Karijini NP

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05.07.19 - 09.07.19

Bungle Bungle / Lake Argyle

Purnululu! Das ist nicht der Weckruf eines Vogels; obwohl es sich fast so anhört. Doch der Wecker meldete sich trotzdem bereits kurz nach 04:00 Uhr. Purnululu ist wohl besser bekannt unter dem Namen Bungle Bungle. Der Nationalpark südlich vom Lake Argyle wurde erst 1983 zufällig durch ein Kamerateam entdeckt. Dies ist wiederum ein Beispiel, wie gross Australien wirklich ist.

Um 05:15 Uhr wurden wir von einer jungen Dame mit einem Kleinbus auf dem Campingplatz abgeholt. Zusammen mit zwei weiteren Paaren, wobei das eine Paar dieselbe Sprache spricht wie wir, fuhren wir zum Airport. Nach einem kurzen Briefing bestiegen wir die Cessna. Die junge Dame gab uns noch ein paar Instruktionen und wir warteten auf den Piloten. Doch zu unserem Erstaunen setzte sie sich gleich selbst hinter den Steuerknüppel und startete die Maschine. Nach dem take off überflogen wir Kununurra und kurze Zeit später den Ord River Dam. Dieser Damm staut den gleichnamigen Fluss und bildet den Lake Argyle, ein Stausee mit einer Fläche von 740 km2 (gut halb so gross wie der Kanton Aargau) und einem Volumen von knapp 11‘000 Mio. m3. Nachdem wir das Wasser hinter uns gelassen hatten, folgte die Rinderfarm Texas Downs Station. Und dann, wie fast aus dem nichts, erschienen die ersten Bienenkörbe, so sehen nämlich die spektakulären Sandsteinformationen aus. Ein Dom reiht sich an den anderen. Die braunen und orangen Schichten wechseln sich regelmässig ab und geben ein einmaliges Bild ab. Aufgrund dieser Einmaligkeit ist der Nationalpark seit 2003 als UNESCO-Weltnaturerbe gelistet. Die Dome, welche durch starke Erosion, massive Wolkenbrüche in der Regenzeit und starke Winde von der Tanami Wüste geschaffen wurden, sind Teil des im Norden und Westen noch vorhandenen Hochplateaus. Dieser Prozess dauerte über mehrere Millionen Jahre an und formte diese einzigartige Landschaft. Einfach nur wunderschön. Wir landeten auf der Naturpiste und wurden herzlich mit einem Frühstücks-Wrap und einem warmen Kaffee empfangen. Mit dem geländetauglichen Bus fuhren wir ins Zentrum dieser Dom Landschaft und bestaunten die Hügel aus nächster Nähe. Eine kleine Wanderung durch eine Schlucht führte uns zur Cathedral Gorge. Eine beinahe runde Schlucht mit schätzungsweise 100 Meter Durchmesser, ausgewaschen durch einen Bach, eine eindrückliche Kathedrale mit akustischer Tonausdehnung. Vom Gebiet der Dome ging es an den beiden Elephant Rocks vorbei, rings um den gesamten Hügelzug des Parks auf die westliche Seite zum Echidna Chasm. Auf diese Seite ist das 200 - 300 Meter hohe Hochplateau noch nicht durch Erosion abgetragen worden. In einem ausgetrockneten Bachbett, gesäumt von meterhohen Livistona Palmen, liefen wir auf die hohen, roten Felswände zu und gelangen so in die Schlucht. Senkrecht erhoben sich die beiden Wände links und rechts, dabei wurde die Schlucht immer enger und enger. Wäre Lisa, unser toller Tourguide, nicht vorausgelaufen, wären wir schon längst umgekehrt. Maximal 2 - 3 Meter war die Schlucht noch breit. Zu hinderst angelangt, endete die Schlucht abrupt mit einer ebenfalls ca. 200 Meter hohen Wand. Somit waren wir quasi eingekesselt von drei Seiten mit sehr hohen Felswänden. Es war eine sehr eindrückliche Wanderung in diese Schlucht. Vor allem die Lichtverhältnisse zwischen Schatten und Sonne waren ganz toll. Auf dieser Tour lernten wir ein Paar aus Chur kennen. Sie sind fünf Monate in Neuseeland und Australien unterwegs. Ihre Fortbewegungsmittel sind zwei Velos mit Anhänger. Sie legen so ca 9‘000 Kilometer zurück. Wow, was für eine wahnsinnige Leistung! Ja, die «verrückten» Bündner eben (Jürg: hahaha). Wir hatten sie bereits vor ein paar Tagen zweimal überholt bzw. gekreuzt. Somit relativiert sich dann die Grösse von Australien wieder.

