf einem eben so hohen Steinsockel in der Hafeneinfahrt New Yorks. Der Anblick der Freiheitsstatue faszinierte uns sehr. Schon tausend Mal auf Bildern gesehen und nun standen wir direkt vor dem amerikanischen Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit - gewaltig. Ebenfalls gewaltig ist auch die Skyline von Manhattan. Ein Wolkenkratzer reiht sich zum anderen. Wie viele es sind, wissen wir nicht. Was wir aber wissen, es fehlen zwei! 415 und 417 Meter hoch waren sie. Jeder von uns hat die Bilder gesehen. Bilder, die wir nie mehr vergessen werden, als um 08:46 Uhr des 11. September 2001 das erste Flugzeug in den Nordturm des World Trade Centers flog, gefolgt von einem zweiten um 09:03 Uhr, das in den Südturm crashte. Beim Besuch des 9/11 Memorial Museum sahen wir die ganzen Ereignisse, die an diesem Tag in Amerika stattgefunden hatten und die ganze Welt erschütterte. Mindestens 2‘993 Menschen kamen bei diesen Terroranschlägen ums Leben. Im Museum dokumentiert ist die zeitliche Abfolge der Ereignisse sowie viele Berichte und Filme von Überlebenden, Helfern und Betroffenen. Unvorstellbar was an diesem Tag geschah! Wir waren sehr betroffen von diesen Eindrücken. Auf einer amerikanischen Flagge, Flag of Honor, stehen alle Namen, die dabei ihr Leben verloren haben – einfach nur tragisch, was da passierte!

Am Ground Zero, dort wo die Gebäude standen, laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren. Dort wo die beiden Türme standen, werden quasi auf den Grundmauern zwei Wasserbecken mit all den Namen der Opfern als Mahnmal errichtet. Nördlich des ehemaligen Nordturms wird das One World Trade Center gebaut. Es wird das höchste Gebäude der Vereinigten Staaten werden, mit 541.32 Meter Höhe, bzw. 1‘776 Fuss, was sich auf das Jahr der Unabhängigkeitserklärung bezieht. Den ereignisreichen Tag liessen wir beim Musical „The Heights“ am Broadway ausklingen.

Weiter im Text mit der Erkundungstour. Nahe der Wall Street steht ein Bulle aus Bronze als Zeichen für den börslichen Optimismus (sehr wahrscheinlich manchmal zu optimistisch!). Ein Wort, das wir jeden Tag in den Nachrichten hören, ist der Dow-Jones-Index. Wir haben nun gesehen, wo der „Dow-Jones“ her kommt. An der Wall Street befindet sich die New York Stock Exchange (Börse), die grösste Wertpapierbörse der Welt. Der Dow-Jones-Index setzt sich aus den 30 grössten US-Unternehmen zusammen und wird in einem prunkvollen Gebäude an der Wallstreet gehandelt. Direkt gegenüber steht die Federal Hall, das erste Regierungsgebäude der Vereinigten Staaten. Hier fand der erste Amtseid von George Washington statt. Einen kleinen Halt machten wir bei Tiffany & Co. Die schönen Schmuckstücke waren nicht mit Preisschildern versehen. So kann man davon ausgehen, dass man unter fünfstelligen Beträgen nur die Verpackung erhält. Also haben wir uns für einen Nicht-Kauf entschieden. Das Budget wird es uns danken. Mit der U-Bahn erreichten wir den Stadtteil östlich von Manhattan, Brooklyn. Ein Wahrzeichen von New York ist die Brooklyn Bridge. 1.833 Kilometer lang verbindet sie die beiden Stadtteile Manhattan und Brooklyn über den East-River. Unser Spaziergang über die 1833 eröffnete Brücke führte uns wieder zurück ins Zentrum der Hochhäuser. So richtig warm gelaufen nutzten wir unsere Energie und liefen von einem Quartier zum anderen. Tribeca, Chinatown, Little Italy, Greenwich Village und Soho.

