Karijini NP

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15.06.19 - 25.06.19

Gibb River Road

Gibb River Road! Das war wohl der wahre Grund, weshalb wir nochmals nach Australien zurückgegangen sind. Die Viehtrack Route zwischen Derby und Wyndham wurde 1962 auf einer Länge von 660 km in Betrieb genommen und durchquert die Kimberly Region. Die Kimberlys, ganz im Norden von Western Australia, haben eine Fläche von 423’517 Quadratkilometern, was dann etwas mehr als 10 Mal der Fläche der Schweiz entspricht. Etwa 100 Farmen entlang dieser Gibb River Road züchten Rinder für den Fleisch Export im ganz grossen Stil. Geschwister, Freunde und Bekannte hatten die Gibb schon befahren und alle erzählten von diesem einmaligen Erlebnis. Dieser Mythos hatte auch uns in den Bann genommen. So träumten wir schon lange davon, diese Strasse auch selber einmal zu befahren. Heute war der Tag gekommen, an dem wir die schmutzige und holprige Piste unter die Räder nehmen werden. Unser Ziel war in Broome den 4 WD zu übernehmen, ca. 220 km nach Derby zu verschieben, um anschliessend die ersten gut 150 km in die Windjana Gorge zu fahren. Kurz nach 09:00 Uhr standen wir bei Apollo und übernahmen das Fahrzeug, einen Toyota Land Cruiser mit hochklappbarem Dach. Leider kein neues Modell mit über 133‘000 km, welche man dem Fahrzeug auch bestens ansah. Kratzer, Beulen, Steinschläge usw., alles war in ausreichendem Masse vorhanden. Das Highlight der Fahrzeugübernahme war im Baum vis-à-vis, zwei Red-tailed Black-Cockatoo, eine ganz seltene Kakadu-Art. Der Vermieter meinte, das bringt uns Glück! Das nehmen wir doch ganz gerne an.

Auf dem Parkplatz wurden Kisten, Taschen und andere Utensilien vom Motorhome in den 4 WD verschoben. Dann fuhren wir zu Maui um den Camper einzulagern. Von dort aus ging es zu Bunnings, um noch eine Kunststoffkiste, eine Campinglampe sowie 6 x 10 Liter Trinkwasser-Kanister zu kaufen. Dann noch einen letzten Halt bei BWS, Bottleshop, um noch etwas Alkohol für den Ankertrunk mitzunehmen. Unser Toyota war zum Bersten voll. Dann verliessen wir Broome kurz nach 12:00 Uhr in Richtung Derby. 4 Stunden Fahrt sollten genügen, um die Windjana Gorge zu erreichen. Aber eben, sollten und nicht werden. Wir kamen nicht richtig vom Fleck, die Fahrt war eintönig, schläfrig und die Zeit lief gegen uns. Denn jeweils um ca. 17:30 Uhr wird es recht schnell dunkel. Kurz vor Derby entschieden wir uns kurzfristig um, dass wir einen Zwischenstopp machen und in Derby übernachten. Dies gab uns die Möglichkeit, all das Material, das wir mitschleppen, ordentlich und bei Tageslicht verstauen zu können. So haben wir dies dann auch gemacht, was definitiv viel intelligenter war, als weiter zu fahren. Nach dem Eindunkeln rief uns eine Frau, wir sollen die Vögel im Baum anschauen kommen. Mitten auf dem Campingplatz auf einem niedrigen Baum sassen 3 Tawny Frogmouth Eulen, Mutti und Vati sowie ein Junges. Alle drei sassen jeweils in einer Gabelung von zwei Ästen, gut getarnt mit ihrem Federkleid in derselben Musterung wie die Baumrinde.

Der Spassfaktor beim Fahrzeug hielt sich sehr in Grenzen. Irgendetwas roch ganz fürchterlich, wir wussten nur nicht was. Die Karre war schon in die Jahre gekommen und die hintere Tür konnte nur ganz schlecht geöffnet werden, so verzogen war das Ding. Das Bett im oberen Teil des Wagens war dann auch nicht das riesen Highlight. Zu zweit nebeneinander, das wird dann kuschelig. Und die Füsse hatten in der Länge nicht Platz, so dass diese quasi über dem „Abgrund“ baumelten. Trotzdem schliefen wir einigermassen gut.

