Karijini NP

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11.06.19 - 14.06.19

Nordwestküste

Heute wird eine Baggerschaufel ausgeliefert. Das war wohl die Mission des heutigen Tages für die Jungs des Transportunternehmens. Ein paar Kilometer östlich von Tom Price stiessen wir auf dieses Trüppchen. Bei uns zu Hause wäre das keine grosse Sache, doch hier ist die Baggerschaufel so breit wie zwei Fahrbahnen. Das heisst, wir schliessen uns dem Konvoi an und tuckerln hinterher. Bei der Durchquerung des Karijini Nationalparks gibt es eine Steigung von ca. 200 Höhenmeter. Kurz vor diesem Anstieg stellten der Truck und die Begleitfahrzeuge aus und wir konnten passieren. Wir gehen davon aus, dass sie noch ein bis zwei Trucks vorne anhängen werden, bevor der Hügel in Angriff genommen wird. Wir setzten unsere Fahrt zügig fort und erreichten bald den Great Northern Highway 95, die Verbindung zwischen Newman und Port Hedland. Newman, eine 1960 auf Grund der massiven Eisenerz Vorkommnisse gegründete Stadt. Der Hafen von Port Hedland ist der weltweit grösste Exporthafen für Schüttgut. Im Geschäftsjahr 2014/2015 hatten knapp 3‘000 Schiffe den Hafen angelaufen. Die grössten Schiffe, die abgefertigt werden, sind bis 330 Meter lang und mit einer Tragfähigkeit von 250‘000 Tonnen. Auf Grund dieser Eckdaten verkehren auf dem 95er Road Trains en mass. Wir hatten noch nie so viele Trucks gesehen. Die meisten mit 4, gewisse mit 5 Anhängern, maximal 53,5 Meter lang und bis 136 Tonnen Gesamtgewicht. Ein solches Fahrzeug hat 21 Achsen, welche je 4-fach bereift sind sowie eine Lenkachse. Das wären dann 86 Reifen. Viel Spass beim Wechseln bzw. beim Zahlen der Rechnung. Hauptsächlich wird Eisenerz transportiert, aber auch Brennstoff, Material für den Bergbau, Lebensmittel usw.

Nebst den Road Trains erreichen auch Güterzüge mit in einer schier unendlichen Länge die Hafenstadt. Der Hafen war dann auch unsere Anlaufstelle in Port Hedland, um dem Geschehen des Güterumschlages etwas zuzusehen. Vom Dome Cafe aus schauten wir zu, wie die voll beladenen Frachtschiffe mit 3-4 Schleppern auf den Ozean gezogen wurden. Recht eindrücklich zu sehen, wie in den Minen Rohstoffe abgebaut werden und via Strasse oder Schiene zu den Frachthäfen transportiert werden. Wäre sehr interessant, die Wertschöpfungskette weiter zu verfolgen mit der Ausschmelzung in Asien sowie der Aufbereitung zu hochwertigen Baustoffen.

Um etwas Farbe in die Wedge Street beim Hafen zu bringen, hat es viele Wandgemälde an den Gebäuden. Dies ist hier als Street Art bekannt. Ebenfalls nicht zu übersehen in Port Hedland war der ca. 30 Meter hohe, schneeweisse Berg. Eine Salzmine der Dampier Salt Companie, welche ebenfalls zu Rio Tinto gehört. Port Hedland ist wohl keine Augenweide. Aber trotzdem sehr interessant zu sehen, wie Güter in unvorstellbaren Massen transportiert werden.

