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01.06.19 - 06.06.19

Shark Bay / Coral Coast

Guda da Guda (Gutharraguda), will heissen zwischen zwei Wassern bzw. Shark Bay. Hier in der Shark Bay machten wir heute eine Tour durch den Francois Peron National Park. Unser Tourguide Capes, ein First Nations oder anders ausgedrückt ein Aborigines, dazu ein Land Cruiser, Chiara und Marco, ein frisch vermähltes junges Paar aus Italien, sowie wir beide; das war das heutige Gespann. Gestartet hatten wir eigentlich nicht so gut, denn wir waren pünktlich um 08:30 Uhr parat, doch weit und bereit war nichts zu sehen von unserem Tourguide. Nach 20 Minuten riefen wir mal an, um zu fragen wie es mit der Tour aussieht. Man bestätigte uns, er sei unterwegs und komme bald. Es war bestimmt schon nach 09:00 Uhr bis er endlich eintraf. Doch er machte mit seinem Einsatz die Verspätung wieder gut. Etwas mehr als 40 Kilometer erstreckt sich die Sandpiste zwischen Akaziengebüsch, Spinifex und sonstigen Sträuchern bis zum Cape Peron hinauf. Fantastische Badebuchten in einer Farbenpracht mit weissem, rotem und einem Mix daraus in orangem Sand, gepaart mit dem dunkelblauen Wasser und hellblauen Himmel. Das Baden liessen wir natürlich nicht aus. Capes erklärte uns ganz viele Pflanzen und deren Wirkung für den Körper und Geist, das Leben der Aborigines und ihrer Kultur. Leider haben wir keinen Thorny Devil (Dornteufel, eine Echsenart) gesehen. Der Winter ist zu kühl für diese Tiere. Dafür hatten wir eine ganze Emu Familie sowie einen Delfin gesehen. Capes hat uns auch gezeigt, wo die Kängurus nach Wasser buddeln. Ebenfalls haben die gefährlichste Schlange überhaupt gesehen, eine Black Arrow Head Snake, ein wirklich ganz gefährliches Teil (siehe Foto Shark Bay 004) :-). Eine Rechteckige gelbe Tafel mit einem schwarzen Pfeil gefolgt von einer Schlangenlinie. Will heissen, die Strasse ist schlängelt und somit nicht übersichtlich. Auf der Strasse zu fahren ist definitiv x-fach gefährlicher als die giftigen Tiere in Australien!

Da es derart viele Fliegen hatte, verschoben wir den Lunch auf den Nachmittag bzw. schon fast Abend, als wir die alte Schaffarm erreichten. Währenddessen auf dem Grill der Fisch brutzelte, genossen wir in einem Hot Tub das 40 Grad warme Wasser, das aus 500 Metern hochgepumpt wird. Ziemlich müde erreichten wir kurz nach Sonnenuntergang den Campingplatz. Es war eine ganz interessante und lehrreiche Tour mit Capes und «Honeymoon from Italy» (so nannte Capes die beiden frisch vermählten Italiener) ;-), welche wir in Monkey Mia absetzten.

Beim Nachtspaziergang in Denham suchten wir das Old Pearler Restaurant auf. Nicht wegen dem Essen, sondern wegen der Bauweise. Das 1974 erbaute Restaurant ist wohl die einzige Gaststätte der Welt, die mit Herzmuscheln gebaut ist. Die kleinen Muscheln wurden mit Zement zu Blöcken gegossen und dann wie Backsteine geschichtet. Eine ganz tolle Bauweise mit Material, das am Stand des Shell Beaches, soweit das Auge reicht, vorkommt.

