USA Seattle / Olympic NP / Mt. Rainer NP

17.09.10 - 23.09.10

Seattle

Sleepless in Seattle? Nein, schlaflos waren wir nicht, wir waren hundemüde nach dieser langen, langen Reise von Zürich via Chicago nach Seattle. Die Reise begann sensationell. Begleitet von unseren Familien und Freunden fuhren wir relaxed von Zuhause aus in einem top modernen Kleinbus nach Kloten. Dann beim Check-In hatten wir die erste Überraschung: 2 von 4 Gepäckstücke hatten Übergewicht! Hatten wir doch am Vorabend alles auf der Waage. Aber eben, dann steckt man da noch etwas Kleines hinein und dort muss etwas noch so Wichtiges auch noch mit, und und und. Nur gut hatten wir noch ein bisschen Platz im Handgepäck. Dann der schmerzlichste Teil einer langen Reise: Abschied nehmen von den Liebsten. Einer Umarmung folgte eine zweite, nochmals viele Glückwünsche, Küsschen und dann flossen die Tränen endgültig…

Am Gate E35 warteten wir zum einsteigen. Wir machten ein paar Fotos vom Swiss-Flieger, der uns ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten bringen sollte, und stellten uns dann ans Ende der langen Kolone. Beim scannen der Tickets, Überraschung Nummer zwei: Kein Zutritt! Dieser Flug geht nicht nach Chicago! In dieser kurzen Zeit (1,5 Stunden) vom Check-In bis zum Abflug wurde das Abfluggate von E35 auf E34 geändert. Die nette Dame am Schalter bat uns zum richtigen Gate zu gehen, an dem schon lange keine Leute mehr anstanden. So kamen wir ziemlich sec ins Flugzeug. Der Flug war sehr gut, ruhig und angenehm, aber eben das mit der Beinfreiheit ist so eine Sache. In Chicago angekommen, mussten wir zusätzlich zum Visum und all den hunderttausend Angaben die wir schon gemacht hatten, nochmals ein Formular XYZ ausfüllen, damit uns der Mann mit der goldenen Plakette an der Brust das Visum für die nächsten 6 Monate erteilte. Den Anschlussflug nach Seattle haben wir ohne zeitliche Reserven via Flughafenzug und einer langen Menschenreihe vor dem Gepäckscanner erreicht. Der Flug war unspektakulär, denn die Wolken verhinderten die Sicht auf die Landschaft. In Seattle gelandet, machten wir uns auf die Suche nach einem grossen Taxi und fuhren ins Hotel, wo wir uns ein paar Stunden Schlaf gönnten.

Unser Hotel ist nur einen Block vom Space Needle entfernt; so haben wir als erstes das Wahrzeichen von Seattle erklommen. Auf 158,5 Meter Höhe ist eine 360° Aussichtsplattform, von der man einen herrlichen Ausblick über die ganze Stadt hat. Speziell auf die Skyline, die Elliott Bay und den Lake Union. Dieser Ausblick hat uns so gut gefallen, dass wir am Abend zum Nachtessen nochmals auf den Tower gefahren sind. Auf einer Sightseeing Tour haben wir die wichtigsten Spots der Stadt gesehen: das fiktive Seattle Grace Hospital aus der berühmten US Serie Grey‘s Anatomy, das Pier an der Waterfront, der Pike Place Market mit den fliegenden Fischen und das erste Starbucks Coffeehouse (davon gibt es inzwischen 417 in Seattle), gegründet 1971.

Dank dem Flugzeughersteller Boeing, 1916 in Seattle gegründet, wurde ein einzigartiges Flugzeugmuseum gebaut. Nebst vielen Flugzeugen aus den zweiten Weltkrieg bis hin zur neusten Technologie, sind die beiden begehbaren Highlights eine Concorde von British Airways und die Air Force One VC-137B, in dem Präsidenten wie Kennedy, Nixon und Reagan sassen. Ein unglaubliches Gefühl durch dieses Flugzeug zu gehen (ich kriege jetzt noch Gänsehaut). In diesem Flugzeug sassen Menschen, die Weltgeschichte geschrieben haben!

Es war eine gewisse Spannung in uns; am Montag (20.09.2010) gingen wir unser Auto abholen. Was für ein Fahrzeug wird es sein, wie gross ist es, reicht der Platz für unser Gepäck, sind die Reifen neu, wie alt ist es? Fragen über Fragen. So fuhren wir mit einem Yellow Cab zum Hilton Hotel, wo unser Auto wartete. Es war eine riesen Überraschung: Das perfekte Fahrzeug und mit 19‘603 Meilen fast noch neu. Ein schwarzer Dodge Journey, Kennzeichen ZTB-2353 North Carolina, sensationell! Nun konnte es los gehen.

