USA Zion NP / Grand Canyon / Las Vegas

10.10.10 - 17.10.10

Zion Nationalpark

Den Zion Canyon kann man nicht mit dem privaten Auto befahren. Also setzten wir uns in einen Shuttle-Bus und genossen die Fahrt. Anders als bei den anderen Canyons, ist man hier im Canyon unten und schaut hinauf. Die Sandsteinfelswände sind bis zu 1‘000 Meter hoch und meistens senkrecht. Wer hier die Sonne sehen will, muss sich auf den Rücken legen. Gegen Mittag machten wir ein Picknick unmittelbar am Fluss. So schön kann das Leben sein.

Wir setzten unsere Reise fort und fuhren Richtung Page in Arizona, dem mittlerweile 6. Bundesstaat. Page liegt am Lake Powell, dem zweitgrössten künstlichen See der USA. Auf der grossen Stahlbücke, die über den Glen Canyon führt, blickt man auf der einen Seite an die Staumauer des Lake Powells und auf der anderen Seite ein paar hundert Meter tief in den Canyon zum Colorado River. Dann schaut man wieder zur Staumauer und zum See hinüber und stellt fest, wie einfach das ist. Man nimmt einen ca. 300 km langen Canyon, macht eine 171 Meter hohe Staumauer davor und hat genügend Strom und Wasser für den Südwesten der USA…

Grand Canyon

Der erste Aussichtspunkt am Grand Canyon war erreicht. Wir liefen zu der Plattform am Rande der Riesenschlucht, um einen Blick in das Gesteinslabyrinth zu werfen. Es war nur komisch, dass von all den Leuten niemand in den Canyon herunter schaute. Eine Menschenschar hatte sich 5 Meter vor der Plattform gebildet und alle schauten gespannt auf den Boden. Neue Hauptattraktion am Desert View Point: eine Schlange! In aller Gemütlichkeit und unbeirrt von der Menschenmenge schlängelte sich das ca. 1 Meter lange Reptil quer über den Fussweg und verschwand im steinigen Gelände.

An weiteren Aussichtspunkten machten wir jeweils Halt und staunten über die Grösse des Canyons. Leider sah man den Colorado River nur ganz selten und wenn, dann nur ganz in braun. Als wir in voller Fahrt zum nächsten Aussichtspunkt unterwegs waren, sahen wir rechts im Wald einen Vierbeiner stehen. So schnell wie möglich brachten wir unseren Dodge zum stehen. Im Rückspiegel sahen wir, dass wir das einzige Fahrzeug auf der Strasse waren. Also Rückwärtsgang rein und nichts wie los zurück an die Stelle, wo vorhin noch das Pelztier stand. Es war immer noch da. Pelzig, vier Pfoten, ein langer Schwanz und die Grösse eines Hundes. Das Wildtier lief langsam parallel zur Strasse im Wald. Leider aber trotzdem zu schnell für unsere Kamera, so dass die Bilder nicht ganz perfekt sind. Anschliessend zeigten wir unsere Bilder einem Ranger und er klärte uns über den Vierbeiner auf: es war ein Koyote.

Mittlerweile sind wir auf der legendären Route 66 in Williams angekommen. Beim Nachtessen im mexikanischen Restaurant Pancho McGuillicuddy’s, früher the Corner Bar, entdeckten wir eine Bildstory hinter unserem Tisch. 1988 wurde eine Szene aus dem Hollywood Film „Midnight Run“ mit Robert de Niro als Jack Walsh und Charles Grodin am Tresen in diesem Lokal gedreht.

Richtung Las Vegas

Wow! Was für ein Tag! Begonnen hat es gemütlich in Williams mit einem Fotoshooting auf der Route 66. Danach ging es ohne grosse Erwartungen in den Wildtierpark Bearizona. Der Park ist neu und hat scheinbar noch nicht so viele Tiere. Mit dem Auto fährt man durch die Gehege und kann die “frei“ lebenden Tier beobachten. Esel, Dall Sheep, Bison, weisse Bison und Big Horn Sheep konnten wir aus der Nähe sehen, die meisten waren gerade beim Frühstück. Vor der Einfahrt in das nächste Gehege stand ein Aufseher und forderte uns auf die Fenster zu schliessen. Jetzt kommen die Black Bears! Wir waren realistisch genug um zu ahnen, dass wir keine Bären sehen werden. Auf der Durchfahrt dann kam die erste Schlaufe, die man fahren sollte. Und tatsächlich war da im Wald neben einem Baumstunk ein schwarzer Haufen Fell. Es ist ein Bär! Hurra, wir konnten es fast nicht glauben. Leider bewegte sich aber gar nichts. Weiter vorne entdeckten wir zwei weitere Fellknäuel und der eine bewegte sich, sensationell. Aber grundsätzlich war die faule Bande am pennen. Wir fuhren die Schlaufe ein zweites Mal, in der Hoffnung, „es gebe bald tagwach“. Leider nichts. Es folgte ein dritter Loop und die Situation war immer noch die selbe. Verschlafene Gesellschaft! So ging es dann weiter mit der Fahrt in Richtung einer zweiten Schlaufe. Und da, plötzlich entdeckten wir einen Schwarzbären zwischen den Bäumen, der seinen Spaziergang machte. Er kam auf uns zu und lief ein paar Meter vor unserem Auto über den Feldweg auf die andere Strassenseite. Unbeirrt von unserer Anwesenheit, lief er herum und nahm zu guter letzt ein Morgenbad. Weiter vorne entdeckten wir dann noch zwei weitere Artgenossen. Das war ein Erlebnis der Extraklasse. Der Park hat auch eine eigene Jungtieraufzucht. Das ist allerliebst! Zwei kleine Schwarzbären, zwei Luchse, drei graue Wölfe und zwei Rotfüchse, alle zum knuddeln schön.