Ausschlafen und Frühstück essen im Dome Cafe am Hafen, das war der Start in den heutigen Tag. Wir waren ja bereits gestern schon am selben Ort und trafen dort Judy und David, welche wir vier Tage zuvor im Karijini Nationalpark schon gesehen hatten. Wie konnte es anders sein, Judy und David waren heute auch hier zum Frühstück bzw. um die ein- und auslaufenden Frachter zu bestaunen. Gut möglich, dass wir sie noch das eine oder andere Mal sehen werden, denn ihr Ziel ist ebenfalls Darwin. Gut gesättigt fuhren wir zum Lookout der Salz Mine und bestaunten die Unmengen des weissen Rohstoffs, welcher aus dem Meerwasser gewonnen wird. Ein kurzer Abstecher in ein Shoppingcenter musste sein, um noch gewisse Besorgungen für die Gibb River Road zu machen. Danach fuhren wir los Richtung Osten mit dem Ziel Eighty Mile Beach. Die Landschaft entlang des Great Northern Highway 1 (mit 3‘204 km der längste Highway in Australien, welcher Perth mit Wyndham verbindet; und ja, er ist immer noch nur zweispurig) ist nicht wirklich spektakulär. Primär flach, nur vereinzelte Hügel, Gebüsch und Sträucher sowie Bäume entlang von Flussbetten. Die letzten 12 km zum Eighty Mile Beach, eine Seitenstrasse, ist ungeteert. Hätten wir nicht gewusst, dass bereits ein gleiches Fahrzeug ein paar Tage zuvor diese Strasse passiert hat, hätten wir es wohl nicht gemacht oder auf halber Strecke umgekehrt. Stellenweise war das Waschbrett so ausgeprägt, dass es unseren Maui fürchterlich durchgeschüttelt hat. Gut angekommen schauten wir am Beach zu, wie die Sonne langsam am Horizont im Meer verschwand.

Eine kurze Begrüssung auf dem Zeltplatz mit Tina, Robert und Lea, unsere Reisefreunde aus Bayern. Wir hatten denselben Weg und dasselbe Ziel. So verabredeten wir zum Nachtessen in Broome. Wir nahmen die 12 km Waschbrettpiste unter die Räder und überstanden die Strecke unbeschadet. Um diese Uhrzeit sind sehr viele Camper losgefahren, was wir dann auch 60 km später beim Sandflyer Roadhouse noch merkten. Die Kolonne vor den Zapfsäulen war länger als uns lieb war, doch es ging zügig vorwärts. Vom Sandflyer Roadhouse bis zur nächsten Tankstelle waren es gut 260 km ohne irgendwelche Infrastruktur. Wir hängten uns einem Road Train an, der mit ca. 95 km/h ein gutes Tempo vorgab. So fuhren wir mit einem Abstand von etwa 300 Meter diesem Truck hinterher. Die Landschaft war recht langweilig; Gestrüpp, Büsche und kleine Bäume und eine Sichtweite von «zig» Kilometern. Etwa 50 Kilometer vor der Perlenstadt Broome sahen wir seit langem eine kräftig grüne Wiese.

In Broome mussten wir noch zwei, drei Sachen klären. Als erstes fuhren wir bei Apollo vorbei, weil man uns geschrieben hatte, dass es für die Gibb River Road eine Bewilligung braucht. Als wir dies vor etwa zwei Tagen erfuhren, kamen bei uns Zweifel auf, ob wir nun etwas total falsch gemacht hatten. Können wir gar nicht auf die Gibb? Falsches Fahrzeug, falscher Vermieter, alles falsch gemacht? CHF 3‘500 in den Sand gesetzt?! Zum Glück bestätigte man uns vor Ort, absolut kein Problem um diese Jahreszeit! Ja, das hatten wir ja eigentlich auch gewusst, aber so eine doofe Büro-Göre vom Vermieter aus Brisbane schrieb uns diesen Schrott. Wenn sie nur annähernd den IQ einer australischen Fliege hätte, dann hätte sie uns das auch so schreiben können oder erwähnen, dass es eine reine Formsache sei. So viel zu den qualifizierten Mitarbeitern.

Nächste Station war Maui Camper. Wir standen per E-Mail in Kontakt zum Branch Manager betreffend 10 Tage Parkierung unseres Motorhomes. Er schrieb uns, dass er doppelt so viele Fahrzeuge wie Platz hat und er uns eigentlich nichts anbieten könne, wir sollen aber dennoch vorbeikommen. So standen wir im Office und erklärten dem Chef unser Anliegen. Er nahm Bezug auf das E-Mail und meinte, das werde recht schwierig. Nachdem wir ihm unser Kennzeichen angegeben hatten und er unseren Vertrag angeschaut hatte, sagte er, ihr habt den Camper 74 Tage?! Ja, antworteten wir. O.K. meinte er, bringt den Camper morgen vorbei, er werde ihn in einer Garage zwischenlagern. Tausend Dank! Wir waren sehr überrascht über den plötzlichen Lösungsvorschlag. Perfekt, auch das hatten wir gefixt.