Morgens ab 05:00 Uhr sind die ersten Vögel unterwegs und machen sich lauthals bemerkbar, so dass die Nacht dann bald auch vorüber war. Die erste Nacht in unserem Toyota schien überstanden zu sein. Der Gestank war leider immer noch in der Luft, so dass wir dies lokalisieren mussten. Schon bald war klar, dies kommt aus dem Kühlschrank, bzw. genauer gesagt aus dem Gefrierfach. Mit ganz grosser Wahrscheinlichkeit hatte unser Vorgänger Fisch ins Gefrierfach gelegt. Es roch wirklich recht übel! Eine erste Reinigungsaktion brachte etwas Besserung, aber immer noch weit weg vom Zumutbaren. Da wir so oder so noch ein paar Sachen einkaufen mussten, war entsprechendes Reinigungsmittel mit auf der Liste. Gleiches galt den Pfannen, diese waren so etwas von unappetitlich und der Belag der Teflonpfanne war massiv beschädigt. Vollidioten! Dies wären ja Dinge, die man sofort merken müsste. Mit neuer Kochausrüstung starteten wir und fuhren Richtung Abzweigung der Gibb River Road. Endlich lag die mystische Strasse vor uns. Das Abenteuer kann beginnen. Die ersten ca. 65 Kilometer sind geteert, das war nicht so schlecht. Dann kam das Schild „unseald road“. Wir fuhren an den Strassenrad und reduzierten den Reifendruck von 50 psi (war aber zwischen 50 und mehr als 70 psi) auf 31 psi. Dann begann der Ritt auf dem roten Waschbrett. Scheisse, ist diese Strasse in schlechtem Zustand, ganz übel diese Gräben und Wellen. Wir gaben unser Bestes. Am frühen Nachmittag erreichten wir nach 155 Kilometern die Windjana Gorge und stellten unseren Wagen unter einem Baum an einen schattigen Platz auf dem Campground. Anschliessend machten wir einen Rundgang durch die Schlucht und bestaunten die hauptsächlich sehr dunkeln Felswände, die zeitweise durch orange farbene Stellen unterbrochen wurden. Als wir das erste Wasserloch erreichten, sahen wir ein paar Holzbalken in Ufernähe schwimmen. Ein ganzer Haufen Bretter waren beieinander. Erst beim zweiten Anblick sahen wir, dass diese Holzbretter beweglich waren. Somit kann man davon ausgehen, dass es keine Holzbretter sind. Nein, es sind tatsächlich Süsswasser-Krokodile. Die etwa 60 bis 120 Zentimeter langen Urgestalten lagen regungslos im Wasser. Etwas weiter hinten in der Schlucht hatte es auch ein paar Exemplare, die sich im Trockenen sonnten. Bis auf ein paar wenige Meter konnten wir uns den Tieren nähern. Da Menschen nicht zum Beuteschema gehören, nahmen sie auch keine Notiz von uns. Auf dem Rückweg sahen wir noch zwei Wallabys (kleine Kängurus), die in der Schlucht hausen.

Wir testeten die Aussenküche unseres Campers und brateten uns ganz leckere Hamburger. Noch während des Nachtessens, die Sonne war schon hinter dem Horizont verschwunden, flogen Schwärme von Flughunden über uns hinweg. Es waren mehrere hundert von diesen nachtaktiven Tieren, die von der Schlucht her Richtung Süden flogen. Leider war der Sternenhimmel nicht so intensiv, da es eine Nacht vor Vollmond war. Doch es war sehr interessant den Erdtrabanten mit dieser Leuchtkraft zu sehen und darüber nachzudenken, was vor 50 Jahren vor sich gegangen war (in 5 Tagen kommen wir darauf zurück).

Der Vorteil ist, wenn man fast draussen schläft, man braucht keinen Wecker, die Vögel erledigen dies ab 05:00 Uhr. Was dann aber auch positiv ist, man steht früher auf, fährt früher los und kommt zurzeit ans Ziel. Denn ab 17:30 Uhr ist es, wie bereits schon erwähnt, schon so dunkel wie in einer Kuh. So standen wir zeitig auf, machten eine Katzenwäsche, packten unsere Kisten und Tüten zusammen und fuhren weiter Richtung Süden. Nach gut 30 km erreichten wir Tunnel Creek, ein historischer Platz in der Geschichte der Aborigines. Uns interessierte aber auch die kleine Höhle und die Süsswasser-Kroks, welche dort in einer Pfütze sein sollen. Die Wasserlache hatten wir entdeckt, jedoch ohne «Schwemmholz». So fuhren wir die gut 70 km zurück, an der Windjana Gorge vorbei, auf die Gibb River Road. Der Zustand der Strasse hatte sich nicht verbessert, was wir auch nicht erwartet hatten. So fuhren wir die weiteren 90 km über die Leopold Ranges, ein kleiner Gebirgszug. Da wir ja sehr früh in den heutigen Tag gestartet waren, hatten wir noch etwas Zeit und so fuhren wir die 29 km hoch zur Bell Gorge. Es ist wirklich eine ganz schöne Schlucht, doch der Wasserfall brachte nur wenig Wasser. Dennoch ein ganz toller Ort inmitten der Kimberleys. Zurück auf der Gibb sowie nach einem Tankstop im Imintji Roadhouse erreichten wir die Bell Gorge Wilderness Lodge. Von Derby aus hatten wir eine Übernachtung hier gebucht, da wir mit unserem Fahrzeug und den Platzverhältnissen nicht wirklich glücklich waren. So freuten wir uns riesig auf ein grosses Bett, eigene Dusche und WC. Die Camp Managerin fragte uns nach dem Namen und unserer Buchung. Denn sie erwartete eigentlich keine neuen Gäste mehr heute. Super Sache! Sie war aber sehr bemüht herauszufinden, wo unsere Buchung untergegangen war, was uns zuversichtlich machte, dass sie noch ein Zelt frei hatten. Nach etwa 15 Minuten war der Fehler geklärt. Unsere Buchung wurde vom Hauptsitz des Camps nicht hierher übermittelt. Vielen Dank! Sehr erleichtert waren wir dann aber, als wir das zweitletzte freie Zelt beziehen konnten mit freiem Blick in die schöne Landschaft. Nach einer erfrischenden Dusche erfreuten wir uns am guten Nachtessen und legten uns dann auch bald ins Bett.

