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16.05.19 - 18.05.19

Südwestküste

Ungewöhnliche Geräusche am frühen Morgen auf dem Dach des Campers. Die Vögel waren es nicht, es war zu regelmässig. Regentropfen! Das stand aber nicht auf der Wunschliste. Morgens um 07:00 Uhr, Fremantle, Regen, so sah es draussen aus. Somit gab es auch keinen Grund, den Tag in voller Eile zu starten. Als wir unser Gefährt in Richtung Süden in Bewegung setzten, gab der Regen etwas nach. Als erstes mussten wir einen Telstra (australischer Telekom Anbieter) auffinden. Damit wir die elektronischen Daten verarbeiten können, brauchen wir mehr Power. Das Swisscom Abo fürs Ausland sowie das Datenpaket des Campers reichen bei Weitem nicht aus. Somit muss ein Hotspot her, mit genügend Datenvolumen.

Anschliessend fuhren wir der Küstenstrasse entlang nach Rockingham. Leider konnten wir infolge der Witterungsverhältnisse keinen Ausflug nach Penguin Island unternehmen. Es hätte noch gut gepasst, ein paar Zwergpinguine zu sichten. So fuhren wir weiter bis nach Mandurah, ein Städtchen, das mit seinen Inlets an Miami erinnert. Überall an den Kanälen stehen grosszügige Häuser mit Motorbooten vor den Veranden.

Am nächsten Morgen, nicht unweit des Campingplatzes, besichtigten wir die Thrombolithen. Das sind microbiologische Organismen, welche zu den ältesten Lebewesen zählen und nur an ganz wenigen Stellen auf der Erde noch vorkommen. Sie haben eine sehr grosse Ähnlichkeit mit den Stromatolithen, welche wir noch in der Shark Bay sehen werden. Für jeden normalen Erdenbürger sehen die Dinger wie Pollensteine im Wasser aus. Auf jeden Fall ist es ein Besuch wert, wenn man schon fast daran vorbeifährt. Alan und Adele haben uns den Farmers Market in Bunbury nicht nur empfohlen, sie meinten sogar, wir müssten dort hin. Das Ladenkonzept ist 1:1 wie bei IKEA, zwischen dem Eingang und dem Ausgang gibt es nur einen Schlauch entlang den Regalen ohne Möglichkeit für eine Abkürzung. Im Gegensatz zum schwedischen Einrichtungshaus, werden hier Gemüse, Früchte und Fleisch in grossen Mengen direkt vom Hof aus der Umgebung Feil gehalten. Noch nie hatten wir so einen Markt gesehen, das Angebot ist riesig und frischer geht es fast nicht mehr. Wir zogen los, um ein paar dieser feinen Köstlichkeiten zu erwerben. Die Tasche musste durch einen Korb ersetzt werden, bzw. bald durch einen Wagen. Soooo viele leckere Sachen gab es zum Einkaufen! An der Kasse dann die Ernüchterung schlechthin: AUD 236.-- was in etwa CHF 165.-- entspricht. Doch letztendlich war es jeden Dollar wert, die Lebensmittel sind top! Vielen Dank für den tollen Tip.

Der Busselton Jetty war unser nächstes Ziel auf dem Weg Richtung Süden. Der Jetty ist ein 2 km langer ins Meer hinausgebaute Steg, welcher für das Verladen von Holz genutzt wurde. Heute ist es eine Touristenattraktion und beim Western Australian Ironman Triathlon Startpunkt fürs Schwimmen. Auf das Schwimmen haben wir heute verzichtet, vor allem auch weil die Wassertemperatur von ca. 18 Grad nicht gerade dazu einlädt. Ein Spaziergang auf dem Steg war dann doch viel angenehmer.

Ein Highlight hatten wir heute noch auf dem Fahrplan, die Canal Rocks bei Yallingup. Zwei Kanäle im rechten Winkel zwischen vier Gesteinsmassiven direkt an der Küste des Indischen Ozeans. Die Wellen treffen vom offenen Meer her auf die Felsen und drücken sich mit Getöse durch den vertikalen Kanal. Der Wasserpegel im Inlet steigt massiv an und senkt sich anschliessend wieder. Ein Naturschauspiel der Extraklasse.