Ein Besuch auf den Empire State Building durfte natürlich nicht fehlen. So begaben wir uns zum 381 Meter hohen (mit Spitze 443.2 Meter) Gebäude. Nach den üblichen Sicherheitschecks, welche immer lange dauern, fuhren wir mit dem Lift in den 80igsten Stock. Für weitere 6 Stockwerke hatten wir die Wahl: Lift mit nochmals Wartezeit oder Treppe. Da Warten nicht unsere Lieblingsbeschäftigung ist, nahmen wir die letzten 6 Etagen zu Fuss. Die Aussicht über New York war sensationell! Südlich Lower Manhatten mit dem Financial District, linker Hand der East River mit Brooklyn und Queens sowie rechter Hand der Hudson River. Dieser Fluss war dann auch unser nächstes Ziel. Mal schauen, wo man da mit dem Flugzeug landen kann. Den US-Airways Flug 1549 vom 9. Januar 2009 werden 155 Menschen nicht mehr vergessen. Als nach dem Start Probleme mit den Triebwerken (Vogelschlag) den Piloten zwangen zu landen, kam ausser dem Hudson River keine vernünftige „Landebahn“ in Frage. So wasserte der tollkühne Pilot Chesley Burnett Sullenberger den Airbus A320 erfolgreich auf dem Hudson River - eine wahre Meisterleistung! Wie verbringt man Heilig Abend? Natürlich mit der Familie. Das blieb uns dieses Jahr leider vergönnt! So suchten wir nach einer möglichen Alternative. An der 53igsten Strasse zwischen der 8. und 9. Avenue versuchten wir unser Glück. Das Swizz Manhattan Restaurant, geführt von einem Schweizer Paar, lockte uns mit einem Fondue Chinoise. Es war herrlich und wir schlugen uns den Bauch so richtig voll. Auf dem Rückweg ins Hotel liefen wir beim Rockefeller Center am grossen Weihnachtsbaum vorbei. Es fand aber keine Feier statt. Am Times Square lösten wir den Weihnachtsgutschein von Reto und Jacqueline ein. Ein Mojito, the best in town, zum ausklingen des Heiligen Abends. Besten Dank Euch beiden, das war ein gelungenes Geschenk. Bis auf die fehlenden Familienmitglieder war es ein schöner Abend.

Ein grosser Tag stand bevor! Nicht nur, dass es Weihnachten und unser hundertster Reisetag war, nein es war auch zugleich Isabellas Geburtstag. Nachdem sie viele Glückwünsche entgegen nehmen konnte, durchkreuzten wir nochmals den Big Apple. Von wegen Apple, der Store am Central Park lag rein zufällig auf unserem Weg. So besuchten wir an Weihnachten den Apple Store New York. Ein bisschen anders mit den Öffnungszeiten als in Cupertino erlebt, ist der Laden hier an 365 Tagen geöffnet, 24 Stunden pro Tag – nonstop. Wir mussten nicht nur anstehen, um in den Laden zu kommen. Nein, auch als wir wieder hinaus wollten, mussten wir anstehen – das ist ja schon verrückt. Unser Interesse galt dem iPad. Dieser kleine Tablet-Computer würde noch ganz gut in unser Reisegepäck passen. Aber wir liessen dann davon ab. Mit der U-Bahn besuchten wir noch ein paar Sehenswürdigkeiten wie den Union Square und den Madison Square Park. Am Abend liessen wir uns nochmals im Swizz Manhattan verwöhnen. Zur Feier des Tages genossen wir einen feinen Salat und ein Käse-Fondue Provençale - sensationell. Die Verlockung war gross, sogar sehr gross! Nach dem gemütlichen Nachtessen gingen wir nochmals zum Apple Store mit der Absicht, ein iPad zu erwerben. Doch nach genauen Abklärungen betreffend Prepaid Karte mussten wir vorerst von einem Kauf absehen. Tja, so kann man auch Weihnachten in New York verbringen. So ganz ohne Weihnachtsstimmung, halt eben etwas anders.