Der Blick morgens um sechs aus dem Bett des Buschzelts war wunderschön. Ein paar Bäume in der Dämmerung, ein paar hundert Meter dahinter der Hügelzug sowie der Vollmond, der sich dem Horizont entgegen senkte. Nach zwei Nächten schlafen in der Sardinenbüchse war diese Übernachtung sensationell. Während der Nacht waren ab und zu leise Geräusche von draussen zu hören. Ein Rascheln zwischen den verdörrten gelb-braunen Gräsern vor dem Zelt. Was es war, das können wir nur vermuten. Mäuse, Echsen oder sonstige kleine Tierchen, auf jeden Fall nichts Spezielles. Nach einem leckeren Frühstück packten wir unsere sieben (und zwanzig) Sachen und schleppten alles mit dem Leiterwagen zurück zum Wagen. Ein Blick in den Kühlschrank und wir wussten Bescheid, dass dieser nicht mehr von der Batterie gekühlt wurde. Übrigens der penetrante Gestank, welcher einem toten Fisch am ähnlichsten kommt, war immer noch massiv wahrzunehmen. Seit wann unser Fleisch nicht mehr gekühlt wurde, wussten wir nicht. Aber eines wussten wir bestimmt: Kühlschrank ausräumen und alles entsorgen, denn auch sämtliche Verpackungen rochen übelst. Somit fuhren wir zur Mülldeponie, um unsere Lebensmittel zu entsorgen. Das Gatter der Deponie stand weit offen und vier Kühe waren im Abfall am «weiden». Viel Spass beim Essen des nächsten Australien Angus Steak.

Dann ging der Ritt auf der Piste weiter. Doch bereits ausgangs Imintji mussten wir die Geschwindigkeit reduzieren. Nach 2 Tagen Gibb River Road und ca. 240 km stand die erste Bachdurchquerung an. Wow, was für ein Highlight!

Also nahmen wir Anlauf für die erste Bachquerung! Sind die Türen gut verschlossen, Fenster ganz nach oben gekurbelt und der Luftansaugstutzen (Schnorchel) funktionsfähig?

Erster Gang einlegen und langsam Gas geben. Der Land Cruiser rollte langsam die steile Strasse hinunter und erreichte den Bach, die Vorderräder tauchten ins Wasser ein. Die Hinterräder folgten ebenfalls ins Nasse. Es war bestimmt zwei bis drei Zentimeter tief das Wasser. Ha, ha, ha! Es war eine bessere Pfütze, mehr nicht.

Es war anscheinend seit 37 Jahren die trockenste Zeit. In den vergangenen Monaten war praktisch kein Tropfen Wasser mehr vom Himmel gefallen und die Wetseason war auch nicht so wet. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass sämtliche Bachbette trocken liegen und die Wasserfälle mit so wenig Wasser kaum gut aussehen. Wir hatten uns doch so gefreut, mit unserem 4x4 durch Bäche zu fahren und Wasserfälle zu bestaunen, doch weit gefehlt.

Wir setzten unsere Reise fort und gleiteten auf dem Waschbrett mit zwischen 70 und 90 km/h (60 km/h durch Vermieter erlaubt) und einer Lautstärke von einem Rockkonzert weiter. Ein Halt beim Galvans Gorge musste sein, denn dieser wurde uns am Vorabend durch John und Bron wärmstens empfohlen. Einen guten Kilometer führte ein passabler Fussweg über Stock und Stein, bis wir den wirklich sehr schönen Pool erreichten. Der kreisrunde Pool ist gut zur Hälfte von einer Felswand umgeben, richtig schön eingekesselt. Zurück im Auto entschieden wir die Manning Gorge auszulassen. Dies hatte mehrere Gründe: der Fussweg zur Schlucht dauert ca. 1 Stunde, auf baden hatten wir nicht so grosse Lust (das Ohr von Jürg war nun nach über einer Woche wieder frei von Wasser), es war schwül trotz der Wolkendecke, welche auch kein gutes Licht für schöne Fotos gegeben hätte und wir würden einen Tag gewinnen. Also entschieden wir uns beim Mount Barnett Roadhouse eine Glace zu verzehren und anschliessend nach Mount Elizabeth Station weiter zu fahren. Nach unserem Zwischenstopp fuhren wir wieder los und grüssten den Motorradfahrer, der bei der Einfahrt zum Roadhouse wartete. Nach nur gut 300 Metern kam die nächste Bachquerung (Floodway). Es war kein Wasser zu sehen, aber wir sahen einen Motorradfahrer, der gestürzt war sowie einen zweiten Kollegen, der daneben stand. Wir stellten unser Fahrzeug mit Pannenblinker mitten auf der Strasse ab und rannten zum Verunfallten. Er war ansprechbar, hatte aber heftige Schmerzen am Fussgelenk und konnte nicht aufstehen. Das ausgetrocknete Bachbett ist mit gut 20 Zentimeter tiefen Sand gefüllt und sein Vorderrad rutschte weg, so der Unfallhergang. Die erste Idee war, ihn allenfalls mit unserem Auto oder mit seinem Motorrad ins Roadhouse zu fahren sowie den dritten der Partie, jener der vor dem Roadhouse stand, zu informieren. Also fuhren wir zurück und sagten diesem, war los war. Wir fuhren zur Unfallstelle zurück. In der Zwischenzeit kam ein Reisebus, der anhielt und wusste, dass es beim Roadhouse eine Krankenschwester und eine medizinische Versorgung gibt. Der Verletzte lag immer noch an derselben Stelle, mitten auf der Strasse und konnte sich nicht weiterbewegen. Er hatte massive Schmerzen am Fussgelenk, aber eventuell auch noch innere Beeinträchtigungen, dass er nicht an den Strassenrand transportiert werden konnte. Nebst diesem Problem gab es ein weiteres. Unmittelbar nach der Bachquerung befindet sich eine Kurve und wenn von dort ein Road Train mit 100 Sachen angerauscht kommt, dann könnte es ganz übel herauskommen. So sprachen wir uns untereinander ab, dass jemand im Roadhouse die medizinische Versorgung organisierte, der Bus die Strasse auf dieser Seite absperrte und wir die Sperrung auf der Gegenseite, wo sich die Kurve befindet, sicherstellten. Dann ging die Warterei los. Die angebliche Krankenschwester gibt es wohl nicht, Equipment für den Transport, wie z.B. eine Barre, gab es ebenfalls nicht. Die Autos, die herangebraust kamen, waren schon von etwa 3 Kilometern Entfernung zu hören, so laut war die Rumpelpiste. Wir hielten sämtliche Fahrzeuge an, erklärten die Situation und haben sie angewiesen, dass sie die Unfallstelle auf der rechten Seite ganz langsam passieren konnten. Der Verunfallte war ein 50-jähriger Australier, der bis zum 13. Lebensjahr in Deutschland wohnte und so unterhielten wir uns natürlich auch auf Deutsch. Es dauerte zwei Stunden, bis ihn ein Jeep abtransportieren konnte. Wir blieben bis dann vor Ort und sicherten die Unfallstelle. Er war sehr dankbar, dass wir dies für ihn getan hatten. Denn wenn ein unachtsamer Fahrzeuglenker oder ein Road Train die Situation zu spät erkannt hätte, dann möchten wir nicht wissen, was hätte passieren können. Zwischenzeitlich war bereits der Royal Flying Doctor Service aufgeboten worden. Zu gerne hätten wir gesehen, wenn eine PC24 der Pilatus auf dieser Holperpiste landet. Doch nach über zwei Stunden am Strassenrand stehen, wollten wir eigentlich auch einfach nur weiterziehen. Wir hoffen, diesem Motorradfahrer geht es besser und wünschen ihm auf diesem Weg alles Gute!

