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21.05.19 - 23.05.19

Südwesten

Nachdem wir die Eiszapfen an der Sonnenstore abgeschlagen hatten, fuhren wir weiter. Nein, so schlimm war es nicht. Aber wie schon erwähnt, es ist Winter und die Temperaturen sinken in der Nacht in einen einstelligen Bereich. Die Navigation von heute war recht simpel. Geradeaus, links abbiegen, dann weiter geradeaus und dann sind wir am Ziel. Der Haken daran war, dass wir erst nach 115 km links abbiegen werden und dann nochmals 200 km ohne Abzweiger bis nach Hyden vor uns haben werden. Dort steht wohl nach dem Uluru der zweit bekannteste Fels in Australien; der Wave Rock. Den Fels, der aussieht wie eine riesen grosse Surfwelle, den wollten wir nun endlich auch entdecken. Der Preis dafür sind 2 x 200 km zusätzliche Fahrstrecke hin und zurück. Was macht man nicht alles, um eine Attraktion zu sehen! Und ja, es ist wirklich so wie es überall geschrieben steht; mehr als die Welle ist nicht zu sehen. 15 Meter hoch und eine Länge von 110 Metern misst der ca. 2,7 Milliarden Jahre alte und durch die Witterung geformte Granitfels. Das ist sehr eindrücklich, wenn man sich das Alter und die Zeit für die Gestaltung so richtig vor Augen führt. Der «kleine» Abstecher hat sich gelohnt.

Der grosse Rennfahrer Niki Lauda hat sein letztes Rennen verloren. R.I.P. Niki.

Am nächsten Morgen nahmen wir die 200 km zurück nach Ravensthorpe wieder unter die Räder. Während diesen gut 2 Stunden Fahrt bestand die Landschaft links und rechts des Highway 40 praktisch nur aus abgemähten Kornfeldern, die nicht vor dem Horizont endeten. Gigantische Flächen die hier bewirtschaftet werden. Etwa alle 50 km waren Kornspeicher in einer Grösse zu sehen, die die Unmengen von Getreide lagern. Es wäre interessant während der Ernte hier zu sein, wenn wohl unzählige Mähdrescher die Felder schneiden und die Roadtrains das Korn zu den Speichern bringt.

Ein kurzer Tankstop in Ravensthorpe und wir nahmen die nächsten knapp 200 km bis Esperance in Angriff. Eingangs von Esperance kündigte sich der Pink Lake an, ein See in pinkiger Farbe. Doch die Enttäuschung war gross. Nicht im Ansatz ein farblicher Unterschied zu anderen Seen. In der Stadt angekommen bezogen wir einen Platz auf dem Campground. Von der Esplanade, der Uferstrasse, sieht man die unzähligen vorgelagerten kleinen Inseln. Zum Nachtessen entschieden wir uns ein Restaurant aufzusuchen, was dann aber nach 18:00 Uhr nicht mehr so einfach war. Also nahmen wir die einzige Gelegenheit, die sich anerbot und wir wurden richtig positiv überrascht. Grüner Salat mit Avocado und Erdbeeren angereichert, Filet Mignon und Chicken Brest mit Gemüse sowie zum Dessert einen Apple Crumble. Mann, war das lecker!

Heute konnten wir mal so richtig ausschlafen. Nicht, dass wir nichts zu tun hätten, doch der nächste Termin stand erst kurz vor Mittag an. Mit den Worten: Hello, I‘m your pilot, begrüsste uns eine junge Lady. Sherrell instruierte uns mit den relevanten Sicherheitsvorkehrungen an Bord der 8-plätzigen Maschine. Kurze Zeit später starteten wir unseren Flug zum Lake Hillier. Der Himmel war noch mit Wolken behangen und die Sonne zeigte sich spärlich. Je länger der Flug über der Küste von Esperance dauerte, desto besser wurde das Wetter. Nach ca. 50 Flugminuten erreichten wir die Insel Middle Island. Nicht der Insel wegen flogen wir dorthin, der Grund war ein anderer. Schon aus der Ferne konnten wir den ca. 600 Meter langen Salzsee erkennen, der von den Australiern als ein Weltnaturwunder erklärtes Phänomen gilt. Es ist die pinkige Farbe dieses Sees, die wir sehen wollten. Und wenn wir von pink sprechen, dann meinen wir auch pink! Die Farbe sieht aus wie ein Bubble Gum. Mittlerweile schien die Sonne mit voller Kraft und die Farbe des Sees kam so richtig zur Geltung. Was für ein Anblick! Eine grün bewachsene Insel, ein pinkiger See und ringsherum das blaue Meer. Man nimmt an, dass die Farbe von organischen und anorganischen Stoffen sowie verschiedenen Bakterien und Algen im See herstammt. Sherrell drehte ca. 3 oder 4 Mal einen engen Kreis im Uhrzeigersinn und anschliessend nochmals gleich viele in die andere Richtung über dem See, so dass wir beidseitig dieses Phänomen aus der Luft geniessen konnten. Der Küste entlang flogen wir über die tollen Buchten mit unendlich langen Sandstränden. Die blaue Farbe des Meeres, der weisse Sand und die grüne Küstengegend waren traumhaft aus der Luft zu bestaunen. Ebenfalls überflogen wir den Cape le Grand Nationalpark mit der Lucky Bay. Mehr zu dieser Bucht dann im Anschluss. Ebenfalls staunten wir über die Weite dieses Landes, gezeichnet durch Busch und Steppe, Kornfeldern, Wiesen für die Schaf- und Rinderzucht. Nach einem grossen Kreis über der Stadt von Esperance landeten wir nach gut 100 Minuten wieder auf dem kleinen Flugplatz. Wow, das war ein ganz tolles Erlebnis und jeden Dollar wert. Auf die Liste «100 Dinge die du gesehen haben musst bevor du stirbst» gehört der Lake Hillier definitiv dazu. Keine Angst, spätestens nach der Nummer 99 würden wir keine neuen Naturhighlights mehr aufsuchen.

Der Tag gab uns noch etwas Zeit, so dass wir noch ein weiteres Phänomen in der Gegend auskundschaften wollten. Wir steuerten die rund 60 km entfernte Lucky Bay an. Der Name stammt übrigens von Matthew Filders (englischer Kartographe), der im Jahre 1802 während eines wütenden Sommersturms in der Bucht rettenden Schutz fand. Die Lucky Bay wird bei den Australiern als die Bucht mit dem weissesten Sandstrand angepriesen. Dasselbige gilt auch für den Whiteheaven Beach auf Whitsunday Island, welchen wir schon vor 8 Jahren besucht hatten. Uns kann es ja sch...egal sein, welches nun der weisseste Sandstrand ist. Denn schön sind sie so oder so, weiss sind sie auf jeden Fall und wir sind aus einem komplett anderen Grund hierhergefahren. Mit etwas Glück sieht man hier am Stand Kängurus, die diesen schönen Ort ebenfalls für sich entdeckt haben. Beim Heranfahren zum Parkplatz haben wir zwei kleine Kängurus angetroffen, die recht zutraulich waren. Isabella konnte quasi ein «high five» mit einem dieser beiden machen. Am Strand selbst sahen wir dann leider keine dieser Hoppelviecher, doch die anderen beiden waren immer noch in der Nähe des Parkplatzes. Bevor die Sonne unterging, erreichten wir unseren Zeltplatz in Esperance. Wir hatten wieder einen ganz tollen Tag in einer traumhaften Gegend erlebt.