Nächste Station: Apotheke! Doof! Jürg hatte seit vier Tagen Wasser im Ohr, nur ganz wenig, nicht wirklich störend, aber dennoch nicht so toll. In der Apotheke empfahl man uns die Medical Station anzufahren oder bei der Notaufnahme des Spitals vorbei zu gehen. Ersteres hatte leider keine Kapazitäten - super! Da die Notaufnahme direkt nebenan war, entschieden wir uns mal dort vorbei zu gehen. Man wies uns ein, auf den grünen Stühlen Platz zu nehmen. Es hatte recht komische Gestalten dort im Wartezimmer, aber wir wollen ja nicht voreilig sein. Doch nach etwa 10 Minuten suchten wir das Weite. Mit grösserer Wahrscheinlichkeit hätten wir mehr Krankheiten aufgelesen als sonst was. Jürg hofft, dass das Wasser dann irgendwann mal draussen sein wird.

Mittlerweile war es Abend und wir trafen unsere Bekannten wie abgemacht zum Nachtessen. Die Portionen waren für einen Minenarbeiter der nach einer Doppelschicht 10‘000 Kilokalorien verbrannt hatte. Mit vollen Bäuchen gab es noch einen (nein zwei) Schlummertrunk bei unseren Freunden.

Fast wie jeden Tag schon standen wir kurz nach 07:00 Uhr auf. 90 Minuten später standen wir bei Apollo auf der Matte für die Fahrzeug Vorführung. Man hatte uns gestern angesprochen, dass wir dies bereits am Freitag machen könnten, damit wir am Samstag etwas Zeit gewinnen könnten und sie nicht so Stress hätten. Nach knapp einer Stunde war die Einführung gemacht. Dann musste das nächste Problem gelöst werden. Auf der Gibb wir es schwierig sein, die Notebooks zu laden. Grundsätzlich reichen 12 Volt aus, jedoch nicht ab dem Zigarettenanzünder im Auto, der hat zu wenig Leistung. Gleich um die Ecke war ein Elektronik Fachmarkt, welcher das richtige Teil hatte, damit wir die Notebooks während der Fahrt laden können. Perfekt, check. Dann ging es zu Bunnings. Wir brauchten Kunststoffkisten, um unseren Haushalt im 4 WD unterbringen zu können. Gesagt, getan und die Kisten aus der Sonderaktion wechselten ihren Besitzer. Weiter zum nächsten Shop. Beim Campingausrüster suchten wir noch etwas spezielles für das Outdoor Erlebnis. Im BCF (Boot, Camping, Fishing) in Perth hatten wir ein portables WC gesehen. Dies ging uns eigentlich nicht mehr aus dem Kopf. Und somit waren wir auf der Suche nach einem solchen Ding. Leider war dieses Modell vergriffen, aber sie hatten noch eine tolle Alternative. Sieht aus wie ein Campingstuhl ohne Rückenlehne, jedoch mit einem Loch im Sitzbereich inkl. Brille. Drei Gründe sprachen dafür: 1. AUD 39.00 ist vertretbar. 2. wenn du beim K.... die Hosen füllst, dann hast du auch nichts gewonnen und 3. wenn du dabei das Gleichgewicht verlierst, ist es eine Frage wohin du fällst. Somit kauften wir diesen Donnerbalken und sind dann auf den ersten Einsatz gespannt. Danach mussten wir Lebensmittel für 10 Tage einkaufen sowie diverses sonstiges Material. Anschliessend fuhren wir auf den Campingplatz zurück und fingen an zu packen bzw. abzupacken. Damit nicht alles mit rotem Wüstensand verschmutzt wird, bevor es zum Einsatz kommt, haben wir alles in grosse Gefrierbeutel verpackt. Der Tag war mal wieder viel schneller vorüber als uns lieb war. Wir verabredeten uns nochmals zum Nachtessen mit unseren Freunden am selben Ort wie gestern. Nach einem leckeren Essen nahmen wir nochmals einen Schlummertrunk. Mit etwas Wehmut verabschiedeten wir uns von dieser tollen Familie. Es wird wohl nicht wahrscheinlich sein, dass wir uns hier in Down Under nochmals treffen werden. Aber vielleicht dann zu Hause wieder, wer weiss. Bevor wir zu Bett gingen, machten wir das Finish mit der Packübung, so dass wir morgen zurzeit loslegen können.