Mount Elizabeth Station, eine Rinderfarm mit Übernachtungsmöglichkeiten war unser Ziel. Diese Farm liegt ca. 30 km abseits der Gibb. Eine Unmenge von mittelgrossen Hochstammbäumen zieren die schmale Strasse links und rechts. Da die Bäume hochstämmig sind, sieht man extrem viele Stämme, wenn man in die Tiefe blickt. Eine ganz tolle Optik. Die Stämme sind weiss oder dunkelbraun, ja fast schwarz. Die Nacht verbrachten wir in einem überteuerten, unpersönlichen und sterilen Zimmer, was aber immer noch besser war, als unsere übelriechende Sardinenbüchse.

Kurz nach 08:00 Uhr starteten wir den Motor unseres Land Cruisers. Wir hatten uns vorgenommen etwas Boden gut zu machen, damit wir Zeit gewinnen für den östlichen Teil der Kimberlys, der landschaftlich sehr schön sein soll. Ebenfalls hatten wir uns entschieden, die Mitchell Falls sowie die dafür notwendigen 3 Tage und 500 Kilometer auszulassen. Wir werden dann im späteren Verlauf der Reise einen Flug zu den Wasserfällen buchen. Machen muss man die Mitchell Falls auf jeden Fall, denn sie sind Teil dieser Region. Somit lagen heute 290 Kilometer Schotterpiste bis nach Home Valley Station vor uns. Nach den ersten 30 Kilometern erreichten wir wieder die Gibb und freuten uns über die tollen Pistenverhältnisse. Nicht Pulverschnee gut oder ähnliche Meldungen wie im Winter in den Schweizer Bergen heisst es hier, sondern Waschbrett well, medium, hard oder super hard, wobei well und medium nur selten vorkam. Doch heute hatten wir Glück und die Buckelpiste war weniger ausgeprägt und wir flogen mit 90 Sachen über den Schotter. Die Freude währte nicht ewig und schon bald mussten wir das Tempo wieder drosseln. Es sind selten mehr als 2 Kilometer die gleichen Verhältnisse, der Zustand ändert sich laufend. Permanent auf der Suche nach der besten Spur, der optimalen Geschwindigkeit, aber vor allem Ausschau haltend nach spitzen Steinen und Schlaglöchern, das fordert die ganze Konzentration des Piloten und Co-Piloten. Wenn man ohne Plattfuss durchkommen will, muss man auf der Hut sein. Aber man darf auch kein Mitleid mit dem Material haben, es mag einiges aushalten. Den Abstecher zum Gibb River selber schenkten wir uns, denn wir gingen davon aus, dass auch dort kein Wasser fliesst. Dies bestätigte man uns dann auch im Nachhinein. Nach gut 170 Kilometern und 2,5 Stunden Fahrt erreichten wir Ellenbrae, eine weitere Viehstation entlang der Gibb. Bei einer sehr ausgedehnten Pause genossen wir die weitaus bekannten Scones und einen Kaffee. Als wir plötzlich bemerkten, dass wir wieder mit der Aussenwelt verbunden sind, fixten wir die nächsten Übernachtungen. Die weiteren 120 Kilometer bis Home Valley Station waren sehr abwechslungsreich. Immer wieder überquerten wir kleinere Hügelzüge, wo sich die Strasse hinauf oder hinunter schlängelt. Wir querten dutzende Bachbette und in keinem einzigen war nur ein Tropfen Wasser zu sehen. Ebenfalls überholten wir einen Velofahrer, der wohl die Gibb als Challenge ausgesucht hatte - naja, wenn es denn Spass macht. Wir erreichten die Cockburn Range und somit auch Home Valley Station erschöpft, aber zufrieden und glücklicherweise ohne Schaden.

In der Dusty Bar und Grill genossen wir ein leckeres Stück Fleisch, was wir wohl auch verdient hatten.