Nach all den Tieren machten wir uns auf die Weiterfahrt in Richtung Westen auf der Route 66. Das kleine Örtchen Seligman ist vor ca. 50 Jahren stehen geblieben. Häuser, Autos, Bars und Imbissbuden am Strassenrand, wie man sie in den 50er und 60er Jahren kannte. Streckenweise wurde diese Strasse mit dem Lineal gezeichnet, alles schnurgerade. Viele Meilen waren nun hinter uns, die letzte Toilette war schon lange Geschichte und die nächste hätte dringend kommen sollen. Wir hielten überall Ausschau nach einer Gelegenheit, aber sie kam nicht. Doch dann am Ende einer Rechtskurve in Hackberry kam eine alte, verlotterte und verlassene Tankstelle. Auf gut Glück stoppten wir und sahen die Leuchtschrift “OPEN“. O.K., also noch nicht ganz verlassen. Wir öffneten die Tür und staunten nicht schlecht. Ein Souveniershop aus der Blütezeit der Route 66. Alte Emailschilder, Cola-Artikel, Musik vom King of Rock, Nummernschilder an der Decke und Aufnäher von Polizeieinheiten aus der ganzen Welt, inkl. Kantonspolizei Aargau. Nur für Herren: auf dem grossen, stillen Örtchen (ca. 2x3 Meter) könnte MANN stundenlang sitzen – ein richtiger Männertraum. Die Wände inkl. Decke komplett behangen mit Poster von heissen B...

Unser Zwischenziel war Grand Canyon West (Skywalk). Gemäss Karte und unserem netten Fräulein TomTom gab es ein Abkürzung, die uns ca. 30 Meilen Wegersparnis einbringen würde. Die Strasse ging rechts weg, die nächsten 500 Meter waren geteert, danach folgte ein Kies-Stein-Sandweg. Angeblich 10 Meilen lang. Daraus wurden dann aber mindestens 25 Meilen. Auf einer solchen Strasse gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man fährt ganz langsam oder ganz schnell. Wir wählten die Zweite. Mit 80-100 km/h ging es zügig vorwärts auf der Schotterpiste. Die eine Bodenwelle hob uns sogar aus den Sitzen. Nach ca. 30 Minuten kam wieder Normalität unter die Räder. Noch war der Weg zum Skywalk lang und zu unserem Erstaunen auch für eine längere Strecke nochmals teerlos. Nachdem wir je 75$ im Steuerparadies der Indianer abgeliefert hatten, war der Weg frei zum Skywalk. Eine Hufeisenförmige Stahlkonstruktion mit Glasplatten am Boden und das Ganze über dem Abgrund des Grand Canyons. Man steht auf dem Glasboden und schaut 1‘000 Meter in die Tiefe des Canyons. Ein komisches Gefühl. Mit viel Überwindung machte auch Isabella den grossen Schritt auf den durchsichtigen Boden und legte sich sogar für ein 30$ Foto auf den Glasboden.

Die Fahrt führte weiter Richtung Las Vegas. Die Sonne war schon längst unter gegangen. Auf Grund einer Baustelle wurde der Highway auf die Mauer des Hoover Staudamms umgeleitet, bestimmt eine nicht alltägliche Möglichkeit. Wie gesagt es, war schon lange Nacht und die Sonne eigentlich schon längst abgetaucht. Aber weiter westlich war es einfach viel heller. Wir fuhren über eine Kuppe und staunten nicht schlecht, was sich vor uns ausbreitete. Ein Lichtermeer von mehreren Millionen Lichtpunkten – Viva Las Vegas!

Las Vegas

Bei Nacht in eine Stadt zu fahren ist sensationell. In Las Vegas ist das der absolute mega Hammer. Auf dem Weg vom Interstate zum Luxor Hotel sind unsere Mäuler offen gestanden. Wir kamen nicht mehr aus dem Staunen raus, ab all den Lichtern, den Gebäuden und den hunderten von Leuten auf der Strasse.