Wir übernachteten in der Savannah Lodge, ein tolles Camp, mitten im nirgendwo. Den Sonnenuntergang genossen wir auf einer kleinen Anhöhe, bevor es dann zum Nachtessen ging. Ein Buffet mit Köstlichkeiten vom Feinsten, besonders die Lasagne war spitzenmässig. Wir unterhielten uns bestens mit zwei australischen Paaren, die eine Tour durch die Kimberleys machen. Da wir uns in der Savanne befanden, sanken die Temperaturen nach Sonnenuntergang massiv ab und es wurde richtig kühl; deutlich unter 10 Grad Celsius. Was ganz eindrücklich war, war der Sternenhimmel. Die Lichtverschmutzung hier in der Pampa ist fast gleich null und somit sahen wir das Meer aus Sternen und die Milchstrasse wie wohl noch gar nie. WOW, was für ein Anblick, einfach unbeschreiblich!

Am nächsten Morgen stand ein Helikopterflug über die tolle Landschaft an. Aus der Luft betrachtet sieht das Ganze nochmals ganz anders und nicht weniger spektakulär aus. Es wäre fast eine Sünde, einen solchen Flug nicht zu machen. Anschliessend flogen wir wieder zurück nach Kununurra. Unterwegs kreisten wir über der Lake Argyle Diamanten Mine, wo die seltenen, pinkfarbene Steine herkommen. Die Tagbaumine schürft die wertvollen Dinger seit 1983 aus einem Hügelzug heraus. 2020 soll diese Mine geschlossen werden. Sollte man jetzt noch eine Investition in einen farbigen Stein vornehmen?! Wir wissen es nicht, gehen aber davon aus, dass die Preise steigen werden. Mit einem fetten Klunker und einer ordentlichen Wertsteigerung könnte man die nächste längere Reise finanzieren... Im dümmsten Fall gäbe es Ferien am Hallwilersee, hahaha.

Auf dem Campingplatz in Kununurra schnappten wir unseren Maui und fuhren zum Lake Argyle in der Hoffnung, dass wir einen Platz bekommen werden. Denn im Voraus einen Platz zu buchen geht hier leider nicht. Wir hatten Glück und konnten unser Motorhome unter einen Baum stellen. Zwar ohne Stromanschluss, doch mit dem Versprechen, dass wir am nächsten Tag einen Platz mit Elektrizität erhalten werden.

Die Organisation des Campingplatzes erinnerte uns an die Zeit, als Manpower noch kostenlos war (so um die Sklavenzeit herum). Zwei bis drei Angestellte radelten auf dem Platz umher, um zu schauen, wo jemand abgereist ist und somit wieder ein Platz frei ist. Der Headcoach, als Schreibtisch dient die Zapfsäule, schreibt einen Zettel mit Platznummer, Name, Fahrzeug und Autonummer und mit diesem Zettel geht man zur Kasse. Dort werden die Daten auf einer Liste erfasst (alles von Hand), anschliessend kann man bezahlen. Bleiben kann man dann solange man möchte. Wohl auch in der Hoffnung, dass die Gäste dann auch Nachzahlen für die Zeit, die sie länger geblieben sind. Zu guter Letzt bekommt man noch ein grünes Partyband ums Handgelenk, damit keine Fremden im Pool baden. WOW, das haut uns aus dem Hocker. Organisation 0.0 (null punkt null!).

Burzeltag von Jürg! An dieser Stelle danke ich allen zu Hause, die an mich gedacht haben. Über all die Glückwünsche habe ich mich sehr gefreut, merci vel mal.