So, heute wecken wir die Vögel! Kurz vor 05:00 Uhr standen wir auf und gut eine halbe Stunde später lud Vince uns für eine Vogel Beobachtungstour auf. Als erstes fuhren wir zum Ufer des Pentecost Rivers und genossen den Moment, als sich die Sonne über der Cockburn Range erhob und sich im Wasser spiegelte. Hier an diesem Ort wurden 2007/2008 Szenen zum Film Australia mit Nicole Kidman und Hugh Jackman gedreht. Auf dem weiteren Verlauf der Reise werden wir noch das eine oder andere Filmset sehen. Auf jeden Fall werden wir uns dann zu Hause diesen Film gleich mal wieder ansehen. Wir fuhren weiter auf der Range, welche eine Grösse von knapp 3,5 Millionen Acres (14’000 Quadratkilometern - 1/3 der Schweiz) hat, immer in der Nähe von Wasser und hielten Ausschau nach Vögeln. Dabei staunten wir nicht schlecht, wie viele dieser Gefiedertiere hier herumfliegen. Wir sahen eine riesige Palette von heimischen Vögeln, von Finken in jeglichen Arten und Farben, über Falken, zu Pelikanen, Grossstorch, Kormoranen, Eulen, Honigfresser in allen Variationen, Kingfisher, Corelleas, Tauben, Reiher, Enten, natürlich auch Galahs usw. Ebenfalls haben wir zwei Dingos herumstreunen sehen. Wir staunten über die Artenvielfallt, vor allem aber auch über die tollen Farben dieser Vögel. Den Nachmittag verbrachten wir an einem schattigen Platz bei der Dusty Bar und arbeiteten das Datenmaterial für die Homepage auf. Plötzlich ruft Isabella «hallo zäme», was auch sofort in derselben Sprache erwidert wurde. Wir staunten nicht schlecht, dass wir hier Silvia und Jonny treffen. Wir hatten sie auf dem Campingplatz in Derby getroffen, gleich vor unserem Start auf die Gibb River Road. Wir wussten, dass sie erst einen Tag später starten werden und hatten deshalb nicht damit gerechnet, dass sie schon hier auf uns stossen werden. Wir verabredeten uns zum Nachtessen und erzählten unsere Erlebnisse der letzten Tage auf der legendären Gibb. Wir verbrachten einen ganz tollen Abend mit Reisenden aus der Heimat. Das ist auch immer wieder schön, auf Landsleute und Gleichgesinnte zu stossen.

Sommeranfang für die einen, Winterbeginn für die anderen sowie Halbzeit unserer Reise. Auch jährt sich heute ein grosser Schritt der Menschheit zum 50. Mal. Am 21.06.1969 setzte Neil Armstrong als erster Mensch seinen Fuss auf den Erdtrabanten. Die Mondlandung war heute vor 50 Jahren geglückt. Wo ständen wir heute technologisch, wenn nicht x-Milliarden für solche Projekte investiert worden wären?!

Wir hatten heute auch fast so ein grosses Projekt vor uns. Es stand die Querung des Pentecost Rivers an, quasi die Krönung der Gibb River Road. Die Breite beträgt ca. 50 Meter, die Wassertiefe ist mit etwa Achshöhe zu erwarten und die Steigerung der Komplexität sind die Salzwasser-Krokodile im Fluss. Auf den ca. 15 Kilometern von Home Valley Station bis zur Überquerung des berüchtigten Bachs war es recht ruhig und wir hatten wohl beide etwas Muffensausen. Wir wussten, dass nicht allzu viel Wasser fliessen wird und es eine reine Pflichtübung sein wird. Aber dennoch sei Vorsicht geboten. Und dann standen wir an dem Ort, den wir schon x-mal auf Fotos gesehen hatten. Wir parkten den Wagen, stiegen aus und uns kamen fast die Tränen. Die Furt steht zu 100 % aus dem Wasser, der Fluss ist komplett unterbrochen, da wird nicht einmal das Reifenprofil feucht! Was für ein furchtbares Jahr haben wir denn da für dieses Abenteuer ausgewählt? Wir mussten nicht einmal auf ein Versuchskaninchen warten, das als erstes durch den Fluss fährt. Dieser Anblick ist trostlos. Wir stiegen in unseren Wagen und fuhren über die Furt durch das Flussbett, wie wenn man in Aarau über die Kettenbrücke fahren würde. Zumindest konnten wir uns über den Anblick der Cockburn Ranges erfreuen. So, das war die letzte grosse Hürde auf der Gibb River Road. Unser heutiges Etappenziel war die Emma Gorge, eine Schlucht zu Beginn oder am Ende, je nachdem woher man kommt, auf dem legendären Viehtrack. Bei der Zufahrt zur Schlucht staunten wir nicht schlecht, dass hier zwei Creeks zu durchqueren sind. Und die beiden war doch tatsächlich mit Wasser geflutet. Nachdem uns zwei Fahrzeuge entgegenkamen, wussten wir, das wird lustig. Und ja, da waren die Bachquerungen, die wir uns die ganze Zeit gewünscht hatten. Ohne Zwischenfall querten wir die beiden Creeks. Dann machten wir das Check-in für eine Nacht im Zelt, denn jetzt ist Glamping angesagt. Die ganze Anlage hier ist wunderschön und sehr gepflegt. Das Zelt mit vier Betten, WC und Monsundusche war Weltklasse. Zum Nachtessen bedienten wir uns einem reichhaltigen Buffet. Da hatten wir eine ganz gute Wahl mit der Emma Gorge Lodge getroffen. Das könnte man sich problemlos auch ein zweites Mal antun.

