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24.05.19 - 26.05.19

Südwesten

Fünfzehn Minuten früher als sonst (für die, die es schon kennen, das wäre dann 06:45 Uhr) standen wir auf und machten uns auf den Weg Richtung Kalgoorlie. Nach 200 km machten wir in Norseman dann unseren ersten Zwischenhalt. Wir hatten hier eine Mission zu erfüllen. Es ging dabei um die Löcher Nummer 14 und 15 der Nullarbor Links. Nullarbor heisst die Wüste an der Südküste an der grossen australischen Bucht und die Übersetzung von Nullarbor heisst «keine Bäume». Nullarbor Links, der in Ceduna, Südaustralien beginnt und in Kalgoorlie, Westaustralien endet, ist mit einer Länge von 1’365 Kilometer der längste 18 Loch Golfkurs der Welt. Da wir von Golf spielen absolut gar keine Ahnung haben, versuchten wir uns gar nicht damit, einen Abschlag zu machen. Ebenfalls hätte man das eigene Equipment dabeihaben müssen. Nichts desto trotz nutzten wir das 4 Par Golden Horse Loch Nummer 14 für ein Fotoshooting auf dem längsten Golfplatz der Welt. Nach diesem Hole in one nahmen wir die restlichen 200 km in Angriff. Der Highway war recht gut zu befahren und wir kamen zügig voran. Zweimal mussten wir infolge eines Schwertransportes die Strasse räumen. Wenn ein orange blinkendes Fahrzeug mit der Aufschrift «Oversize Vehikel» einen solchen Transport ankündigt, dann verlässt man besser die Fahrbahn, wartet linker Hand im Strassengraben und staunt was einem entgegenfährt. Der erste Transporter hatte wohl einen Druckbehälter mit einem Durchmesser von mehr als 5 Metern geladen, der zweite brachte eine Yacht, deren Wert im siebenstelligen Bereich liegen dürfte. Also unsere Yacht war es auf jeden Fall nicht. Denn die bestellen wir erst nach der Australien Reise, wenn danach noch ein paar Cents übrigbleiben. Das reicht dann vielleicht noch für ein Gummiboot mittlerer Grösse - hahaha.


Unser Plan ging perfekt auf! Wir erreichten um ca. 14:00 Uhr Kalgoorlie und steuerten direkt den Flugplatz an. Unsere Absicht war es noch an diesem Nachmittag einen Flug zu kriegen, um den Super Pit zu überfliegen. Was ist Super Pit?! Das hat nichts mit Superman oder einem sonstigen Super-Hero zu tun. Es handelt sich hierbei um das grösstes Goldbergwerk, das im Tagebau betrieben wird und das viertgrößte der Welt ist. Mit einer Grösse von 1,5 km Breite, einer Länge vom 3,5 km sowie einer Tiefe von 660 Metern könnte man den Uluru problemlos darin unterbringen. Der gut 10-minütige Flug über diesen Riesensandkasten, der ab ca. 1990 entstanden ist, war sehr eindrücklich und verdeutlichte die Dimension dieser Mine ganz besonders. Anschliessend fuhren wir mit dem Camper zum Lookout am Kraterrand und staunten in das riesige Loch hinunter.

Für den nächsten Tag hatten wir eine Tour in die Super Pit Mine gebucht. Mit einem Bus fuhren wir in die Anlage und anschliessend in den riesigen Krater hinein. Pures Staunen über die Grösse eines Lochs in der Erdoberfläche, welches über die letzten knapp 30 Jahren entstanden ist. Dazu ein paar Zahlen: 20‘000 Kilogramm werden jährlich abgebaut. Bei einem Preis von ca. CHF 41‘000/kg wären das dann CHF 820 Millionen. Die Caterpillar 793 Muldenfahrzeuge sind 166 Tonnen schwer und fassen eine Zuladung von 225 Tonnen; Kosten pro Fahrzeug ca. CHF 3 Mio. Auf die Landung von 7 solcher Trucks kommt ein Goldgehalt von der Grösse eines Golfballs zusammen, Gewicht ca. 0,5 kg. Ein Bridgestone Pneu ist 5 Tonnen schwer und jedes Fahrzeug hat 6 Reifen; somit 30 Tonnen Bereifung. Wir fuhren mit dem Bus neben einen Schaufelbagger Komatsu PC8000. Das Rauppenfahrwerk war gleich hoch wie der Bus und der Turm hätte problemlos über den Bus schwenken können. Gewicht: 710 Tonnen.

Der ganz grosse Goldrausch aus dem späten 19. Jahrhundert, als Kalgoorlie 30’000 Einwohner zählte, ist schon längst hinüber, aber immer noch sehr eindrücklich zu sehen.

Auf Grund eines Insider Tips assen wir im Palace Hotel im Balcony Restaurant ein Medaillon Premium Eye Filet vom Feinsten (vielen Dank an Kusi für diesen Tip) auf der Terrasse und genossen dazu den Sonnenuntergang. Das war Kalgoorlie, eine Stadt, die an der Golden Mile liegt, einer der größten Goldadern der Welt.

499 km geradeaus. Das war heute Morgen 07:45 Uhr auf dem Display des Navis zu sehen. Das heisst, bis 100 km vor Perth können wir auf dem Great Eastern Highway 94 fahren, ohne einmal abzubiegen. So nahmen wir den Weg in Richtung Perth unter die Räder. Wir kamen recht gut vorwärts. Das Verkehrsaufkommen war überschaubar, vor allem in den Morgenstunden, es war ja auch Sonntag. Einmal mussten wir wegen eines Schwertransportes im Strassengraben anhalten. Die Ladung war eine Mulde für ein Minenfahrzeug und beinahe 3 Fahrbahnen breit. Zwei Tankstopps reichten aus und wir erreichten nach gut 7 Stunden Fahrt die Pumpstation Nr. 1. Auf dem ganzen Weg von Kalgoorlie bis kurz vor Perth fuhren wir der Golden Pipeline entlang. Das ist eine 569 km lange Wasserleitung, die 100‘000 Personen in den Goldfields mit Frischwasser versorgt. Das 1902 fertiggestellte Bauwerk war eine ausserordentliche Ingenieursleistung der damaligen Zeit.

Nahe Scarborough bezogen wir einen der schönsten Campingplätze inkl. 3 Pools und einem kleinen See. Wir hatten uns mit Adele und Alan zum Nachtessen verabredet. Das Restaurant La Capannina befindet sich beim Scarborough Beach Pool, dem wohl schönsten Pool ever, unmittelbar neben dem Beach. Wir genossen ein leckeres Nachtessen und unterhielten uns bestens, bis wir fast die letzten Gäste waren. Anschliessend fuhren sie uns zurück auf den Campingplatz. Wir verabschiedeten uns auf unbestimmte Zeit. Wer weiss, wann und wo wir uns je wieder treffen werden. Aber es war eine schöne Zeit, die wir mit ihnen verbringen durften. Seit 8 Jahren eine ganz tolle Freundschaft mit einem Treffen in Zürich im 2015 sowie Kontakt via Social Media; echt cool.

Die erste Etappe unserer Reise geht hier zu Ende. Wir haben in diesen gut zwei Wochen ganz schöne Orte gesehen, tolle Erlebnisse gehabt und viele interessante Sachen im Südwesten gesehen. Wir sind davon sehr beeindruckt. Die nächste Etappe folgt.