Es war Sonntag vor dem Feiertag von Western Australia, welcher immer am ersten Montag im Juni gefeiert wird. Nichts Neues am Morgen und die Karawane zog weiter gegen Norden bzw. zuerst mussten wir die ca. 130 km der Shark Bay zurückfahren. Dann ging es vom Overlander Roadhouse auf dem North West Coastal Highway 1 definitiv Richtung Norden bis nach Carnarvon. Die ca. vier Kurven unterwegs hätte man auch ohne Steuerrad bewältigen können. Schnurgerade die Streckenführung soweit das Auge reicht, einfach nur gerade aus. Aber das Steuerrad von unserem Camper half, dass wir nicht einknickten bei dieser langweiligen Fahrt. In Carnarvon füllten wir unsere Lebensmittelvorräte wieder zünftig auf. Es ist wohl im Umkreis von ca. 1‘000 km gegen Norden die letzte grössere Stadt. Somit war es sinnvoll, nochmal alles aufzufüllen. Vor dem Campingplatz in Carnarvon gibt es eine Autowaschanlage und eine Waschanlage für Grossfahrzeuge wie Camper. Doch das war es nicht, um es zu erwähnen. Das wirklich spezielle sind die beiden Dog Wash Stationen (Hunde Waschautomaten). Wenn man Glück hat, kommt der Hund hinten frisch gewaschen wieder raus. Wenn die Anlage falsch eingestellt ist, wird er wohl pink eingefärbt. Im dümmsten Fall aber kommt er als Hot Dog wieder raus, jedoch ohne Senf und Ketchup. Direkt hinter dem Campingplatz steht die grosse Satellitenschüssel «The Big Dash», welche bis 1974 für die beiden Raumfahrtprogramme Gemini (das zweite bemannte Raumflugprogramm) und Apollo (Mondlandung) von der NASA betrieben wurde. Bei der Apollo 11 Mission, der ersten und einzigen Mondlandung am 21. Juli 1969, kamen die ersten Signale vom Mond von Neil Armstrong über diese Antenne auf die Erde. Das ist ebenfalls Erdgeschichte - Neil Armstrong sagte damals bevor er den Mond betrat: Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit! In ein paar wenigen Wochen jährt sich die Mondlandung zum 50igsten Mal. Wie recht er doch damals hatte! Die Quantensprünge der Technologie der vergangenen Jahrzehnte wären niemals möglich gewesen, wenn nicht Staaten Milliarden in solche Projekte gesteckt hätten.

Ein kleiner Umweg von 2 x 50 Kilometern brachte uns zu den Blowholes von Carnarvon. Blowholes sind Löcher in Felsen an der Küste, durch die, infolge des Wellengangs, Meerwasser in die Höhe geschossen wird. In Carnarvon sind es bis zu 20 Meter hohe Fontänen. Für ein solches Spektakel können auch zusätzliche 100 Kilometer problemlos in Kauf genommen werden. Naja, wenn es heisst «bis zu», dann wird das ja auch nicht der Alltag sein. Aber immerhin erwarteten wir ein paar mächtige Fontänen. Von den möglichen 20 Metern zeigten sich dann nur gerade mal die ersten 10 % (Schnellrechner wissen jetzt schon, dass das 2 Meter sind; alle anderen konnten es jetzt nachlesen). Auch eine halbe Stunde warten änderte nicht viel an der Situation und auch blaue Pillen hätten nicht geholfen! Es braucht einen entsprechenden Wellengang für dieses Naturschauspiel. Was aber trotzdem äusserst lohnend war, war die raue und zerklüftete Küste; recht beeindruckend. Nach diesem Abstecher fuhren wir weiter nach Norden, unserem nächsten Ziel entgegen. Gute 45 Minuten vor der Zielankunft in Coral Bay erreichten wir zwischen nirgendwo und nirgendwo eine braune Tafel am Strassenrand mit der Inschrift «Tropic of Capricorn» (südlicher Wendekreis). Dieser astronomisch wichtige Kreis auf 23 Grad, 26 Minuten und 05 Sekunden südlicher Breite ist der Wendepunkt der Sonne. Das heisst, es ist der höchst stehende Punkt der Sonne bei Sommer- und Winterbeginn im Zenit und steht somit im rechten Winkel zur Erdachse. Den Kreis sucht man vergebens in der Landschaft, es handelt sich hierbei um einen virtuellen Kreis. Zwischen dem südlichen und nördlichen Wendekreis befinden sich die Tropen. Das ist nun die Gegend, in der wir die nächsten paar Wochen unterwegs sein werden. Im Laufe des Nachmittags erreichten wir Coral Bay, eine der schönsten Buchten am Ningaloo Reef. Nachdem wir den Camper wieder vollgetankt hatten, checkten wir im Peoples Caravan Park ein, quasi direkt am Strand.