Auf dem Weg nach Margaret River fuhren wir an zahlreichen Weingütern mit wunderschönen Gutshäusern und farbigen Rebenfeldern vorbei. Die Gegend hier ist sehr bekannt für australische Spitzenweine. Mittlerweile war es auch schon wieder nach 17:00 Uhr, die Sonne senkte sich dem Horizont entgegen und wir waren immer noch unterwegs. Bei Dämmerung muss man sehr vorsichtig fahren, da dann die Kängurus aktiv werden und es zu Unfällen kommen kann. Bisweilen hatten wir noch keine dieser Hüpfer gesehen (ausser im Strassengraben) und so staunten wir nicht schlecht, als direkt neben der Strasse ein Feld mit ca. 30 Kängurus zu sehen war. Wir fuhren ganz langsam an den Strassenrand, um ein paar Fotos zu schiessen. Noch bevor wir die Kameras richtig zur Hand hatten, machte sich das ganze Rudel auf und suchte Deckung im naheliegenden Unterholz. Sämtliche Augenpaare waren auf uns gerichtet und verfolgten unser Handeln. Nicht doof diese Viecher! So wurde das nichts mit dem Känguru Foto. Wir gehen aber davon aus, dass wir noch die eine oder andere Gelegenheit dazu haben werden. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir den Campground.

Und wieder weckte uns ein Geräusch morgens um 07:00 Uhr. Es war der Wecker. Da die Tage etwas kürzer sind, bzw. die Sonnenscheindauer nicht so lange ist, müssen wir jeweils zeitig aufstehen, damit wir die Highlights des australischen Südwestens geniessen können. Nachdem wir das Fahrzeug startklar gemacht hatten, ein leckerer Kaffee aus unserer Dolce Gusto Maschine geflossen war und wir die Enten mit Trauben gefüttert hatten, fuhren wir eine Tankstelle an, um eine Ladung Diesel zu bunkern. In Margaret River machten wir einen kurzen Halt für einen Boardwalk entlang der Hauptstrasse. Dann fuhren wir auf der Cave Road weiter in den Leeuwin Nationalpark mit den schönen Karri Bäumen, eine Gattung des Eukalyptus. Die vielen hochstämmigen Riesen, welche praktisch keine Äste im unteren Drittel haben, reihen sich fast Stamm an Stamm, so dass sich eine spezielle Perspektive ergibt. Der Weg zum Boranup Lockout mit Sicht über den ganzen Wald war ca. 2 km lang und ungeteert. Der Camper eignet sich nun wirklich nicht, um auf unbefestigtem Untergrund zu fahren; Schlaglöcher und Waschbrettpiste machen es nicht einfacher. So fuhren wir in Schneckentempo durch den Wald. Das war wohl nicht die beste Idee (ist vom Vermieter bis max. 12 km Distanz genehmigt), doch der Ausblickt hatte sich allemal gelohnt.

Zurück auf festem Boden fuhren wir zur Hamelin Bay. Anscheinend sollen dort Stachelrochen (Stingrays) jeweils bis an den Stand schwimmen. Ausgerüstet mit dem Fotoapparat marschierten wir an den Strand. Um die Tiere zu sehen, muss man ein paar Schritte ins Wasser machen. Doch mit langen Hosen und Turnschuhen sind wir wohl nicht richtig gekleidet für dieses Abenteuer. Nachdem wir uns erkundigt hatten, ob es denn auch wirklich Rochen hat, wechselten wir unser Tenue. Mit kurzen Hosen und Strandschuhen machten wir uns ein zweites Mal ans Meer Ufer hinunter. Ungeduldig und vor allem ungläubig warteten wir halb im Wasser stehend auf die Fische. Vielleicht sind wir ja zu spät und das Spektakel war ohne uns bereits vorüber. Das Warten hatte sich gelohnt! Ein Erlebnis der Superlative! Weit über eine Stunde standen wir im immer noch ca. 18 Grad kalten Meerwasser und bestaunten die Stingrays, mit bis zu 1,5 Meter Spannweite, wie sie am Strand vorbeizogen. Wir hätten sie von Hand berühren können, so nah kamen sie. Wir hielten auf jeden Fall den nötigen Abstand, da die Viecher mit ihrem Stachel nicht ganz ungefährlich sind. Dies war ein absolutes Highlight, einfach nur wow!

Der Tag war noch nicht zu Ende. Wir waren immer noch auf der Cave Road unterwegs und die Strasse heisst so, weil sich wirklich mehrere Höhlen in dieser Gegend befinden. So entschieden wir uns, bei einem Höhlenbesuch die Landschaft unter der Erde zu bestaunen und fuhren in die Jewel Cave. Wir sind nicht die Höhlengänger und ich hätte beinahe schon auf der ersten Treppe rechtsumkehrt gemacht, wären da nicht noch ein paar Leute hinter uns gelaufen. Die Aufzeichnung der Pulsuhr hätte wohl deutlich nach oben ausgeschlagen. Ich hasse Höhlen! Ich hatte wohl zu viele Filme gesehen, die nicht glücklich in Höhlen endeten. Doch die Neugier trieb mich wohl weiter voran; später dann die Faszination der wirklich wunderschönen Tropfsteinhöhle, die bis 42 Meter unter die Erde der Karri Bäume reicht. Es ist die grösste und wohl schönste Höhle hier im Westen Australiens. In Augusta fanden wir einen Campingplatz direkt am Stand und unser erstes BBQ gelang auf Anhieb. Was für ein Tag!