Olympic Nationalpark

Von Seattle aus ging es mit der Fähre über den Puget Sound nach Bainbridge. Unser Ziel war Port Angeles, nahe dem Olympic NP. Unterwegs fuhren wir in ein kleines Dorf und wir waren uns nicht mehr so sicher, wo wir nun waren. Farbige Holzhäuser und unzählige norwegische Flaggen zieren die schmale Strasse durch die kleine Ortschaft Poulsbo. Das ist eine grössere Ansiedlung von Skandinaviern, hauptsächlich aus Norwegen kommend, die sich hier niedergelassen hatten. In Port Angeles angekommen, hatten wir uns ein gemütliches Hotel (Olympic Lodge) für die nächste Nacht ausgesucht.

Im Olympic NP (fast 3 mal so gross wie der Kanton Aargau!) kauften wir uns für 80$ einen Jahrespass für alle Nationalparks in den USA. Die Strasse führte 18 Meilen hinauf zum Hurricane Ridge, einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Mt. Olympus (7‘965 ft / 2‘428 m). Oben angekommen war trotz gutem Wetter kein Durchblicken zum Mt. Olympus. Zu viele Wolken verdeckten die Sicht auf den Berg, der sieben Gletscher beherbergt. Kaum waren wir aus dem Auto gestiegen, sahen wir die ersten Wildtiere! Sensationell!! Eins, dann zwei, dann drei; sie sahen aus wie eine Mischung aus Reh und Hirsch ohne Geweih. Zum Glück war das passende Objektiv bereits schon auf der Kamera und los ging die Knippserei. Vielleicht waren das ja die einzigen Tiere, die wir hier sehen werden. Alles im Kasten, perfekt. Dann machten wir einen kleinen Spaziergang im nahe gelegenen Wald. Und da waren sie wieder, diese Tiere. Wir bewegten uns ganz langsam, um sie nicht auf zu scheuchen. Dabei noch schnell das Objektiv gewechselt, weil wir wirklich nahe dran waren. Noch einen Schritt näher, und noch einen, und noch einen, ganz leise. Bis wir so nahe dran waren, dass man sie hätte streicheln können. Die waren ja gar nicht scheu! Diese Tiere, Black Tail Deer, sind eigentlich keine Wildtiere mehr. Die haben sich so an die Touris gewöhnt, dass man sich ihnen auf ein paar Meter nähern kann. So cool. Am Lake Crescent entdeckten wir Bäume, die komplett mit Moos bewachsen sind. Irgendwie faszinierend und doch auch gespenstisch; auf jeden Fall aber sehenswert. Auf dem Weg nach Olympia fuhren wir am Hamma Hamma River vorbei. Da mussten wir doch anhalten und einen kurzen Moment schmunzeln…

Mt. Rainer Nationalpark

Mächtig und kräftig steht er alleine da; er überragt alles andere, der schneebedeckte, erloschene Vulkan. Der Blick auf den Mt. Rainer (14‘122 ft / 4‘392 m) ist gewaltig. Der Kontrast zwischen grünen Wäldern, weissem Schnee und blauem Himmel ist fantastisch. Zwar haben wir zu Hause höhere Berge, aber das Erscheinungsbild ist speziell. Unterwegs kommt man regelmässig an kleineren und grösseren Wasserfällen vorbei. Ausserhalb des Parks fuhren wir an einem Canyon mit einem solchen Wasserfall vorbei. Auch davon wollten wir uns ein Bild verschaffen. Kaum aus dem Auto gestiegen, begann es zu lärmen. Es wurde immer lauter und lauter, dann krachten vom Canyon her kommend zwei Kampfjets der US Navy über unsere Köpfe hinweg. Ein dritter Jet folgte zugleich und alles zum greifen nah! Am Canyonrand stand ein Mann mit überdimensionalem Objektiv auf der Kamera und einem breiten (sehr breiten) Grinsen im Gesicht. Er erzählte uns, dass er Navy-Fotograf ist und sein Bruder eben mit einem dieser Jets daher gedonnert kam. Endlich war es auch uns gelungen vom 4. Flieger ein Foto zu schiessen. Gemäss seinen Informationen sollten ca. 30 - 40 Minuten später nochmals 4 Jets den Canyon hinauf jagen. Also warteten wir. Die Zeit verstrich, ohne dass sich etwas im Canyon bewegte. Nach weiteren 30 erfolglosen Minuten fuhren wir weiter Richtung Westen. Schade. Aber Top Gun war Nasenwasser dagegen!

Auf der Fahrt von Ellensburg nach Post Falls hätte uns die Lenkung einrosten können. Schnurgerade verläuft die Strasse durch die landwirtschaftlich genutzten Grossfelder. Links und rechts des Freeways sind Heuballen zu riesigen Einheiten aufgetürmt, gross wie Fabrikhallen. Mittlerweile haben wir den Staat Washington verlassen und sind nun in Idaho.