Pünktlich um 07:45 Uhr standen wir mit unserer Schnorchel Ausrüstung bei der Coral Bay Eco Tours; wir hatten eine Manta Ray Tour gebucht. Unsere Erwartungen hatten wir tief angesetzt, damit dann die Enttäuschung nicht allzu gross sein wird, wenn wir keinen Manta Ray sehen werden. Somit sagten wir uns, wenn wir einen sehen, dann ist der Tag völlig erfüllt. Wir starteten nach einer kurzen Fahrt mit dem Boot mit einer ersten Schnorchel Tour, um das Equipment zu testen. Völlig unerwartet sichteten wir bereits zwei Grünschildkröten, die sich durch unsere Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen liessen. Danach fuhren wir etwa eine Stunde weiter mit dem Schiff in das Gebiet der Mantas. Rund um Coral Bay soll es eine Population von ca. 80 Stück ihrer Art geben. Das heisst, um diese zu finden, braucht es Unterstützung aus der Luft (ja, ist auch nicht ökologisch, aber...). Plötzlich hiess es auf dem Boot, alles bereit machen und kurze Zeit später sprangen wir ins Wasser. Die Wassertemperatur liegt bei ca. 22 - 23 Grad und ist somit deutlich höher als noch vor ein paar Tagen an der Südküste. Der Tourguide zeigte mit seinen Handbewegungen an, wo sich ein Manta befand. Wir schwammen genau in diese Richtung und staunten nicht schlecht, als unter uns, ein wie ein schwarzes Tuch im Wasser schwebender Manta sich elegant fortbewegte. Übrigens beim Manta handelt es sich nicht um einen alten Opel mit Fuchsschwanz, sondern um einen Fisch. Der Riffmanta ist eine Rochenart, welcher zu der Familie der Teufelsrochen gehört. Der Name passt eigentlich gar nicht zu diesem wunderschönen Tier, welches eine Spannweite der Flossen bis maximal 5,5 Meter und eine Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h haben kann. Unser Manta hatte eine Spannweite von ca. 3,5 Metern. Wir konnten bestimmt 20 Minuten mit ihm mitschwimmen. Wow, ein ganz eindrückliches Erlebnis. Der Tag war gerettet und das Ziel erreicht. Wir hatten Glück und ein zweiter Manta wurde gesichtet. Das Wasser war wohl nur noch etwa 4 - 5 Meter tief, da wir uns in Küstennähe befanden. So sahen wir diesen wunderschönen Fisch relativ nahe. Dieses Mal mussten wir zeitweise mächtig paddeln, damit wir die Geschwindigkeit mithalten konnten. Nach etwa 15 Minuten liessen wir ihn wieder allein weiterziehen. Perfekt, zwei Mantas gesehen und eine halbe Ewigkeit mitgeschwommen, was will man mehr. Wieder zurück auf dem Boot kam nochmals eine Meldung, dass ein Manta gesichtet wurde. Und schnurstracks waren wir wieder im Wasser. Was wir jetzt zu sehen bekamen, übertraf unsere kühnsten Träume. Um Nahrung aufzunehmen machen Mantas eine Rückwärtsrolle und wiederholen dies vier bis fünf Mal. Wir trauten unseren Augen kaum, dass wir dieses Spektakel miterleben konnten. Die Roche war noch nicht satt! Sie wiederholte dieses Mal um Mal, schwamm 10 Meter weiter und drehte sich wieder Rückwärts, vier, fünf Mal. Das Wasser war ca. 4 Meter tief und wir konnten an der Oberfläche direkt über dem Tier schwimmen und zuschauen, wie es seine Rollen drehte. Bei weit geöffnetem Mund sah man tief in den Rachen hinein. Eindrücklich, einfach nur eindrücklich dieses Naturschauspiel! Unbeschreiblich was wir hier erlebt haben. Ein Erlebnis, dass man nie vergisst. Nach über 30 Minuten liessen wir mit ganz viel Freude dieses tolle Tier weiterziehen. Zurück auf dem «Kutter» gab es ein leckeres Mittagessen und wir genossen die warmen Sonnenstrahlen auf dem Oberdeck nördlich der Coral Bay. Beim Schnorcheln am Nachmittag konnten wir nochmals mit zwei Schildkröten um die Korallen ziehen. Völlig unbeeindruckt und unbeirrt von uns waren die wunderschönen Tiere in ihrem Element unterwegs. Des Weiteren sahen wir einen Stachelrochen, einen Weissspitzen-Riffhai, viele Schnapper (Fische) und alle, die im Film «Findet Nemo» vorgekommen sind.