Nachdem wir unser Motorhome auf einen Platz mit Stromanschluss verschoben hatten, ging es zum Pool. Der Pool vom Caravanpark in Lake Argyle hat es auf Titelseiten von Reiseführern geschafft, aber auch auf Online-Plattformen ist er sehr präsent. Es ist ein Infinity-Pool mit Blick auf den Stausee. Ein wirklich herrlicher Anblick. So genossen wir am frühen Morgen ein erfrischendes Bad mit toller Kulisse. Den Tag verbrachten wir mit Fotos aussortieren, Tagebuch schreiben, Glückwünsche entgegennehmen und einfach geniessen. Für das Nachtessen hatte Isabella heimlich einen Tisch im Restaurant auf dem Campingplatz reserviert. Zu live Musik genossen wir draussen ein gutes Stück Fleisch und liessen den Tag gemütlich ausklingen.

Neuer Tag, gleiche Szene! Baden am Pool, bzw. sonnen am Pool, denn die Wassertemperatur liegt in einem Bereich, wo man es sich dreimal überlegt, ob man wirklich nass werden will oder einfach nur das Panorama geniessen soll. Wir entschlossen uns für Variante 2. Auch den heutigen Tag nutzten wir für Vergangenes aufzuarbeiten, Pläne für die kommenden Tage zu fixen und eben auch nix tun.

Bevor wir Lake Argyle verliessen, fuhren wir noch über die Staumauer, die seit 1972 den Ord River staut. Die Mauer erinnert uns an die Mattmark Staumauer, beides sind Naturdämme. Ein wesentlicher Unterschied ist, dass in diesem See ca. 35’000 Süsswasserkrokodile leben. Baden sei aber kein Problem. Naja, wir verzichteten trotzdem darauf. Von dort aus nahmen wir wieder Kurs zurück nach Kununurra, da wir noch eine Tour auf unserem Programm haben.

Glücklicherweise hatten wir schon vor einer Woche einen Platz auf demselben Campingplatz reserviert, auf dem wir schon vor ein paar Tagen waren. So zumindest dachten wir es. Beim Check-in erklärte man uns, welchen Platz wir haben, es war die Nummer 608. Gemäss Bestätigung hatten wir 411, doch was solls, 608 wird schon passen. Als wir vor 608 standen, mussten wir sagen, nein, das ist nicht das, was wir gebucht hatten. Gebucht war ein Platz mit Betonplatte. Bestätigt war ein Platz mit Betonplatte. Wir standen vor einem Abstellgleis in unebener Wiese und einem Zeltlager nebenan. Nein! Zurück auf Feld 1, bzw. Rezeption. Unser bestätigter Platz wurde wohl nicht frei. Anscheinend reisten auch Gäste infolge defekter Autos nicht ab. Märlitante!! Das ist nicht unser Problem. O.K. Platz Nr. 421, den können wir nehmen. Aha und weshalb steht da schon was drauf?! Also nochmals zurück zur Rezeption. Ja, dann haben wir keine Plätze mehr, so, die Aussage am Tresen. Aber wir haben doch eine Reservation sowie eine Belastung auf der Kreditkarte, somit wollen wir einen Platz. Nach einem wohl nicht ganz allzu anständigen Wortwechsel (natürlich in Englisch) bot man uns einen Platz an, der akzeptabel war. Eine Kompromisslösung so zusagen. Da im Moment Schulferien sind, wäre es recht schwierig geworden, einen anderen freien Platz in Kununurra zu finden. Wohl auch dies Organisation 0.0.

Trotz der Umstände genossen wir den Nachmittag ausgiebig.

Der Feueralarm unseres Motorhome funktioniert einwandfrei! Das haben wir nun getestet. Beim Anbraten der Brötchen für die Hamburger war die Rauchentwicklung wohl etwas zu stark, so dass der Alarm abging. Nach ein paar Sekunden lautem Pfeifen hatten wir die Situation unter Kontrolle und der Alarm ausgeschaltet. Test bestanden!