Nach der Monsundusche mit Blick ins Freie mussten wir leider schon wieder auschecken. Wir machten uns zu Fuss auf den gut 3 Kilometer langen Weg zur Emma Gorge. Wir wussten nicht einmal, was uns erwarten würde, aber alle sprachen von einer sehr schönen Schlucht. Nach etwa 45 Minuten erreichten wir das Ende des Weges und vor uns eröffnete sich eine wunderschöne Schlucht. Ein ca. 65 Meter hoher Wasserfall ergiesst sich in einem gut 50 Meter grossen Pool, der von eben so hohen Felswänden wie der Fall zur Hälfte umkesselt ist. An den Wänden wächst grüner Farn. Das Wasser ist klar, aber kalt, so dass wir auf einen Schwumm verzichteten. Es ist wie eine Oase mitten in der Wüste. Der Weg hatte sich definitiv gelohnt. Ebenfalls erspähte Isabella eine Schlange, ca. 60 Zentimeter lang und dünn wie ein Finger. Könnte eine Tree Snake gewesen sein, wie wir sie schon in Coral Bay gesehen hatten. Zurück in der Lodge und wir hatten das heutige Workout schon gemacht. Von der Emma Gorge verschoben wir zur El Questro Station, was letztendlich auch alles zusammengehört. Es war nur eine kurze Fahrt und wir konnten uns nochmals auf zwei weitere Bachquerungen freuen. Somit war dann auch die Unterbodenwäsche gemacht.

Übrigens bei der zweiten Bachquerung handelt es sich um den berüchtigten Pentecost River, welcher an dieser Stelle vielleicht maximal 15 Meter breit ist, aber immer noch fliesst. Sehr wahrscheinlich versickert er dann weiter unten einmal, weshalb wir ja auf der Gibb die Überquerung im Trockenen machen mussten.

El Questro Station ist ebenfalls eine Rinderfarm mit etwa 6‘000 Kühen und einer Fläche von über 1‘000‘000 Acres. Das sind dann mehr als 4‘000 Quadratkilometer, was etwa 10 % der Fläche der Schweiz entspricht. Diese Dimensionen muss man sich erst einmal vorstellen können.

Wir bezogen ein einfach eingerichtetes Campingzelt mit zwei Betten, perfekt für zwei Nächte. Ein grosses BBQ unter freiem Himmel mit vielen leckeren Sachen rundete den Tag ab. Übrigens, ein Stück Baramundi, ein einheimischer Fisch, vom Grill hatten wir schon ein paar Mal, das ist eine absolute Empfehlung.

Angriff auf Pearl Harbor?! Etwa so musste es sich am 7. Dezember 1941 angehört haben, als die Pazifikflotte der Amerikaner angegriffen wurde. Ein Kleinflugzeug schrammte noch vor 06:00 Uhr über unser Zelt hinweg, dass wir in unseren Betten standen. Die Startbahn des Flugplatzes (also einfach eine Piste ohne Sträucher und Bäume) endet ca. 100 Meter in der Verlängerung des Zeltplatzes. Somit ist eigentlich noch keine wirkliche Flughöhe erreicht und wir dachten, der kracht in unsere Behausung. O.k., jetzt sind wir wach.

Der zweite Tag in El Questro begann mit dem Besuch der Zebedee Hot Spring, eine 28-32 Grad warme Quelle, die durch einen Palmenhain fliesst. Es ist als wäre man in einer anderen Welt! Ganz speziell diese Landschaft und effektiv nicht zu erwarten, in dieser steppenartigen Gegend. Einfach paradiesisch.

Um 12:00 Uhr hatten wir einen Termin. Als krönender Abschluss der Gibb sowie der Kimberly Region gönnten wir uns einen Helikopter Rundflug. Wollten wir doch einen Teil dieser wunderschönen Landschaft aus der Vogelperspektive bestaunen. Zudem war der Flug von Jürg durch seine NAB-Kollegen gesponsert. Sie schenkten ihm zum Abschied einer ganz tollen Zusammenarbeit diesen Flug. An dieser Stelle ein riesiges DANKESCHÖN ans PK, PB und FK Team Aarau!

Take-off from El Questro Heliport auf einen 30-minütigen Flug über eine wunderschöne Landschaft durchzogen mit Schluchten, Hügeln, Steppengras, Bäumen und Palmen. Wir flogen über den El Questro Gorge, über den Pentecost River und den Chamberlain River, vorbei am El Questro Homestead (Hotelzimmer über CHF 1’500 pro Nacht; ohne Fullservice!) und über die Lookouts der Schluchten. Das coolste am Helikopter war, dass dieser keine Türen hat. So war es wirklich fast wie Fliegen wie ein Vogel. Direkt neben dem Sitz endete die Verkleidung des Cockpits und wir konnten direkt nach unten auf den Boden sehen. Ein richtig cooles Erlebnis! Und definitiv die Krönung nach überstandener Gibb River Road. Liebe NABler, ich danke euch vielmals!!!