Am späteren Nachmittag kehrten wir wieder zur Basis zurück. Nach diesem wunderbaren Tag verzichteten wir aufs Kochen und genossen Gnocchi und Pasta im Ningaloo Reef Cafe. Diesen einmaligen Tag werden wir wohl nie mehr vergessen, genau gleich, als wir vor 8 Jahren am selben Ort mit Walhaien schwammen. Das sind Highlights im Leben, die vergisst man nie! Thx an das Team der Coral Bay Eco Tours. What a wonderfull day!!!

Von der gestrigen Tour waren wir so hundemüde, dass wir erst einmal so richtig ausschlafen mussten. Wie man unschwer hören konnte, war der Wind relativ stark und wir wussten, dass wir heute nichts verpassen werden. So nutzten wir die Zeit, den weiteren Fahrplan unter Berücksichtigung der Wettervorhersage zu definieren. Dabei mussten wir uns vom nächsten geplanten Beach in Exmouth verabschieden, denn es war Regen für die kommenden Tage angesagt. So stellten wir das Programm etwas um und planten mehr Zeit für den nächsten Nationalpark ein, den Karijini NP bei Tom Price. Auf Umwegen konnten wir ein 4 WD Fahrzeug für diese Zeit reservieren, damit wir auf eigene Faust diesen Park erkunden können.

Im Laufe des Nachmittags versuchten wir es mit einem Gang zum Schnorcheln direkt am Beach. Doch die Sicht war wegen dem Wind und den Wellen nicht optimal und das Wasser war auch nicht so warm wie gestern. So war das Vorhaben dann auch bald mal beendet. Das wiederum hatte zur Folge, dass wir die erste Schlange zu Gesicht bekamen. Unter den Wäscheleinen kroch eine kleine Tree Snake durchs Gras und steuerte den nächstgelegenen Baum an. Die Baumschlange war ca. 60 Zentimeter lang, knapp fingerdick und mit einer ganz schönen Musterung. Trotzdem werden wir wohl keine Freunde werden.

Auch der nächste Tag brachte nichts Besseres was das Wetter betraf. So nutzten wir den Tag für «Maintenance». Das will heissen: Wäsche waschen, Fahrzeug reinigen, Öl und Wasser am Motor kontrollieren usw. Des Weiteren mussten wir die Planung für die Gibb River Road in Angriff nehmen, welche dann in knapp 10 Tagen beginnen wird. So hatten wir einen recht gemütlichen Tag und genossen dann nochmals die warmen Sonnenstrahlen am Strand.