Nachdem wir so richtig ausgeschlafen hatten, standen so einige wichtige Arbeiten vor uns. Als erstes ging es zur Wäscherei mit den Klamotten. Dann musste der Dodge in der Waschanlage vom Wüstensand befreit werden. Anschliessend fuhren wir zum Autovermieter am Flughafen, um das Auto zu zeigen und den Service machen zu lassen. Danach prüften wir die Angebote der Helikopterflüge in den Grand Canyon. So war der erste Tag schnell vorbei.

Die Wüste lebt (die Schöne natürlich auch)! Es ist verrückt, mitten in der Mojave Wüste eine Oase der Superlative. Neben den tausenden von slot machines (einarmige Banditen) und Spieltischen, besticht die Stadt durch seine einzigartigen Themenhotels, Shoppingmalls und Shows. Wir besuchten die Show Kà von Cirque du Soleil im MGM Grand. Artistische Höchstleistungen wurden geboten und technisch wurde kein Aufwand gescheut. Show, show, show. Unsere Hotelliste: 2 Nächte im Luxor (107 Meter hohe Glas Pyramide) und 3 Nächte im Treasure Island (Sirens of TI, Piratenshow auf 2 Dreimastsegelschiffen). Weitere besuchte Hotels: Mandalay Bay (Shark Reef, Haifisch Aquarium), Excalibur (mittelalterliche Ritterburg), New York New York (Achterbahn auf den Hotel), Bellagio (Springbrunnen mit musikalischer Wassershow), The Mirage (früher mit Siegfried & Roy, Vulkanausbruch), Circus Circus (Zirkusmanege), Stratosphere Las Vegas (350 Meter hoher Turm; darauf der Big Shot, wo man mit 4 g 40 Meter in die Luft katapultiert wird, um anschliessend den freien Fall geniessen zu können; Insanity – The Ride, ein Kettenkarussell ausserhalb der Aussichtsplattform, mit freiem Blick in die Tiefe; X – Scream, die Schiene in den Abgrund, welche über die Plattform hinausfährt; sowie höchster Sky Jump der Welt [nicht gemacht]), Sahara Las Vegas (Drehort von Ocean’s Eleven von 1960), The Palazzo (Schwestergebäude zu Venetian, mit zusammen 7‘128 Zimmern der grösste Hotelkomplex der Welt), Venetian Resort Hotel (Nachbau Venedigs mit den Kanälen und den singenden Gondolieris), Harrah’s Las Vegas (Hotel und Casino), Imperial Palace (Hotel und Casino), Flamingo Las Vegas (Karibik und South Beach-Atmosphäre mit Flamingos), Planet Hollywood Resort and Casino (Miracle Mall mit 150 Shops), MGM Grand (Metro-Goldwyn-Mayer Hollywood Studio’s). Von aussen bestaunt: Caesars Palace (mit Nachbau des Colosseum’s), Paris Las Vegas (mit Kopie des Eiffelturms im Massstab 1:2), Wynn Las Vegas (2005 als teuerstes Hotel der Welt eröffnet mit Baukosten von 2,7 Milliarden US-Dollar), Encore Las Vegas (Schwesterhotel von Wynn).

Höhepunkt vom Las Vegas-Trip war der Helikopterflug von Boulder City aus über den Hoover Staudamm, den Lake Mead, am Skywalk vorbei mit Landung im Grand Canyon und Champagner-Frühstück 20 Meter neben dem Colorado River (herzlichen Dank an Schmidi für das mega Geburtstagsgeschenk!).

Am Freitagnachmittag machten wir uns auf den Weg Richtung Mesquite über den Interstate 15. Die Strasse, auf der 10 Tage vorher der grosse Traum von Steve Lee ein abruptes Ende nahm. Die Fahrt war sehr unangenehm und bedrückend, vor allem je näher die Meile 105 kam. Wir hatten uns lange überlegt, ob wir das tun sollten oder nicht. Wir überlegten uns auch, ob wir Blumen mitnehmen sollten oder ob wir überhaupt anhalten sollten. Zum Glück hatten wir nichts mitgenommen. Anhalten kam gar nicht in Frage, das war uns schon bald klar bei dem Verkehrsaufkommen und den engen Platzverhältnissen, denn riskieren wollten wir nichts. Kurz nach der Tafel Mile 105 war die Bremsspur des Trucks zu sehen. Unmittelbar danach stand einzig und allein ein kleines Holzkreuz mit zwei/drei weissen und blauen Blumenblüten, das an das tragische Unglück erinnert, sonst nichts. Es wäre völlig deplatziert gewesen, wenn wir an diesem „stillen Ort“ etwas niedergelegt hätten. So nahmen wir auf verlangsamter Fahrt Abschied von einem musikalischen Wegbegleiter. An dieser Stelle geht die Strasse einfach weiter, nicht aber das Leben von Steve Lee…