Am Nachmittag ging es auf eine geführte Tour, quer über Stock und Stein mit einem offenen Geländewagen. Vinnie, der Fahrer hat meine volle Bewunderung; er lenkt den Land Cruiser über die übelsten Pfade und Geröllhalden. Am Chamberlain River wechselten wir den Untersatz von Rädern auf Aluboot. Der Fluss selber fliesst nicht mehr, hat aber immer noch sehr grosse Abschnitte, die nach wie vor gefüllt sind mit Wasser. Vinnie erzählte uns über die Gesteinsschichten und deren Entstehung vor über 1‘800 Millionen Jahren. Ja, Australien ist der Urkontinent. Dies ist auch an denen im Wasser lebenden grünen, flachen, langen und mit grosser Klappe ausgestatteten und definitiv nicht als Kuscheltierchen bekannten Kroks deutlich zu erkennen; Evolutionsstufe -5.0. Im Anschluss an die Bootstour fuhr uns Vinnie zum Broncos Lookout. Eine super steile Rampe führt zu diesem tollen Aussichtspunkt. Hoch oben über dem Pentecost River, der hier einen 90 Grad Bogen macht, genossen wir einen Apéro und schauten der Sonne zu, wie sie sich in der Ferne senkte (Uhrzeit: ca. 17:15 Uhr).

Zurück bei der El Questro Station genossen wir eine leckere Pizza. Dabei hielten wir Ausschau nach unseren Reisekollegen Silvia und Jonny. Denn als wir auf der Sunset Tour waren, haben wir sie von weitem beim Campground gesehen. Leider konnten wir sie aber beim Essen nicht entdecken und wir gingen davon aus, dass sie weiter gefahren sind. Wir waren gerade fertig mit unseren Pizzas, als uns ein bekanntes «hallo zäme» erreichte. Ist doch immer wieder sehr schön, wenn man sich auf solchen Reisen mehrmals begegnet. So berichteten wir über unsere Erlebnisse der vergangenen Tage und merkten eigentlich gar nicht wirklich, wie kalt es geworden ist. Es war eine sternenklare Nacht und bitter kalt; 9 Grad Celsius. In unserem Zelt froren wir uns den A..... ab. Selber schuld - wer geht schon freiwillig im Winter campen?! Zu Jürgs RS-Zeiten (vor etwa 10 Jahren oder so) war das im jugendlichen Leichtsinn ja noch lustig, aber nicht mehr heute. So waren wir dann auch froh, dass uns um 05:00 Uhr die Vögel und um 06:00 Uhr der Wecker endgültig aus dieser Tiefkühltruhe lockte.

Eine warme Dusche, also vor allem lange und warme Dusche linderte unsere Frostbeulen und brachte uns wieder auf Betriebstemperatur. Wir packten unsere sieben Sachen zusammen und fuhren los. Ein letztes Mal noch querten wir den Pentecost River; das Wasser stand knapp unter der Radnabe. Dann folgten die letzten 16 Kilometer Piste, ehe wir wieder die Gibb River Road erreichten. Da die Strasse ab dieser Kreuzung geteert ist, mussten wir die Reifen für normalen Strassenbelag pumpen. Mit der elektrischen Pumpe aus dem Outback Survival Kit war dies eine lockere Sache, nahm aber sicherlich auch wieder 30 Minuten in Anspruch. Gerade als wir fertig waren, fuhren auch schon Silvia und Jonny vor, welche als nächstes Ziel die Emma Gorge avisierten. Ein letztes Mal verabschiedeten wir uns von diesen tollen Leuten, denn unsere Wege werden sich leider nicht mehr kreuzen. Ihre Reise geht ca. 2’500 km weiter Richtung Osten bis nach Cairns und wir fahren 1’000 km zurück nach Broome. Es war sehr schön mit euch die Zeit zu verbringen. Gute Reise und vielleicht zu Hause mal wieder.

Dann starteten auch wir und vor uns lagen die letzten 34 Kilometer dieser legendären Route. Wir sprachen nicht sonderlich viel, jedes von uns lies wohl die letzten paar Tage im Kopf Revue passieren. Nach gut 20 Minuten erreichten wir den Great Northern Highway und somit das Ende der Gibb River Road. Aus den 660 Kilometern wurden es dann etwas mehr als 1‘000 mit all den Abstechern, die man macht, um die Highlights zu entdecken. Allein die Strecke von 660 km entspricht knapp der Distanz von St. Gallen bis nach Genf und wieder zurück. Die letzten 9 Tage verbrachten wir in einer wunderschönen Gegend mit vielen Sehenswürdigkeiten. Nachts ein Sternenhimmel wie noch nie gesehen, die Milchstrasse wie ein Lichtermeer. Die aktuelle Trockenheit, aber auch die riesigen Überschwemmungsgebiete der Regenzeit in unvorstellbaren Dimensionen. Und mittendrin immer wieder die verbrannte Vegetation, riesige Flächen verkohlter Bäume. Die beiden Elemente Wasser und Feuer sind so nah beieinander und wechseln sich jährlich einmal ab. Mit diesen Gegebenheiten muss man erst einmal leben können.

Um ein objektives Fazit der Gibb ziehen zu können, ist es wohl noch etwas früh. Wir müssen unsere Eindrücke und Erlebnisse zuerst einmal setzen lassen und richtig verarbeiten. Es war eine wunderschöne Zeit, anspruchsvoll zum Fahren, körperlich wie geistig, und wir werden diese intensive Zeit wohl bestens in Erinnerung halten.

Nach den letzten Fotos bei der grossen Anzeigetafel der Gibb machten wir uns auf den Weg und zogen uns 600 km Teer bis Fitzroy Crossing rein.

In den Abendnews hatten wir vom Erdbeben in Darwin erfahren. Infolge des Bebens der Stärke 7,2 mussten Teile von Darwin evakuiert werde. Es handelte sich um ein Seebeben, was glücklicherweise keinen Tsunami auslöste.

Die Nacht verbrachten wir in einem Safari Zelt auf dem Campingplatz, welcher von Dutzenden von Wallabys bewohnt wird. So raschelte es immer wieder mal, wenn die kleinen Kängurus herum hoppelten. (Anm. der Lektorin: Die Wallabys sind mega herzig. Aber der Ort, der Campingplatz, das Zelt und somit auch die nächtlichen Geräusche waren gruselig).