Boston

Die Fahrt von New York nach Boston wurde immer länger und länger und nochmals länger. Grund dafür war der leichte Schneefall, der angekündet war. Aus dem leichten Schneefall wurde es immer mehr und mehr. Eine Scheibenwischwasserdüse war vereist. Das ist ja kein Problem, so wurde dies schnell behoben und die Fahrt ging weiter. Jedoch dauerte es nicht lange, bis beide Düsen vereisten. So, dann muss wohl die Ursache beim Wasser liegen. Ist ja klar, dass bei einem Mietauto aus Florida kein Frostschutz im Scheibenwischwasser ist. So fuhren wir an die nächste Tankstelle und füllten das Wasser mit Frostschutzmittel auf – so einfach war das. Es blieb immer mehr Schnee auf der Fahrbahn liegen und unsere Fahrt verlangsamte sich allmählich. Mittlerweile fuhren wir am zweiten Blechschaden vorbei (der erste hatte sich gedreht, der zweite lag auf der Seite [Jürg kennt die Seitenlage aus einer Mitfahrgelegenheit aus dem Frutigland]) und der Schnee kam horizontal daher geflogen. Da sich der Strassenzustand mehr und mehr verschlechterte, entschieden wir uns, das nächste Hotel anzufahren. Der Mann an der Lobby klärte uns über die Wetterverhältnisse auf. Es handelte sich um einen Blizzard, der in der Nacht noch ca. 2 Fuss (60 cm) Schnee bringen sollte und er befürchtete, dass die Stromversorgung nicht stand halten würde. Das schreckte uns nicht ab da zu bleiben, denn solche Märchen hatten wir schon viele gehört. Kurz nach 21 Uhr, wir hatten gerade die Wäsche (fast!) fertig getrocknet, als der Strom ausfiel. Bingo, der Mann an der Lobby kann Hellsehen! Dank dem Notstromaggregat hatten wir Licht, aber die Heizung lief nicht mehr. So bereiteten wir uns auf eine kühle Nacht vor. Und man brachte die Heizung definitiv nicht mehr in Gang. Zu allem Glück ging dann der Strom noch ganz aus. Erstaunlicherweise hatten wir sehr gut geschlafen und die Temperatur im Zimmer war noch so okey. Die Morgenwäsche blieb dann aber definitiv aus. In der vollen Skimontur (einfach ohne Ski natürlich) machten wir uns an den Schneehaufen, der unseren Dodge begrub. So nach 20 Minuten hatten wir unser Auto wieder frei geschaufelt und wir machten uns auf den Weg nach Boston. Die Männer vom Räumungsdienst hatten wohl die ganze Nacht gearbeitet, so dass der Interstate 95 wieder schneefrei war (Kompliment!).

In Boston angelangt, machten wir eine Sightseeing Tour im Auto. Es schneite immer noch und kalte Polarluft fegte fürchterlich durch die Strassen. Die Hauptstadt von Massachusetts wurde bekannt durch die Boston Tea Party. Proteste gegen die Erhöhung der Teesteuer durch das britische Parlament lösten am 16. Dezember 1773 den Unabhängigkeitskrieg aus. Die Protestierenden stürmten ein britisches Schiff und warfen dessen Teeladung über Bord. Ebenfalls ist Boston bekannt durch die Universitäten Harvard University und Massachusetts Institute of Technology (MIT). Doch zum studieren blieb uns zu wenig Zeit, also beschränkten wir uns auf ein paar Sehenswürdigkeiten. Vom Aquarium am Hafen, zum Old State House, King’s Chapel, State House mit der Gold Kuppel, Suffolk University, USS Constitution „Old Ironsides“(ältestes, noch im Dienst stehendes Schiff der Welt, das noch schwimmfähig ist, eine hölzerne Fregatte der United States Navy, Jahrgang 1797) sowie ein roter Strich am Boden, der an ein paar einzelnen Stellen unter dem Schnee hervorkam. Dieser 4 Kilometer lange rote Strich ist der Freedom Trail und führt an den 16 wichtigsten Stätten der US-amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung vorbei. Leider blieb uns viel zu wenig Zeit für die wunderschöne, verschneite Stadt in Neuengland. Vielleicht ein anderes Mal wieder. So verliessen wir den östlichsten Punkt unserer Reise in Richtung Kanada.