Mit einem Coffee to go starteten wir um 07:30 Uhr, um die letzten 400 Kilometer bis Broome so rasch wie möglich hinter uns zu bringen. Mit einer Reisegeschwindigkeit von 110 bis 120 km/h (Limit 110) kamen wir recht gut vorwärts. Auf den langen Geraden schnappten wir uns einen Camper nach dem anderen, welche deutlich langsamer unterwegs waren. Glücklicherweise mussten wir nur etwa zwei oder drei Road Trains überholen. Die bis max. 53,5 Meter langen Trucks fahren ca. 100 km/h und man braucht eine halbe Ewigkeit, um an diesen grossen Maschinen vorbei zu kommen. Die Landschaft ist recht eintönig, links und rechts der Strasse 3-4 Meter hohe Bäume, sonst eigentlich gar nichts. Abwechslung brachten dann zumindest die beiden grossen Strassenbaustellen. Nach knapp 4 Stunden erreichten wir Broome. Zurück in der Perlenstadt mussten wir zuerst den Wagen waschen, um diesen von rotem Sand und Staub zu befreien und anschliessend volltanken. Weiter ging es dann zu Maui, um unser Motorhome abzuholen und alles Material vom 4 WD umzuladen, damit dieser dann zurückgegeben werden kann. Maui hat uns nicht nur freundlicherweise das Fahrzeug 10 Tage lang gratis (wir haben eine grosse Note in die tip-box gegeben) parkiert; nein, sie haben es auch gewaschen und die Bettwäsche gewechselt. Great Job, vielen Dank!

Auf die Rückgabe bei Apollo waren wir sehr gespannt. Denn wir hatten eine E-Mail gemacht, dass wir total unzufrieden waren mit dem Fahrzeug und dem Service. Wir erinnern uns: der Kühlschrank stinkt 10 Tage lang nach totem Fisch, der Belag der Bratpfanne sieht aus wie ein Scherenschnitt, der Zustand der Reifen lässt zu wünschen übrig, der Reifendruck zwischen 50 psi (3,5 bar) und 75 psi (über 5 bar) würden wir als kriminell einstufen, die hintere Türe lässt sich sehr schlecht öffnen, die Halterung des Ersatzrades ist teilweise gebrochen und das Kupplungsstück vom Wasserschlauch fehlte. Unser E-Mail wurde vom Hauptsitz in Brisbane umgehend beantwortet mit dem Hinweis, dass die Agentur in Broome darüber informiert wird. Doch bei Apollo in Broome tat man so, als wisse man nichts davon. Die beiden Herren taten so, als wären sie beschäftigt mit bla bla bla und schickten somit das Fräulein für die Rückgabe vor. Wir warteten mal ab, wie die Reaktion sein würde. Doch es gab keine Reaktion. Wir sprachen sie an, ob sie eine E-Mail von Brisbane erhalten hätten. Ja, da wäre was, aber das seien ganz normale Dinge. Ganz normale Dinge?! O.K. wir werden den Fall via Hauptsitz von Apollo klären!

So erfreuen wir uns der Dinge, die jetzt kommen. Wir werden vier Nächte in Broome verbringen. Die ersten beiden im Hotel Cable Beach Club Resort & Spa, ein Geburtstagsgeschenk, das noch eingelöst wird und schon vor Monaten gebucht wurde. Und für die anderen beiden Nächte wollten wir auf einen der beiden Campingplätze am Cable Beach. Der eine war leider ausgebucht, der andere setzte uns auf die Warteliste. Denn sie möchten nur ab vier Nächte vermieten und nicht nur für zwei. Dies aufgrund dessen, dass aktuell Schulferien sind und alle West Australier mit dem Camper unterwegs sind. Ein mögliches Szenario wäre gewesen, dass wir vier Nächte buchen und dann nach zwei abreisen werden. Somit den doppelten Preis bezahlen, aber fix einen Platz hätten. Ein Plan B war noch nicht ganz ausgearbeitet. Naja, ist erst in zwei Tagen ein Thema. So checkten wir im Hotel ein, bezogen ein wunderschönes Zimmer und Plan B war geboren. Verlängern von zwei auf vier Nächte! Ist zwar nicht budgetkonform, aber wer interessiert sich denn schon für Details, hahaha. Gesagt - getan.

So, jetzt war retablieren angesagt. Das will heissen, Maui einräumen, sämtliche Wäsche waschen und dem Körper auch wieder die nötige Aufmerksam geben. In Jürgs Gesicht ist in den vergangenen Tagen ein riesiges Gestrüpp gewachsen, das musste weg. Für die Wäsche gab es glücklicherweise im Hotel mehrere Waschmaschinen für die Gäste. Doch jene in unserem Sektor war defekt, so dass wir auf andere ausweichen mussten. Wir hatten parallel an drei verschiedenen Orten die Wäsche am Waschen und Trocknen. So rannten wir von einer Maschine zur anderen und machten somit fast einen Halbmarathon. Gegen Abend hatten wir alles erledigt und waren parat für eines der vier Restaurants, die im Hotel angeboten werden. Die erste Wahl fiel auf den Italiener, was dann auch wirklich sehr lecker war.

Heute am 25.06.2019, war der 10. Todestag von Michael Jackson - King of Pop. Musik, die wir nie vergessen werden, thx.

Hier endet die 2. Etappe unserer Australien-Reise und wir freuen uns auf den nächsten Abschnitt.